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(Bild: Industrieblick – stock.adobe.com)

Wie also die passenden gewerblichen Mitarbeiter finden? Je nach Art der Tätigkeit, der hierarchischen Einordnung im Unternehmen und dem regionalen industriellen Umfeld sind verschiedene Strategien nicht nur zielführend, sondern notwendig. Viele Strategien zeigen jedoch keinen Erfolg auf Knopfdruck, sondern erfordern langen Atem und eine klare Zielsetzung. Ein wesentlicher Parameter ist die regionale Verbundenheit. Viele gewerbliche Mitarbeiter sind stärker in ihrer Region verwurzelt und möchten in diesem regionalen Umfeld bleiben. Für das Halten von Mitarbeitern ist dies ein positiver Aspekt, für die Gewinnung neuer Mitarbeiter ist dies ein Nachteil.

Bei der Suche nach neuen gewerblichen Mitarbeitern ist es entscheidend, ob die notwendige Qualifikation branchenunabhängig ist oder nicht. Selbst in einem ländlichen Gebiet ist ein kaufmännischer Mitarbeiter für den Innendienst meist leichter zu finden als der Fachmann für die hochspezialisierte Produktionsanlage. Aber selbst branchenunabhängige Qualifikationen sind für mittelständische Unternehmen teils schwer zu besetzen, weil der Arbeitsmarkt über viele Jahre sehr robust war. Aus den Gesprächen mit zahlreichen Unternehmen gibt es jedoch verschiedene Muster im Vorgehen zur Besetzung dieser für das Unternehmen kritischen Stellen. Tendenziell ist ein Unterschied zwischen inhabergeführten Unternehmen und konzerngebundenen Unternehmen festzustellen.

Ausbildung führt zu langer Betriebszugehörigkeit

Zuallererst stecken einige Unternehmen erheblichen Aufwand in die betriebliche Ausbildung von Spezialfunktionen. Einige Unternehmen gehen so weit, dass ihre Betriebe eine über 10-%ige Ausbildungsquote erfüllen müssen, inklusive Übernahmegarantie. Dieser Grundsatz ist sehr weitreichend und kann niemals allgemeingültig sein, er zeigt jedoch wie ernst das Thema ist und wie ernst es auch genommen wird. Ausbildung im eigenen Unternehmen verursacht Kosten auf der einen Seite, auf der anderen Seite lernen diese Mitarbeiter früh neben den fachlichen Fähigkeiten auch die Philosophie und Kultur des Unternehmens kennen. Zudem stärkt es die Verbundenheit und sorgt in der Regel für lange Betriebszugehörigkeiten und hohe Zufriedenheit. Die wirtschaftlichen Vorteile sind schwerer zu beziffern als die Kosten eines Ausbildungsplatzes, aber für zahlreiche Unternehmen sind sie zweifellos seit jeher vorhanden. Wenn die Anzahl anderer Unternehmen in der Region, die Mitarbeiter mit der gleichen Spezialqualifikation beschäftigen, gering ist, dann ist für diese Mitarbeitergruppe die eigene betriebliche Ausbildung der langfristig erfolgreichste Weg.

Darüber hinaus gibt es Maßnahmen, die weniger aufwendig sind, jedoch auch Erfolge zeigen. Sie setzen enge Bindung zu den Mitarbeitern und hohes Vertrauen voraus. Zu nennen ist beispielsweise das Gespräch mit Mitarbeitern, die noch Kontakte zu Mitschülern in der Berufs- oder Meisterschule pflegen. Öfters gibt es hier regionale Gründe (Fahrweg, Wohnort des Partners), die einen Wechsel interessant machen. Immer wieder zieht es ehemalige Mitarbeiter in ihre alte Heimat zurück. Das Halten des Kontakts zu ehemaligen Mitarbeitern wird in der Regel unterschätzt und wenig bis gar nicht praktiziert. „Reisende soll man nicht aufhalten“ hören wir regelmäßig von Arbeitgebern, und es steckt viel Wahres in diesem Satz. Eigentlich heißt dieser Satz aber: „Die Trennung ist endgültig“. Jedoch sollte man „Rückkehrwillige“, gerade im gewerblichen Umfeld, nicht pauschal ablehnen, wenn diese Mitarbeiter einen wichtigen Beitrag zum Unternehmenserfolg und zur Unternehmenskultur geleistet haben. Diese Mitarbeiter berichten oft davon, dass die „Wiese“ woanders eben nicht grüner ist. Sie kennen die Kultur und die Anforderungen des Unternehmens und können sofort wertschöpfend tätig werden.

