Jürgen Welker, Bereichsleiter Automatisierung und Technologie bei Koch Pac-Systeme:
1. Vom virtuellen FAT bis zur Instandhaltung via Augmented Reality – welche Services bieten Sie Ihren Kunden an?
Als ersten digitalen Service bieten wir Fernwartungsunterstützung via Remote-Zugriff auf die Anlagensteuerung – und das bereits seit 20 Jahren. Unsere Kunden wissen diese Unterstützung sehr zu schätzen.
Im Vergleich dazu neu ist die sogenannte Servicebrille. Mit dieser können unsere Techniker den Blick des Wartungspersonals vor Ort auf den Bildschirm im Servicebüro projizieren und so den Wartungsangestellten unseres Kunden zielgenau und effektiv bei der Lösung des Problems unterstützen.
Digitale Dienstleistungen wie ein „Usability Pack“, „Predictive Pack“ oder „OEE Pack“ helfen dem Kunden in verschiedenen Schritten, seinen täglichen Produktionsausstoß zu steigern. Mit diesen hat er digitale Helfer zur Hand, die ihm, bevor das Bauteil gewartet werden muss oder bevor es ausfällt, Hinweise geben, was zu tun ist.
Der virtuelle FAT, der während der Corona-Krise popular wurde, ist für uns mittlerweile ein wichtiger Bestandteil unseres Angebots geworden. Hierfür setzen wir auf den sogenannten „Digitalen Zwilling“, mit dem wir auch komplette Schulungen für das spätere Bedienpersonal abhalten können.
2. Haben Sie nun, da die Unternehmen vermehrt auf diese Leistungen zurückgreifen (müssen), bereits neue Impulse für weitere Services/Produkte erhalten?
Da wir unsere digitalen Produkte in den letzten zwei Jahren stark vorangetrieben haben, können wir Kundenanfragen in aller Regel mit bereits vorhandenen Lösungen beantworten.
Beim bereits erwähnten digitalen FAT hingegen, den wir erst im Zuge der Pandemie in unser Programm aufgenommen haben, konnten wir von den Erfahrungen unserer Kunden profitieren und gemeinsam das bestmögliche Produkt entwickeln.
3. Erwarten Sie hier eine dauerhafte Verschiebung ins Digitale, oder werden die Kunden nach ausgestandener Corona-Krise voraussichtlich wieder den klassischen Vor-Ort-Termin bevorzugen?
Sicherlich wird die digitale Welt die Beziehung „Kunde – Maschinenbauer“ verändern. Einige Services, beispielsweise Schulungen, werden mehr im virtuellen Raum stattfinden, und der Einsatz einer Servicebrille und oder Smartphones werden es den Kunden leichter machen, auf unsere digitalen Angebote zurückzugreifen.
Das reduziert nicht zuletzt Reisekosten, die teilweise doch sehr hoch sein können. Hier werden die Kunden in Zukunft also sicher kritischer unter die Lupe nehmen, ob eine bestimmte Dienstreise nun so stattfinden muss, oder einer digitalen Lösung der Vorzug zu geben ist.
Allerdings halten wir nach wie vor den persönlichen Vor-Ort Kontakt für einen elementaren Bestandteil der Kundenbeziehung. Und vor allem das Wartungspersonal profitiert vom Know-how eines erfahrenen Servicetechnikers, der den einen oder anderen Impuls zur OEE-Steigerung durch einfache Maßnahmen geben kann. Es gilt die Regel „Die erste Anlage verkauft der Vertrieb, die weiteren Anlagen der Service“. Wir gehen also davon aus, dass sich ein gesunder Mix aus „Digital“ und „Vor-Ort“ einspielen wird, von dem beide Seiten, Kunde und Koch, profitieren können.
