Non-Food & Chemie

07. Okt. 2025 | 12:00 Uhr | von Jens Freyler, Geschäftsführer bei der Beratungsgesellschaft Knox

Kann die KI eine Lösung bieten?

Fachkräftemangel in der Verpackungsindustrie

Die Verpackungsindustrie leidet unter Personalmangel – unbesetzte Ausbildungsplätze und verzögerte Aufträge sind die Folge. KI-Tools wie ChatGPT & Co. könnten helfen, Engpässe zu überbrücken.

KI Einsatz

KI kommt in immer mehr Unternehmen zum Einsatz. Aber reicht das, um den Fachkräftemangel zu kompensieren? (Bild: Open AI)

Mit dieser Frage setzt sich Christian Siewers seit geraumer Zeit auseinander. Mit 25 Jahren Branchenerfahrung im Rücken, ist er seit Anfang 2025 als Senior Partner Personal bei den Druck- und Verpackungsexperten von Knox tätig. IT & KI sind sein Steckenpferd.

„Ein Großteil der Unternehmen, mit denen ich ins Gespräch komme, haben einen akuten Bedarf an Fachpersonal, stehen vor der Herausforderung Aufträge fristgerecht zu erfüllen, für die die personellen Ressourcen einfach nicht vorhanden sind“, so Siewers. Zur selben Erkenntnis gelangen auch Studien, wie die des Institutes der Deutschen Wirtschaft (IW). Der Report vom 14.07.2025 prognostiziert 770.000 fehlende Fachkräfte in Deutschland im Jahr 2028 (vgl. Jahr 2024: ca. 590.000) – sämtlichen Unkenrufen über die möglichen Auswirkungen von KI auf den Beschäftigungsmarkt zum Trotz. Branchenunternehmen berichten im Erstgespräch mit Siewers häufig von ihren vergeblichen Bemühungen zur Besetzung offener Stellen. „Auch die klassische Suche über Anzeigeportale war erfolglos!“, zitiert der Recruiter die Aussagen seiner Gesprächspartner. Um die Unternehmen in dieser Situation optimaler unterstützen zu können, hat Siewers sich bereits früh mit dem Thema KI beschäftigt und Tools entwickelt, wie beispielsweise die Suche nach passendem Fachpersonal am nationalen und internationalen Berufsmarkt effizienter und schneller erfolgen kann. Bei der Nutzung dieser auch als Large Language Model bekannten Systeme ist es entscheidend, dass man die richtigen KI-Tools mit den passenden Eingaben (Prompts) versorgt. Bei einer KI-Suche nach Verpackungsingenieuren im Raum Hamburg und Bremen mit 3 Jahren Berufserfahrung werden somit beispielsweise schnell die ersten 10 bis 20 möglichen Kandidaten identifiziert, die man anschließend zielgerichtet ansprechen kann. Diese Art von Research war bislang mit klassischen Suchmethoden nicht möglich oder hätte keine vergleichbaren Ergebnisse geliefert.

„Jetzt kommt man natürlich schnell auf die Idee, dass man auch die Kandidatenansprache ausschließlich mit KI-Tools durchführt, hier kommt jedoch der Faktor Mensch ins Spiel“, so Siewers. „Ich möchte die Person selbst erleben und beurteilen können und mich nicht auf das Rating eines KI-Tools verlassen.“ Aus seiner Sicht kann eine KI seine 25 Jahre Berufserfahrung nicht ersetzen und sicherlich auch nicht die wichtige emotionale Kompetenz von Kandidaten einschätzen. Noch nicht, vielleicht wird es irgendwann KI-Modelle geben, die uns auch in diesen Bereichen überraschen.

Über Knox

Knox ist eine Unternehmens- und Personalberatungsgesellschaft mit Sitz in Hamburg, deren Engagement der Verpackungs- und Druckindustrie gilt, sei es in der Produktion, im Handel oder im Dienstleistungsbereich. Das Team von Knox berät seit nahezu 20 Jahren in Deutschland, Europa und darüber hinaus Unternehmen in diesem Branchenumfeld bei strategischen Herausforderungen, insbesondere auch durch die umfängliche Betreuung und den erfolgreichen Abschluss von Unternehmenstransaktionen.

