Um die Themen Fälschungssicherheit und Serialisierung zu diskutieren, waren Ende April rund 30 Experten aus Bereichen wie Pharma, Chemie oder der Automobil- und Zigarettenindustrie zu der BDVI-Fachveranstaltung „Verpackung im Fokus“ gekommen. Auf der ausgebuchten Veranstaltung bei Romaco in Karlsruhe stellten Referenten Lösungsansätze zur fälschungssicheren Kennzeichnung vor und zeigten Alternativen aus den Bereichen IT und gedruckte Elektronik.
„Menschen in Afrika sterben an Malaria, weil Medikamente gefälscht sind oder falsche Wirkstoffe enthalten“, sagte Sonja Bähr, Geschäftsführerin BDVI. Neben Todesfällen, die ansonsten vielleicht verhindert werden könnten, entsteht der Industrie ein Schaden von jährlich 75 Milliarden US-Dollar (rund 65,7 Milliarden Euro). Falsche Wirkstoffe – darunter versteht man ein Fehlen jeglicher Wirkstoffe, Verunreinigungen oder eine falsche Menge an Wirkstoffen. So seien auch Schwermetalle, Frostschutzmittel oder Rattengift in gefälschten Medikamenten nachweisbar, erklärte Romaco-Geschäftsführer Paulo Alexandre. Sein Ziel im Kampf gegen gefälschte Medikamente: „Es kompliziert für Fälscher und einfach für die Anwender machen.“ Das heißt, die Kostenhürde für Fälscher muss möglichst hoch, die Überprüfung der Verpackung durch den Patienten dagegen leicht und ohne teure Hilfsmittel möglich sein.
Auf der Messe Achema in Frankfurt stellt Romaco dazu das Blistersystem Noack 960 mit Codier- und Prägestation vor. Die Blister werden eindeutig mit einem individuellen Hologramm oder geprägtem 3-D-Code inklusive Hologramm gekennzeichnet. Auch unsichtbare Identifikationsmerkmale sind möglich, die per Mikroskop oder Laser geprüft werden können. So werden die Sicherheitsmerkmale sowohl für den Patienten optisch und haptisch als auch mittels einfachen Hilfsmitteln für beispielsweise Behörden überprüfbar.
Die einfache Überprüfung ist besonders wichtig. Denn gefälschte Medikamente sind zu 30 bis 60 Prozent in Entwicklungsländern zu finden. Nur ein Prozent der Fälschungen dringt in die Wertschöpfungskette von Industrieländern ein. Als Ursachen nannte Torsten Schmidt-Bader, Geschäftsführer Movepro Tec, unkontrollierte Vertriebsketten, Korruption oder illegale Onlineshops. Die Beweggründe der Fälscher sind simpel: „Sie können mit gefälschten Arzneimitteln hundertmal mehr verdienen als mit Heroin“, resümierte Schmidt-Bader.
Sebastian Fries, Bereichsleiter Produktmanagement von KBA-Metronic, stellte Lösungen für kleine Losgrößen und Sonderprodukte vor. Die modulare Offline-Kennzeichnungslösung Uda Formaxx beispielsweise kann 350 Schachteln pro Minute codieren – längs oder quer. Das Unternehmen Paper Gate setzt dagegen auf eine Smartphone-App, die versteckte Sicherheitsmerkmale erkennt. „App Sure“ liest magnetische Substanzen ein, die auf die Verpackungen aufgedruckt werden. Über eine Online-Datenbank gleicht die App die Daten ab und bestätigt, ob ein Original oder eine Fälschung vorliegt.
Auch die Lösung des Unternehmens Saralon setzt auf Optik: Mit einer funktionellen Farbe werden Batterie, Schaltkreis, Sensoren und Display auf eine Verpackung gedruckt. Bei Drücken des Sensors wird im Display eine beliebige Information angezeigt. Der Schaltkreis funktioniert nur, solange die Verpackung unbeschädigt ist. Zeigt das Display nichts an, weiß der Patient, dass kein Original vorliegt. Die Tinte ist nur bei Saralon erhältlich, was eine „Fälschung unmöglich“ mache, so Steve Paschky, Geschäftsführer Saralon. Bei derzeitigen Stückkosten von ein bis zwei Euro pro Label bei einer Auflage von 100.000 Stück wird diese Lösung jedoch wahrscheinlich vorerst Verpackungs-Sondereditionen vorbehalten bleiben.