Michael Weber, Director Service, Optima Consumer GmbH:
1. Vom virtuellen FAT bis zur Instandhaltung via Augmented Reality – welche Services bieten Sie Ihren Kunden an?
Unter dem Life-Cycle-Management-Programm Optima Total Care fassen wir alle Dienstleistungen zusammen, die unsere Kunden von der Planung bis zum Retrofit einer Anlage unterstützen. Darunter gehören die Basic Services und die Smart Services. Unter Basic Services verstehen wir unsere bewährten herkömmlichen Services.
Zudem profitieren Kunden von Optima zukünftig von Smart Services. Diese gliedern sich in die Bereiche Manufacturing Intelligence, Maintenance Support, Knowledge Transfer und Smart Assistance. Umfangreiche Analyse-, Report-, Wartungs- und Supportleistungen sind der Kern dieser produktionssteigernden Softwaretools.
Die in unseren Anlagen verbauten Lösungen erfassen Produktionsdaten lückenlos und unabhängig von weiteren Maschinenherstellern in der Linie. Daten werden übersichtlich und transparent dargestellt und bilden so die Grundlage für sofortige Verbesserungsmaßnahmen. Ist die Ursache des Problems mit Tools aus dem Bereich Manfacturing Intelligence ermittelt, kann diese unmittelbar beseitigt werden. Auch beim Thema zielgenauer Wartung – dem Maintenance Support – hat man durch neue digitale Produkte einen extremen Sprung in die Zukunft geschafft.
Knowledge Transfer unterstützt beim täglichen Arbeiten. Alle Daten sind an einem Platz und können von überall auf der ganzen Welt eingesehen werden. Zum Beispiel bei der genauen Identifikation oder der Onlinebestellung des Ersatzteils aus dem eigenen Lager oder bei Optima.
Stellen Bediener Prozessprobleme fest, die so noch nie aufgetreten sind – beispielsweise eine zu lange Formatwechselzeit oder Qualitätsprobleme an der Verpackung – braucht es die Experten vom Optima Service. Dieser unterstützt per Smart Assistance über alle denkbaren mobilen Endgeräte bis hin zur Augmented-Reality-Brille. Videotutorials lassen sich dabei direkt ins Sichtfeld des Bedieners einblenden, der so sieht, wie Komponenten auszutauschen sind.
Alle Smart Services sind über eine zentrale, benutzerfreundliche Optima-Plattform rund um die Uhr für die Kunden erreichbar. Durch die permanente Verfügbarkeit der Smart Services wird agiles und digitales Arbeiten an der Maschine Realität.
Virtuelle Factory Acceptance Tests gehören natürlich ebenfalls zum Angebot von Optima Total Care. Die Kunden entscheiden dabei, in welchem Umfang sie diese in Anspruch nehmen möchten. Bei Optima Consumer fand vor Kurzem der komplexeste virtuelle FAT in der Unternehmensgeschichte mit über 30 Teilnehmern vonseiten des Kunden statt.
2. Haben Sie nun, da die Unternehmen vermehrt auf diese Leistungen zurückgreifen (müssen), bereits neue Impulse für weitere Services/Produkte erhalten?
Es zeigt sich, dass wir mit unseren Produkten und Tools genau den Nerv des Kunden treffen. Teilweise entstehen bei Kunden parallel ähnliche Anwendungen. Teilweise befinden wir uns bereits in gemeinsamen Projekten. Ein guter Dialog entsteht, welcher uns in ein neues Zeitalter katapultieren wird. Speziell beim Thema Data Science sind wir bereits heute eng mit dem Kunden verbunden. Es zeigt sich, dass die puren Daten, wie sie nun vermehrt vorhanden sind, analysiert werden müssen.
Außerdem werden wir unsere Produkte, welche Daten verwalten, an der richtigen Stelle, zum Beispiel auf dem Shop Floor oder global im Netz, zur Verfügung stellen und weiterentwickeln. Auch dort erkennt der Kunde den Mehrwert und die großen Potenziale.
Schulungen und Trainings ändern sich, es wird in der neuen digitalen Zukunft beim Personal viele neue Rollen geben.
