Aktuelle Trenderhebungen zeigen, dass verschiedene Produktgruppen in der Süßwarenherstellung großes Wachstum verzeichnen. Laut einer Untersuchung von Allied Market Research wird der globale Markt für Nutraceuticals bis zum Jahr 2022 ein Volumen von 302 Milliarden US-Dollar erreicht haben – und das mit einem jährlichen Wachstum von sieben Prozent. Ein starker Markt also – auch für die Süßwarenindustrie. Tatsächlich kommen heute knapp 14 Prozent aller Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel in Süßwarenform. Transparency Market Research prognostiziert zudem, dass alleine der globale Markt für Vitamin-Gummiartikel in den nächsten acht Jahren mit jährlich fünf Prozent wachsen und 2025 ein Volumen von über vier Milliarden US-Dollar haben wird. Auch interessant ist, dass 2015 beispielsweise in Indien 63 Prozent aller Arzneimittelverkäufe Over-the-Counter-Produkte (OTC-Produkte), wie Husten-Gummibärchen und Co., waren; in China 55 Prozent und in den USA circa elf Prozent. Tendenz steigend.
Silikon statt Pulver
Damit die Hersteller den Verbrauchern immer neue Produktvarianten anbieten können, muss es natürlich zunächst innovative Herstellungsprozesse der Maschinenbauer geben. Neben „Candy 2 Gum" (gegossene Kaugummis) ist das puderlose Gießen für Gelatineartikel gerade ein Topthema. Bei Hartbonbons schon lange Standard, können nun auch reine Gelatineartikel mithilfe von Silikonformen puderlos gegossen werden. Dieses Herstellungsverfahren ist insbesondere interessant für Hersteller von Nutraceuticals oder OTC-Produkten und wurde von Makat Candy Technology, einem Teil von Bosch Packaging Technology, auf der ProSweets 2018 erstmals vorgestellt.
Puderloses Gießen bedeutet, dass Gummi- und Geleeartikel – nicht wie beim traditionellen Stärkegießen – mit Trays, Stärke und Stempel entstehen, sondern stattdessen Silikonformen zum Einsatz kommen. „Für das klassische Stärkegießen benutzt der Hersteller eine Mogul-Anlage. Für das puderlose Gießen von Gelatineprodukten haben wir hingegen eine bereits existierende Anlage namens Silicone Rubber Mould (SRM) weiterentwickelt: Die Silikonformen werden zuerst mit einem Trennmittel benetzt. Danach wird die Gießmasse in die Formen gegossen. Nach dem Gießen laufen die befüllten Formen zum Auskühlen in den integrierten Etagenkühlschrank der SRM, verbleiben somit in der Maschine. Nach einer Kühlzeit von nur 20 Minuten werden die Produkte ausgeformt. Die leeren Formen fahren zurück zur Gießstation und werden wieder befüllt. Und das ist schon der erste große Vorteil: Die Formen laufen in der Maschine um und müssen den Produktionskreislauf zum Auskühlen nicht mehr verlassen", erklärt Frank Jansen, Produktmanager bei Bosch Packaging Technology.
In 20 Minuten ausgehärtet
Bosch ist der erste und bis dato einzige Hersteller, dessen Anlage handelsübliche Gelatine für die Herstellung der Gießmasse verwenden kann. Dafür wurde das Design des Gießkopfs für diese Anwendung optimiert, sodass damit nun Gießmassen mit einem hohen Trockensubstanzanteil (TS) vergossen werden können. Der Hersteller kann nun ohne Fadenbildung handelsübliche, hochbloomige Gelatine in der Produktion verwenden. Die Gießmasse härtet innerhalb von 20 Minuten schon in der Anlage aus. Die Produkte müssen somit nicht mehr in einen Reiferaum, was für den Hersteller einen großen Vorteil darstellt. „In der normalen Gelatineprodukt-Herstellung müssen die Puderkästen für 24 bis 72 Stunden in einen Reiferaum. Das Puder entzieht während dieser Zeit den Produkten Wasser, wodurch sich diese verfestigen. Die Trockensubstanz des Endproduktes (End-TS) liegt dann bei 84 bis 86 Prozent. Nun können wir jedoch eine Gießmasse vergießen, die diese End-TS bereits aufweist. Dadurch brauchen unsere Gelatineprodukte auch nur noch 20 Minuten zum Abkühlen und Ausformen", so Jansen weiter. Durch die resultierende Eliminierung des Reiferaums spart der Hersteller Energiekosten und Produktionszeit ein. Dies bedeutet auch, dass die Fertigungslinie weniger Platz in der Produktionshalle benötigt. All diese Parameter wirken sich zudem äußerst positiv auf die Gesamtanlageneffektivität aus.
Auch der Verzicht auf Puder birgt Kostenvorteile: Beim puderlosen Gießen werden zehntausende Puderkästen durch einige hundert wiederverwendbare Silikonformen ersetzt. Bei 30 Fülltakten pro Minute und einer Umlaufzeit von 20 Minuten werden in etwa nur noch 600 Silikonformen benötigt. Weil die neue Herstellungsmethode keine Puderaufbereitung mehr braucht, spart der Hersteller auch Energie und Personalaufwand ein. Bisher mussten sie hunderte Tonnen Puder entfeuchten und wiederaufbereiten lassen. Das fällt nun weg. Zudem sparen Betreiber Maschinenkosten und benötigen, wie bereits erwähnt, keinen Reiferaum. Ein weiterer Pluspunkt ist die hohe Geschwindigkeit der Bosch-Anlage, die bis zu 30 Formen pro Minute füllen kann. Übrigens dauert ein Formatwechsel nur eine Stunde, wodurch weitere Zeit und Kosten eingespart werden.
Vom Drop bis zum Gummibärchen
Grundsätzlich eignet sich dieser Prozess für Hersteller hochwertiger Produkte mit klaren Konturen, denn das puderlose Gießen besticht vor allem in der Massenfertigung. Die Form der Produkte ist durch die Silikonformen vorbestimmt, die Formvielfalt ist entsprechend eingeschränkt. Filigrane Produktkonturen sind für Silikonformen nicht angedacht, denn diese könnten beim Herausdrücken der Artikel aus der Form beschädigt werden. Puderloses Gießen ist aber die perfekte Herstellungsmethode für alles andere – vom Hustendrop bis zum Vitamin-Gummibärchen.
„Neben der reinen Herstellungsmethode können wir unseren Kunden als Komplettlösungsanbieter auch eine umfassende Beratung und weiteren Support anbieten: Wir bieten von der für diesen Prozess angepassten Küche und Gießanlage über die Erstverpackung bis zum Kartonierer alles an. Selbst Rezepturen können wir für unsere Kunden im hauseigenen Labor testen und verfeinern", schließt Jansen.