Kai Klicker-Brunner

Kai Klicker-Brunner, Mitglied der Geschäftsleitung und Lead Public Policy & Governmental Affairs, Communications DACH. (Bild: Pepsico)

neue verpackung: Rezyklat, vor allem hochwertiges, ist heiß begehrt – gerade in der Getränkeindustrie. Aber auch andere Branchen greifen gerne auf Rezyklat aus PET-Flaschen zurück. Wie schaffen Sie es als Unternehmen, das ja hohe Mengen an diesem Rohstoff benötigt, versorgungssicher produzieren zu können?

Kai Klicker-Brunner:
In der Tat: Es gibt Herausforderungen bei der Versorgung mit Rezyklat zu angemessenen Preisen. Die Verfügbarkeit von recyceltem Kunststoff hängt sehr wesentlich von der Effizienz der Sammelsysteme in dem jeweiligen Land ab, von der Kapazität unserer Partner in der Sortier- und Recycling-Lieferkette sowie dem Bewusstsein und der Bereitschaft der Verbraucher, Recycling zu unterstützen. Daher haben wir eng mit der Abfallwirtschaft und den Regierungen in Europa zusammengearbeitet, um Wege zu finden, wie sich das Angebot an Rezyklat erhöhen lässt. Für unsere aktuelle Versorgung arbeiten wir eng mit unseren Lieferanten zusammen und konnten auch dank technischer Durchbrüche sicherstellen, dass wir recyceltes PET in ausreichender Menge erhalten.

So fordert die Unesda beispielsweise in ihrem Positionspapier zur Kreislaufwirtschaft, dass die Softdrink-Industrie Vorrang auf den Rohstoff rPET hat, um die hohen Standards der Lebensmittelindustrie langfristig einhalten zu können.

neue verpackung: Mit Deutschland haben Sie das Leuchtturmprojekt „100 Prozent rPET“ erfolgreich umgesetzt. Nun profitieren Sie hier sicherlich auch von der gut ausgebauten Recycling-Infrastruktur. Wie sieht es aber im Rest der Welt aus, wo sehen Sie dieses Ziel in absehbarer Zeit als realistisch erreichbar – und wo wird dies zunächst verwehrt bleiben?

Klicker-Brunner:
Wir arbeiten in all unseren Märkten eng mit der Abfallwirtschaft und den jeweiligen Regierungen zusammen, um effiziente Sammelsysteme zu ermöglichen. Dafür helfen wir auch in ganz Europa bei der Finanzierung von Systemen zur erweiterten Herstellerverantwortung und unterstützen Kampagnen, um das Bewusstsein für Recycling bei Verbrauchern zu fördern. Um eine Welt zu schaffen, in der Plastik nie zu Abfall wird, sind unserer Ansicht nach klare politische Entscheidungen und Gesetze in ganz Europa gefragt, die das Sammeln und Recyceln von Verpackungsmaterialien erleichtern.

Einzelne Länder oder Regionen herauszugreifen, in denen der Nachholbedarf beim Recycling größer sein mag als in anderen, erscheint uns dabei wenig zielführend, da sich auch die allgemeinen Rahmenbedingungen oftmals grundlegend unterscheiden. Deutschland beispielsweise verfügt über eine stark ausgeprägte Pfand-Kultur – sei es bei Flaschen oder auch bei Dosen. In anderen Ländern sind solche Systeme nicht so verbreitet.

Pepsico-Flaschen
In Deutschland konnte Pepsico das Vorhaben „100 Prozent rPET“ bereits umsetzen.

neue verpackung: Wie sieht Ihre Strategie für mehr Nachhaltigkeit in Ländern aus, die den Kreislauf für Kunststoff aktuell nicht im benötigten Maße schließen können? Setzen Sie hier beispielsweise auf Alternativen wie biologisch abbaubare Materialien?