3. Erwarten Sie hier eine dauerhafte Verschiebung ins Digitale, oder werden die Kunden nach ausgestandener Corona-Krise voraussichtlich wieder den klassischen Vor-Ort-Termin bevorzugen?
Wir glauben, dass digitale Services die Zukunft sind und sich Vor-Ort-Termine und digitale Dienstleistungen wirkungsvoll ergänzen.
Gero von Stackelberg, Serviceleiter der Romaco Group:
1. Vom virtuellen FAT bis zur Instandhaltung via Augmented Reality – welche Services bieten Sie Ihren Kunden an?
Wir haben bei Romaco bereits vor der Corona-Pandemie am Ausbau unserer digitalen Serviceleistungen gearbeitet. Unser Leitgedanke dabei war, mithilfe von digitalen Angeboten, zur Reduzierung von Stillstandzeiten und damit zur Steigerung der Gesamtanlageneffektivität beizutragen. Ein Ergebnis dieses Ansatzes ist unser innovatives Servicekonzept Remote Assist, das gleich drei Tools bereitstellt: Das erste ist eine Call-for-Service-Funktion, mit der Kunden per Knopfdruck Daten zur Auswertung und Problemfindung an unsere Techniker übermitteln und Unterstützung anfordern können.
Das zweite ist die Fernwartung. Hier können wir über sichere Onlineverbindungen eine Ferndiagnose stellen und die Störung bestenfalls gleich beheben.
Das dritte Tool geht sogar noch einen Schritt weiter und ermöglicht es uns, Kunden in Echtzeit vor Ort zu betreuen. Dank einer Datenbrille, die der Maschinenführer im Kundenunternehmen trägt, können unsere Servicetechniker via Livestream sozusagen durch dessen Augen sehen und ihn so über integrierte Mikrofone unmittelbar in der Ramp-up-Phase oder bei Formatwechseln und Reparaturen anleiten. Unsere Augmented-Reality-Lösung geht in die gleiche Richtung – die Unterstützung vor Ort. Bei diesem Service können sich die Techniker des Kunden über mobile Endgeräte direkt an der Maschine anzeigen lassen, wie bestimmte Stationen zu bedienen sind, oder Formatteile am schnellsten ausgetauscht werden.
2. Haben Sie nun, da die Unternehmen vermehrt auf diese Leistungen zurückgreifen (müssen), bereits neue Impulse für weitere Services/Produkte erhalten?
Wir werden die generelle Störungsvermeidung weiter voranbringen und unsere Maschinen sukzessive mit „preventive und predictive maintenance“ ausstatten. Außerdem arbeiten wir aktuell an einer Datenbank, die über das HMI unserer Maschinen aufgerufen werden kann. Mit dieser Plattform möchten wir den Wissens- und Erfahrungsaustausch und damit den Kundenservice auf die nächste Stufe heben. Aber wir sind auch abseits der digitalen Ansätze aktiv und bauen unser dezentrales Servicenetz weiter aus, damit Romaco seine Kunden noch besser lokal unterstützen kann.
3. Erwarten Sie hier eine dauerhafte Verschiebung ins Digitale, oder werden die Kunden nach ausgestandener Corona-Krise voraussichtlich wieder den klassischen Vor-Ort-Termin bevorzugen?
Corona hat sicherlich auch dauerhaft die Akzeptanz von digitalen Serviceleistungen gefördert – nicht zuletzt, weil es deren Kosteneinsparungspotenzial und Flexibilität aufgezeigt hat. Die Vor-Ort-Betreuung bleibt jedoch meines Erachtens auch in Zukunft eine wichtige Form des Kundenkontakts. Wir sind zwar in der Maschinenbaubranche, aber auf das Zwischenmenschliche möchten weder unsere Kunden noch wir ganz verzichten. Nichtsdestotrotz werden sich die digitalen Lösungen flächendeckend immer weiter durchsetzen, weshalb wir sie auch weiterhin fördern. Zu guter Letzt bieten sie die Möglichkeit, CO2-Emissionen zu senken, indem wir unsere Reiseaktivitäten auf das Nötigste beschränken können.
