Leider landet Jahr für Jahr ein Drittel der weltweiten Lebensmittelproduktion im Müll. Studien zeigen, dass in den Industrieländern der Großteil der Lebensmittelabfälle im Handel und bei den Verbrauchern anfällt. Wenn wir den Food Waste in Deutschland auf die fünf Bereiche landwirtschaftliche Produktion, Verarbeitung, Handel, Außer-Haus-Verpflegung und private Haushalte aufteilen, stammen circa 60 % des insgesamt anfallenden Food Waste aus den privaten Haushalten. In Großstädten wie London landen mehr als 40 % der von Verbrauchern gekauften Lebensmittel ungegessen im Mülleimer. Die FAO schätzt, dass jedes Jahr 1,3 Mrd. t Lebensmittel im Müll enden. Das ist mehr als das Dreifache der Lebensmittelmenge, die nötig wäre um die 800 Mio. Menschen, die auf unserer Erde an Hunger leiden, dauerhaft zu ernähren. Wie FAO-Direktor Ren Wang betonte, verbraucht die Produktion der Lebensmittel, die niemals gegessen werden, eine Fläche so groß wie China. Die Produktion und Entsorgung dieser 1,3 Mrd. t Lebensmittelabfälle verursacht enorme Treibhausgasemissionen in der Größenordnung von 4,4 Gt CO2-Äquivalent pro Jahr. Das entspricht etwa 8 % der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen. Wenn Lebensmittelabfall ein Staat wäre, wären seine jährlichen Treibhausgasemissionen weltweit die Nummer 3 nach den USA und vor Indien. Oder um einen anderen Vergleich anzustellen: Die durch Food Waste verursachten globalen Emissionen entsprechen nahezu den Emissionen des Straßentransports weltweit.
Was verursacht die CO2-Emissionen?
Was kann Verpackung hier leisten? Eine angemessene Verpackung schützt Lebensmittel und kann so dazu beitragen, Food Waste zu reduzieren. Die Lebensverhältnisse und das Konsumverhalten der Bevölkerung haben sich in den letzten Jahren verändert: Wir haben mehr ältere Menschen, mehr Single-Haushalte, Menschen leben unter der Woche in der Nähe des Arbeitsplatzes und am Wochenende bei ihren Familien an einem anderen Ort. In diesen Situationen können verpackte Lebensmittel – beispielsweise kleine Verpackungsgrößen – den Lebensmittelabfall reduzieren, da die verpackten Nahrungsmittel vollständig aufgegessen werden können, bevor sie nicht mehr genießbar sind. Darüber hinaus sind Lebensmittel in ungeöffneten Packungen meist deutlich länger haltbar als unverpackte Lebensmittel. Man könnte hier nun entgegenhalten, dass auch die Verpackung einen CO2-Fußabdruck hinterlässt. Das stimmt – allerdings zeigen Studien, dass Verpackungen nur circa 1 % unseres CO2-Fußabdrucks, während Lebensmittel 15 % unseres CO2-Fußabdruckes ausmachen. Typischerweise sind bei verpackten Lebensmitteln die Lebensmittel selbst für mehr als 98 % und die Verpackung nur für weniger als 2 % des gesamten CO2-Fußabdrucks der verpackten Lebensmittel verantwortlich.
Das Beispiel mit der Salatgurke
Durch optimierte Verpackungen, die eine längere Haltbarkeit ermöglichen, kann Food Waste in Supermärkten und Haushalten deutlich reduziert werden. Die Nachhaltigkeitsberatung Denkstatt hat beispielsweise Daten für Gurken, Fleisch und Käse analysiert. Hier zeigte sich klar, dass die Reduzierung der Lebensmittelabfälle aufgrund der längeren Haltbarkeit, die mithilfe einer flexiblen Verpackung erreicht wurde, zu einer deutlichen Reduzierung des CO2-Fußabdruckes im Vergleich zu dem geringen zusätzlichen CO2-Fußabdruck der flexiblen Verpackungen führte. Hier ein viel zitiertes Beispiel mit einer soliden Datengrundlage: Werden Salatgurken in einer dünner PE-Folie verpackt, verlängerte sich ihre Haltbarkeit im Geschäft von 3 auf 14 Tage und halbierte die Menge nicht verkaufsfähiger Gurken in Supermärkten. Diese Einsparung an Food Waste resultiert in einer Einsparung von 13,5 g CO2-Äquivalent pro Gurke, während die dünne PE-Folie nur 4,4 g CO2-Äquivalent pro Gurke ausmacht. Es ergibt sich also ein Nettoeinsparung von mehr als 9 g CO2-Äquivalent für jede in dünner Folie verpackte Gurke. Dabei ist der reduzierte Lebensmittelabfall in den Haushalten und auch die geringen Verluste auf dem Transport noch nicht einmal miteingerechnet – diese eingesparten Lebensmittelabfälle kommen noch hinzu.
Welche Verpackung hat den geringsten CO2-Abdruck?
In einer Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) wurden verschiedene Verpackungen für 125 g Oliven und 400 g Pasta-Sauce analysiert: Konservendose, Glas mit Deckel und flexibler Kunststoffbeutel. In beiden Fällen betrug der CO2-Fußabdruck des flexiblen Kunststoffbeutels nur ein Drittel des CO2-Fußabdrucks der besten starren Verpackung. Hier schnitt das Glas besser ab als die Konservendose. Interessanterweise besteht der Vorteil für flexible Kunststoffbeutel sowohl bei den aktuellen Recyclingquoten für Stahl, Glas und flexibler Kunststoffverpackung als auch bei einer angenommenen Recyclingquote von 100 % für alle drei Verpackungen.
Wir können vier Punkte zusammenfassen:
1. Food Waste trägt signifikant zur Erderwärmung bei.
2. Der CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln ist viel größer als der CO2-Fußabdruck der Verpackung für das Lebensmittel.
3. Verpackung kann Nahrungsmittelverluste in der gesamten Wertschöpfungskette deutlich reduzieren und damit auch den CO2-Ausstoß erheblich reduzieren.
4. Flexible Verpackung hat oft einen vergleichsweise geringen CO2-Fußabdruck.