Klicker-Brunner: Wir arbeiten an einer Welt, in der Kunststoffe niemals zu Abfall werden. Daher verfolgen wir ein ganzes Bündel an Maßnahmen, um Verpackungsmüll zu reduzieren und zu vermeiden. Eine Möglichkeit dafür liefern Ansätze wie „Beyond the Bottle“. 2018 haben wir Sodastream als Teil unserer Gesamtstrategie gekauft, um den Einsatz von Kunststoffen zu vermeiden. Daneben engagieren wir uns im Pulpex-Konsortium. Gemeinsam mit Unilever und Diageo arbeiten wir im Rahmen dessen an der Entwicklung der weltweit ersten vollständig recycelbaren Papierflasche. Außerdem treiben wir unsere Investitionen in Technologien voran, die es dem Abfallsystem ermöglichen, Material generell besser zu sortieren und zu recyceln. So können digitale Wasserzeichen beispielsweise helfen, Verpackungsmaterial leichter sortierbar zu machen. Dafür beteiligen wir uns an dem Projekt Holy Grail 2.0.

neue verpackung: Pepsico verfolgt nicht nur bei Flaschen Nachhaltigkeitsziele, so will das Unternehmen bis 2030 die Menge an unbehandeltem Plastik im gesamten Lebensmittel- und Getränkeportfolio um 50 % reduzieren. Wie wollen Sie dies erreichen?

Klicker-Brunner: Unsere Verpackungsfolien werden schon heute in Deutschland recycelt. Wir möchten, dass dies in ganz Europa auf breiter Basis geschieht, was eine entsprechende Infrastruktur voraussetzt. Wir haben für uns dabei vor allem drei Handlungsfelder ausgemacht. Erstens: Wir gestalten unsere Verpackungen so, dass sie recycelbar sind. Dafür stellen wir auf Verpackungsmaterialien um, die den Ceflex-Richtlinien (Circular Economy for Flexible Packaging) für Recyclingfähigkeit entsprechen. Zugleich reduzieren wir die Verpackungsmenge jedoch auch durch den Einsatz von fortschrittlichen Technologien. Zweitens: Über Ceflex arbeiten wir mit Akteuren der Verpackungs- und Abfallwirtschaft eng zusammen. Wir investieren in die Entwicklung und den Einsatz von Technologien, die es dem Abfallsystem ermöglichen, Material besser zu sortieren und zu recyceln. Außerdem prüfen wir fortlaufend Optionen, den Wertstoffkreislauf noch optimaler zu gestalten und mehr recyceltes Material in unseren Verpackungen zu verwenden. Drittens: Ähnlich wie mit Beyond the Bottle im Getränkebereich verfolgen wir für unsere anderen Produkte einen Beyond the Bag-Ansatz – dazu gehören durchaus auch Unverpackt-Optionen.

neue verpackung: Eine nicht zu unterschätzende Herausforderung bei der Umstellung auf nachhaltige Verpackungslösungen ist es, diese dem Verbraucher auf unkomplizierte Art zu erklären, damit dieser dann eine faktenbasierte Entscheidung treffen kann. Wie lässt sich dies effektiv erreichen? Direkt am Point of Sale, oder sind hier Kampagnen beispielsweise über Social Media aus Ihrer Sicht das geeignetere Mittel?
Klicker-Brunner: Das eine schließt das andere nicht aus. Was wir als Pepsico sehen, ist eine entsprechende Nachfrage seitens der Verbraucher nach solchen nachhaltigeren Lösungen. Es gibt also bei vielen unserer Kunden bereits eine große Sensibilität im Markt, die wir einerseits weiter fördern, der wir andererseits aber mit unseren Produkten natürlich auch entsprechen wollen. Der Hinweis am Point of Sale und auf der Verpackung ist daher wichtig – ähnlich wie beispielsweise der Nutri-Score – damit Verbraucher beim Einkauf selbst eine informierte Entscheidung für sich und die Umwelt treffen können. Um die Sensibilität beim Thema Recycling weiter in der ganzen Breite zu fördern, ist die Kommunikation solcher Informationen über Kanäle wie Social Media wiederum wichtig. Das geht somit Hand in Hand.

Die Fragen stellte Philip Bittermann, Chefredakteur neue verpackung

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