Dr. Christian Grefrath, Senior Product Manager Service bei SIG:
1. Vom virtuellen FAT bis zur Instandhaltung via Augmented Reality – welche Services bieten Sie Ihren Kunden an?
Die Digitalisierung wird die Produktion der Zukunft verändern. Wir bei SIG bieten digitale Services an, die Kunden bereits heute nutzen. Dazu gehören eine Reihe von digitalen On-Demand-Services, die Kunden dabei helfen, die Effizienz, Produktivität und Konnektivität ihrer Anlagen auf ein neues Niveau zu bringen.
Beispielhaft genannt seien hier etwa SIG Plant 360 Asset Management. Es wurde entwickelt, um die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Abfüllanlagen unserer Kunden zu verbessern und gleichzeitig die Kosten zu senken. Es nutzt und analysiert Maschinendaten, um eine Reihe von digitalen Wartungs- und Leistungsdiensten auf Abruf anzubieten, mit denen Kunden ihren Anlagenbetrieb von Anfang bis Ende optimieren können.
Oder etwa die Remote Services von SIG, mit denen sich unsere Kunden sofort mit einem SIG-Serviceexperten verbinden lassen können – egal, wo auf der Welt sich der Kunde befindet. Mit Smart Glasses stellen wir einem SIG-Experten einen sicheren Live-Feed zur Verfügung, sodass dieser den Benutzer bei der Beseitigung von Fehlern oder Problemen unterstützen kann. Das bedeutet deutlich kürzere Wartezeiten für den Support und die Möglichkeit der detaillierten Datenanalyse. Remote Services bieten eine intelligentere Möglichkeit, Füllmaschinen zu warten und ihre Verfügbarkeit zu steigern.
Zu unseren digitalen Services gehören gleichermaßen auch virtuelle Trainings und virtuelle Inbetriebnahmen von Anlagen mittels Smart Glasses und Videokonferenzlösungen – diese Services helfen unseren Kunden und uns zum Beispiel jetzt in der Covid-19-Pandemie enorm, da Techniker und Trainer teilweise nicht zum Kunden reisen dürfen, aber nun über die Remote Services eine sehr gut funktionierende Alternative haben.
2. Haben Sie nun, da die Unternehmen vermehrt auf diese Leistungen zurückgreifen (müssen), bereits neue Impulse für weitere Services/Produkte erhalten?
Ja, absolut. Es werden zurzeit viele neue Ideen diskutiert und die Schwerpunkte neu gesetzt. Aber auch vor Covid-19 war die Digitalisierung unserer Services selbstverständlich bereits ein großes Thema, das wir vorangetrieben haben. Durch die Pandemie nimmt die Digitalisierung aber enorm Fahrt auf.
3. Erwarten Sie hier eine dauerhafte Verschiebung ins Digitale, oder werden die Kunden nach ausgestandener Corona-Krise voraussichtlich wieder den klassischen Vor-Ort-Termin bevorzugen?
Wir haben die Auswirkungen von Covid-19 entlang der gesamten Wertschöpfungskette unserer Kunden betrachtet und deutliche Veränderungen des Kundenverhaltens bemerkt, beispielsweise der verstärkte Einsatz digitaler Remote-Lösungen im Bereich Monitoring und bei der Unterstützung rund um die SIG-Füllanlagen wie auch die Nutzung virtueller Trainings.
Wir gehen davon aus, dass in der neuen Normalität die durch Covid-19 herbeigeführten Veränderungen in den Arbeitsprozessen fortgesetzt werden, und dass unsere Kunden nach dem Abflauen der Corona-Krise verstärkt nach Services suchen werden, die die Leistungsperformance und Effizienz weiter verbessern. Mit einer Kombination aus digitalen Angeboten und Services, die zur Verbesserung der Betriebseffizienz beitragen und die Leistung der Werke steigern, wird SIG dazu beitragen, den Kunden in der neuen Normalität zu helfen.