Am Ende entscheidet der Mensch

KNOX , Hamburg, Christian Siewers, 2025
Christian Siewers ist seit mehr als 25 Jahren im Branchenumfeld tätig. (Bild: Knox)

Ein Kandidat hat Interesse an einer beruflichen Veränderung: Und nun?

Der nächste Schritt ist es, mit dem Kandidaten ein persönliches Interview zu führen. Für die Organisation dieser Termine setzt Siewers wieder auf intelligente Tools, die die beidseitige Terminfindung deutlich vereinfachen: „Früher hat es teilweise Tage gedauert, einen passenden Termin mit dem Kandidaten zu vereinbaren und jetzt geht es in ein paar Minuten!“ Dies mag vielleicht nur ein kleiner Aspekt sein, aber am Ende geht es darum, den akuten Personalbedarf der Mandanten möglichst schnell zu lösen – denn jeder Tag, an dem eine Vakanz nicht besetzt ist, kostet das Unternehmen Geld oder nimmt ihm Marktchancen.

Das Interview an sich findet natürlich persönlich statt, üblicherweise „Face-to-face“ via Videokonferenz, wobei erneut KI-Tools zum Einsatz kommen können, die beispielsweise automatisiert eine Mitschrift erstellen und nach Gesprächsende sowohl für den Kandidaten, als auch für den Recruiter daraus eine Gesprächszusammenfassung nebst Auflistung besprochener To-dos generieren. Bei entsprechendem Einverständnis des Kandidaten nutzt Siewers hierfür den Fathom AI Notetaker, mit dem er gute Erfahrungen gesammelt hat.

Auf Basis dieses KI-unterstützenden Recruiting-Prozesses ist es am Ende jedoch wieder der Mensch, der die Beurteilung vornimmt, wie gut ein Kandidat wirklich für die ausgeschriebene Vakanz geeignet ist. Die KI-Unterstützung ist hilfreich, keine Frage, kann aber nach Einschätzung von Christian Siewers den eigentlichen Entscheidungsprozess zwischen Kandidaten, Recruiter und Unternehmen nicht ersetzen.

KI schafft wichtige Freiräume

Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel wird in den kommenden Jahren weiter wachsen – Automatisierung und Digitalisierung zum Trotz. (Bild: IW-Arbeitsmarktfortschreibung 2028 vom 14.07.2025)

Kann denn nun die KI helfen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken?

Der eigentlichen Ursache für den Fachkräftemangel kann die KI sicherlich nicht entgegenwirken. Dazu bedarf es ein Umdenken in der Gesellschaft beziehungsweise in der Verpackungsindustrie selbst. Aufgabe ist es hier, die Berufe wieder attraktiver zu gestalten. Sei es bei Themen wie Vergütung, aber auch in der Attraktivität und Flexibilität von Arbeitsplatz und Arbeitsumfeld. Und dabei ist jeder gefragt: Der Konsument, das Unternehmen und auch der Mitarbeiter – also ein umfängliches gesellschaftliches Thema.

„Von daher lasst uns gemeinsam dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Sei es mit der Unterstützung von KI oder anderen lösungsorientierten Ansätzen. Eines sollte jedoch immer im Fokus bleiben: Der Mensch als wichtigster Faktor in allen Prozessen und Entscheidungen“, so das Fazit von Siewers. Schließlich sind wir noch lange nicht so weit, dass eine KI wichtige Jobs im Unternehmen ersetzen kann. Aber sie kann Mitarbeitern Freiräume schaffen, sich von automatisierbaren Aufgaben zu entlasten und sich auf die Tätigkeiten zu konzentrieren, für die der Mensch unentbehrlich bleibt.

Unternehmen

Knox GmbH Experts in Print & Packaging

Neuer Wall 71
20354 Hamburg
Germany

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