Bargeldlose Zahlungen kleiner Beträge, schlüsselloses Öffnen eines PKW, elektronische Eintritts- und Fahrkarten: Der Einsatz von Nahfeldkommunikation, englisch: Near Field Communication (NFC), hält mehr und mehr Einzug im Alltag der Menschen. Ermöglicht wird dies durch die weite Verbreitung von Smartphones, die diesen internationalen Übertragungsstandard zum kontaktlosen Austausch von Daten per Funktechnik über kurze Strecken unterstützen.
Neben Banken, Automobilherstellern und Verkehrsbetrieben haben auch Pharmahersteller Interesse an der Technologie. Die Integration eines NFC-Chips in Medikamentenverpackungen soll die direkte Kommunikation mit dem Patienten ermöglichen und die Kommunikation zwischen Patient, Arzt und Apotheke verbessern. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Sie reichen vom Vorlesen des Beipackzettels über die automatische Nachbestellung von Medikamenten bis zur Bereitstellung weiterführender Informationen, beispielsweise zur richtigen Einnahme eines Medikaments (Patienten Compliance) oder zur korrekten Anwendung eines Medizinproduktes.
Als erster Faltschachtelhersteller präsentierte die Rondo AG Lösungen für das sogenannte Smart Packaging auf der FachPack 2015 in Nürnberg und im Anschluss auf der CPhI in Madrid, Spanien. Sie basieren auf der Integration eines NFC-Chips beziehungsweise eines elektrochromen Displays in die Pharmaverpackung.
Der NFC-Chip wird bei der Herstellung der Verpackung eingearbeitet und überträgt seine Informationen per Funk, sobald ein lesefähiges Endgerät in entsprechender Nähe ist. Hierzu wird das Smartphone auf die Medikamentenverpackung aufgelegt. „Der Unterschied – und der Vorteil – zu Lösungen mit RFID-Codes liegt im geringen Abstand zwischen Sender und Empfänger, der eingehalten werden muss“, erklärt Mike Bernhardt, Produktmanager bei Rondo. „Auf diese Weise können Ihre Daten nicht über eine größere Distanz ausgelesen werden. Das erhöht die Datensicherheit ganz wesentlich.“
Auf der FachPack und der CPhI stellte Rondo zwei Anwendungsfälle vor. Nach Auflage des Smartphones auf die Verpackung wurde im ersten Fall der Beipackzettel vorgelesen. Im zweiten Anwendungsbeispiel konnte nach Auflage des Telefons das Medikament elektronisch nachbestellt werden. Hierzu wird im Display Kundenname, Medikament und Dosierung angezeigt. Über eine entsprechende Schaltfläche erfolgt die automatische Rezeptbestellung an den Arzt und die Medikamentenbestellung an die Apotheke. Auf dem Handy erscheint anschließend eine Bestätigung für den Patienten.
„Mit der Integration von NFC-Chips wollen wir die Kommunikation zwischen allen Beteiligten ermöglichen“, sagt Mike Bernhardt. „Darüber hinaus bieten die Chips einen wichtigen Sicherheitsvorteil. Jeder Chip kann eine eindeutige vom Hersteller vergebene Seriennummer aufweisen. Über diese Nummer kann die Fälschungssicherheit von Medikamenten weiter erhöht werden. Das ist besonders interessant für den Originalitätsnachweis von Produkten, die über das Internet bestellt werden.“
Rondos zweiter Smart Packaging Ansatz ist die Integration eines elektrochromen Displays in eine Walletverpackung. In einer Studie zeigte das Unternehmen ein solches Display, in dem Informationen über die erfolgte oder nicht erfolgte Entnahme einer Tablette angezeigt werden. „Hier legen wir den Fokus auf die erhöhte Benutzerfreundlichkeit der Verpackung“, erklärt Bernhardt. „Solche Displays können aber auch für den Erstöffnungsschutz genutzt werden.“