Marcello Pezzotti, Produktgruppenleiter Services Food, Syntegon Technology, und Christian Kessler, Produktgruppenleiter Services Pharma, Syntegon Technology:
1. Vom virtuellen FAT bis zur Instandhaltung via Augmented Reality – welche Services bieten Sie Ihren Kunden an?
Derzeit nutzen viele unserer Kunden Remote Service, wenn sie Unterstützung bei Einstellungen oder der Fehlerbehebung an Maschinen benötigen.
Auch sonstige Beratungsleistungen und Serviceangebote, für die üblicherweise ein Servicemitarbeiter zum Kundenstandort fahren würde, erfolgen über digitale Kanäle. So können Kunden beispielsweise – nicht erst jetzt, aber aktuell mehr denn je – Ersatzteile über das E-Portal, unsere Online-Bestellplattform, bestellen. Gleichermaßen finden Bedienerschulungen virtuell statt. Teilnehmer können das Format dabei nach individuellen Bedürfnissen wählen: Über eine Online-Plattform bieten wir webbasierte Schulungen, Virtual Reality Trainings sowie Schulungen im virtuellen Klassenzimmer an. Damit stellen wir sicher, dass unsere Kunden jederzeit und ortsunabhängig auf dem neuesten Stand sind.
Neben der vorbeugenden rückt in Zukunft die vorausschauende Wartung immer stärker in den Fokus. Sie macht Ausfallzeiten planbar und sorgt für einen störungsfreien Produktionsbetrieb. Dafür haben wir ganz neu für pharmazeutische Hersteller „Mira“ (Machine Intelligence Reporting & Analytics) entwickelt und auf unserer Virtual Show erstmals vorgestellt. Die modulare Softwarelösung erkennt dank intelligenter Algorithmen den Verschleiß an prozesskritischen Bauteilen wie Lüftern und kündigt bis zu sechs Wochen vor einem potenziellen Ausfall an, dass ein Bauteil ausgetauscht werden muss. Der entscheidende Vorteil bei diesem System: Es greift nicht in die Maschinensteuerung ein. Damit müssen nachgerüstete Anlagen nicht zwingend erneut qualifiziert und validiert werden.
Für effiziente Wartungsarbeiten und eine optimierte Produktion in der Nahrungsmittelindustrie setzen wir auf die cloudbasierte Digital Shopfloor Platform. Damit gehören papierbasierte Prozesse und unnötige Zeitverluste bei der Wartung der Vergangenheit an. Techniker haben die Aufgabenplanung sowie alle Handbücher und Dokumentationen quasi in der Hosentasche. Über das interaktive Performance Board mit intuitiver Oberfläche sehen die Mitarbeiter sämtliche entscheidende Fertigungsdaten wie Produktionszeit, Verluste und Stopps auf einen Blick. Optimierungspotenziale lassen sich schneller erkennen und dadurch Stillstände vermeiden. Zudem sorgen QR-Codes an den Maschinen dafür, dass relevante Daten prompt und einfach angezeigt werden. Das spart Zeit und Ressourcen – und erleichtert die tägliche Arbeit.
2. Haben Sie nun, da die Unternehmen vermehrt auf diese Leistungen zurückgreifen (müssen), bereits neue Impulse für weitere Services/Produkte erhalten?
Die aktuelle Situation rund um das Coronavirus hat sowohl den Arbeitsalltag als auch die Kommunikation zwischen Service-Mitarbeitern und Kunden verändert. Syntegon hat im Zuge der Digitalisierung bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, sein gesamtes Serviceportfolio zu modernisieren und zu erweitern – und damit die Grundlage für erfolgreiche virtuelle und digitale Servicelösungen geschaffen.