Hürden zur Bewerbung absenken

Das Schalten von Stellenanzeigen ist für gewerbliche Mitarbeiter mit Spezialqualifikation nach unserer Erfahrung oft nicht zielführend. Die Anzeigen werden nur gelesen, wenn ein Kandidat aktiv auf der Suche ist, aber nicht, wenn der Mitarbeiter lediglich latent unzufrieden und im Grunde wechselbereit ist. In einem engen Markt gilt es jedoch, diejenigen zu finden, die grundsätzlich wechselinteressiert sind, ohne dass sie schon aktiv auf der Suche sind. Wir sehen immer wieder eine nennenswerte Anzahl von Kandidaten, die lediglich einen Anstoß mit einer attraktiven Perspektive benötigen, um sich ernsthaft mit einem Wechsel zu beschäftigen. Hier gibt es mittlerweile innovative Methoden der digitalen, zielgerichteten Ansprache von Kandidaten, die weit über das einfache Schalten von Anzeigen in den sozialen Medien hinausgehen und die Hürden von Bewerbungsportalen zur konkreten Bewerbung absenken. Ohne die Qualität zu vernachlässigen, werden geeignete Kandidaten für weite Unternehmensbereiche gefunden. Gerade für kleinere Unternehmen oder Unternehmen im ländlichen Raum ist dies eine interessante Alternative mit sehr guter Erfolgsquote. Diese Verfahren kommen bewusst ohne die Bewerbungsportale vieler Arbeitgeber aus, da diese oft eine Hürde für die Bewerbung von gewerblichen Mitarbeitern darstellen. Bewerbungsportale helfen der Personalabteilung in der strukturierten und verlässlichen Bearbeitung der Bewerbungen. Für viele Kandidaten sind sie jedoch schlicht zu aufwendig. Man kann diese Hürde schon als erstes Auswahlkriterium für Kandidaten betrachten und bewusst belassen. Am Ende muss der Köder aber dem Fisch schmecken und nicht umgekehrt. In einem engen Markt ist es gegebenenfalls besser, einen nicht geeigneten Kandidaten abzulehnen, als die Bewerbung eines geeigneten Kandidaten gar nicht erst zu erhalten.

Die Art der Kommunikation zeigt ebenfalls einen starken Wandel. Befragungen unter gewerblichen Kandidaten zeigen, dass die meisten nicht per Mail oder Telefon, sondern per Messenger-Dienst kontaktiert werden möchten. Die Antwortzeiten der Kandidaten sind in aller Regel sehr kurz, sodass der Bewerbungsprozess schnell vorwärtskommt.

Bewertungen auf Internetportalen wie Kununu oder Glassdoor werden oft unterschätzt. Selbst Kandidaten für höhere Führungspositionen schauen sich die Kommentare jedoch mittlerweile an und sprechen im Vorstellungstermin über die Bewertungen. Unrichtige Beiträge sollten Sie daher freundlich, aber konkret und mit Substanz kommentieren, denn das wird positiv wahrgenommen. Gerade im ländlichen Raum sind lokale Unternehmen oft gut bekannt und Informationen verbreiten sich schnell. Deshalb sollten auch diese Portale regelmäßig überprüft werden.

Die Wichtigkeit eines ansprechenden Internetauftritts ist mittlerweile jedem klar, wird jedoch nicht in jedem Fall in gute Webseiten umgesetzt. Ein authentischer Auftritt auf den Karriereseiten, mit Stimmen von Mitarbeitern, gegebenenfalls getrennter Darstellung für technische und kaufmännische Berufe, zeigt Wirkung und steht für zielgruppengerechte Ansprache potenzieller Kandidaten.

Insgesamt kommt es bei der erfolgreichen Rekrutierung gewerblicher Mitarbeiter auf die Mischung verschiedener Methoden an, das gilt gerade für den ländlichen Raum. Es gibt jedoch zahlreiche Beispiele, die zeigen, dass es gelingen kann.

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