Um der gesteigerten Produktion unserer Kunden in der Pharma- und Nahrungsmittelindustrie im Zuge der Corona-Krise gerecht zu werden, haben wir unsere Service-Aktivitäten ausgebaut und rechtzeitig neue Wege eingeschlagen. Dazu zählen verstärkt Services mittels digitaler Lösungen. Schlüsseltermine von Kundenprojekten, wie Modellpräsentationen und Werksabnahmen, führen wir seit einiger Zeit auf virtuellem Wege durch. Durch unsere globale Präsenz mit lokal ansässigen Mitarbeitern können wir dringende Service-Einsätze auch trotz der aktuellen Reisebeschränkungen in fast allen Fällen abdecken.
Ganz im Sinne unserer Mission „Prozess- und Verpackungstechnik für ein besseres Leben“ leisten wir mit unseren Technologien einen Beitrag zu wichtigen Kundenprojekten, die wiederum elementar im Kampf gegen das Coronavirus sind. Beispielsweise rüsten unsere Experten pharmazeutische Anlagen um, um Produktionsengpässen gegenzusteuern. Und unsere Kollegen aus Dresden von der Produktmarke Pharmatec haben bereits eine Lösung zum Einsatz ihrer SVP Prozessanlage für die Herstellung möglicher Covid-19-Impfstoffe entwickelt. Aus ihrem umfangreichen Modulbaukasten stellen die Prozessexperten die Anlage zusammen – und liefern sie in nur sechs Monaten aus. Das Wichtigste dabei: Kunden können ihre Anlage sofort nach Lieferung in Betrieb nehmen, da sie bereits vorab bei Syntegon umfangreichen Tests unterzogen wird. Das ist zwar nicht unmittelbar digital, erspart aber in Zeiten des „Social Distancing“ zahlreiche Werksbesuche, Reiseaufkommen und Zusammenkünfte.
3. Erwarten Sie hier eine dauerhafte Verschiebung ins Digitale, oder werden die Kunden nach ausgestandener Corona-Krise voraussichtlich wieder den klassischen Vor-Ort-Termin bevorzugen?
Bereits seit Beginn der Corona-Krise nutzen wir verstärkt virtuelle Kanäle, um unseren Kunden auch aus der Ferne, beispielsweise bei der Wartung, zu helfen. Seither haben wir auch unsere Servicehotline weiter ausgebaut und setzen auf enge Kommunikation mit unseren Kunden. In der aktuellen Situation hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, Kunden Empfehlungen für kritische Verschleißteile zu geben, die immer auf Lager sein sollten – so können auch während eines Lieferengpasses kurzfristig Teile getauscht werden.
Sicherlich werden sich zukünftig mehr Aktivitäten in den digitalen und virtuellen Raum verlagern, sofern die Gegebenheiten dies zulassen. Die aktuelle Situation hat uns gezeigt, dass Remote-Services und Online-Trainings gut funktionieren und ankommen. Entsprechend werden wir diese Angebote auch weiterhin aufrechterhalten. Als einen Trend sehen wir zum Beispiel Virtual Reality. Dies lässt sich insbesondere für digitale Schulungszwecke gut einsetzen: Über eine spezielle VR-Brille können Bediener beispielsweise Teilewechsel üben und so ihre Anlagenkenntnisse ohne großen Aufwand erweitern. Vor allem aber können sie die Trainings eigenständig und virtuell absolvieren, ohne an feste Zeiten oder Orte gebunden zu sein.
Gerade die jüngere Generation, die jetzt in der Pharma- und Nahrungsmittelbranche arbeitet, kommuniziert durchweg digital. Auch für uns wird die Kommunikation auf verschiedenen Kanälen deshalb immer wichtiger, um diese Zielgruppe zu erreichen. Dennoch ersetzen sie weder den persönlichen Austausch vor Ort noch das persönliche Gespräch. Der Kunde möchte einen Partner an seiner Seite, der ihn versteht, seine Anforderungen genau kennt – und manchmal erlebt man diese Bedürfnisse am besten persönlich. Aber so lange das nicht geht, hilft eine Videokonferenz auf jeden Fall schon mal weiter!
Martin Kiene, Director of Business Unit Customer Support & Services bei der Uhlmann Pac-Systeme GmbH & Co. KG:
1. Vom virtuellen FAT bis zur Instandhaltung via Augmented Reality – welche Services bieten Sie Ihren Kunden an?
Uhlmann hat bereits vor der Corona-Pandemie virtuelle Factory Acceptance Tests (FAT) durchgeführt. Nun hat das Thema einen zusätzlichen Schub bekommen. Für uns ist der virtuelle FAT mittlerweile eine Standardlösung, die wir kontinuierlich weiter ausbauen und auf die Bedürfnisse unserer Kunden anpassen. So konnten wir beispielsweise eine sehr komplexe Blisterlinie an der chinesischen Ostküste im März über Remote-Service mit Videounterstützung in Betrieb nehmen.
Darüber hinaus entwickeln wir permanent unsere digitalen Lösungen weiter – entlang des gesamten Produktlebenszyklus unseres ursprünglichen Kerngeschäfts, des Pharma Packaging. Uhlmann bietet hier umfangreiche Lösungen, deren Aufzählung den Rahmen dieses Interviews sprengen würde. Aktuell arbeiten wir beispielsweise am Relaunch unseres Online-Shops mit dem Ziel, ein ganzheitliches Kundenportal zur Verfügung stellen zu können. Hierbei orientieren wir uns an Branchen wie der Telekommunikation, wo Self Services längst Standard geworden sind.
Darüber hinaus bietet die Digitalisierung enorme Potenziale entlang der gesamten Wertschöpfungskette – auch außerhalb unseres ursprünglichen Kerngeschäfts. So launchen wir in Kürze eine offene Plattform für unsere Kunden, die es ermöglichen wird, Maschinen herstellerunabhängig miteinander zu verknüpfen.
2. Haben Sie nun, da die Unternehmen vermehrt auf diese Leistungen zurückgreifen (müssen), bereits neue Impulse für weitere Services/Produkte erhalten?
Grundsätzlich entwickeln wir unsere Services und Produkte sehr eng an und mit unseren Kunden, um deren tatsächliche Bedürfnisse zu verstehen. Aktuell verzeichnen wir aufgrund der Corona-Pandemie keinen spürbar höheren Bedarf an neuen, andersartigen Lösungen. Services wie virtuelle FATs, Remote-Services etc. hatten wir bereits vor der Krise im Portfolio. Diese Lösungen erfahren jetzt lediglich eine Adaption und werden schneller eingefordert, um die aktuelle Situation bewältigen zu können. Diese Nachfrage bestätigt uns in unserer Vorgehensweise und unserer Produktstrategie.
3. Erwarten Sie hier eine dauerhafte Verschiebung ins Digitale, oder werden die Kunden nach ausgestandener Corona-Krise voraussichtlich wieder den klassischen Vor-Ort-Termin bevorzugen?
Die Corona-Krise hat uns aufgezeigt, dass manches eben doch geht, was vorher nicht für möglich gehalten wurde, etwa die flächendeckende Arbeit im Homeoffice. Ich gehe davon aus, dass einiges, was aktuell digital abgewickelt wird, auch digital bleibt. Eine wichtige Erfahrung der letzten Wochen ist beispielsweise, dass wir nicht immer in den Flieger steigen müssen, sondern dass internationale Meetings auch sehr gut per Videokonferenz stattfinden können. Das wird sich auch positiv auf die Umwelt auswirken. Allerdings finde ich, dass Skype, Teams, Zoom & Co. den persönlichen Kontakt nicht ersetzen können. Ein vertrauensbildendes Gespräch oder auch das Feiern gemeinsamer Erfolge sind wichtig. Diese Einschätzung teilen auch viele Kunden und Kollegen.