Beim Symbol-Umweltthema Einweg-Tragetaschen aus Plastik zeigen sich die ersten Auswirkungen der EU-Richtlinie 2015/720: Die meisten EUStaaten haben mittlerweile Vorschriften, oft in Absprache mit den jeweiligen Handelsverbänden, um den Verbrauch von Kunststoff-Tüten zu verringern. Ausgenommen von diesen Regelungen bleiben häufig Tragetaschen aus Papier, deren Hersteller nun die Gewinner der EU-Gesetzgebung werden könnten. Allerdings machen Tragetaschen nur einen Teil des gesamten europäischen Markts für Beutel, Säcke und Tüten aus, den Ceresana bereits zum zweiten Mal untersucht hat.
Hauchdünne Folien
Die Studie behandelt den Markt für Beutel, Säcke und Tüten aus Polyethylen (PE)-Folie, aus Folien sonstiger Kunststoffe, aus gewebten Kunststoff-Streifen (woven bags) sowie aus Papier. PE ist dabei das mit Abstand am meisten verwendete Material. Die verschiedenen Ausgangsstoffe können jedoch in einzelnen Anwendungen unterschiedliche Marktanteile erreichen. Die Studie unterscheidet die Segmente Tragetaschen, Müllbeutel & -säcke, Schwerlast- & Industriesäcke, Nahrungsmittelverpackungen sowie „Sonstige“.
Mehr Engagement von Nachzüglern gefordert
Die Umsetzung der EU-Richtlinie zur Reduzierung des Verbrauches von Einweg-Tragetaschen aus Kunststoff ist nicht in allen Ländern gleichermaßen konsequent angegangen worden. Aktuell hat sich die EUKommission noch einmal an 4 Länder gewandt, an Griechenland, Italien, Polen sowie Zypern, um eine zielstrebigere Umsetzung der Richtlinie anzumahnen. Auf die einzelnen nationalen Gegebenheiten und Initiativen gehen die jeweiligen Länderprofilen ein.
Positive Signale für Biokunststoffe
Immer mehr Länder verbieten bestimmte Arten von Tragetaschen oder versuchen mittels Sondersteuern und Abgaben die Nachfrage zu regulieren. In der Regel sind dünne Einwegtragetaschen
aus PE das Ziel dieser Initiativen. Ausgenommen von derartigen Verboten und Gebühren sind meist Tragetaschen aus Biokunststoffen. Dabei handelt es sich um Kunststoffe, die entweder aus nachwachsenden Rohstoffen (z.B. Maisstärke) hergestellt werden oder zumindest biologisch abbaubar sind.
Die Bedeutung und öffentliche Wahrnehmung von Taschen aus Biopolymeren ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Dies zeigt sich auch daran, dass diese Produkte inzwischen von den nationalen Gesetzgebern berücksichtigt werden. Im Frühjahr 2017 hat sich die EU-Kommission noch einmal explizit positiv zum Einsatz von Bioplastik im Bereich von Verpackungen oder auch Tragetaschen geäußert. Selbst wenn sich der Markt in den vergangenen Jahren sehr dynamisch entwickelt hat, sind Biokunststoffe allein jedoch nicht die ultimative und ökologisch einwandfreie
Lösung, die lange propagiert wurde. So verläuft deren Kompostierung in den gängigen Anlagen noch immer nicht reibungslos.
Stabile Säcke für schwere Lasten
Schwerlast- und Industriesäcke haben in den vergangenen Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Mit der Zeit wurden Säcke aus Papier in einigen Segmenten durch Plastik-Säcke ersetzt. Bei Tierfutter oder Baumaterialien, wie z.B. Zement, spielen Papiersäcke zwar weiterhin eine wichtige Rolle; Säcke aus PE haben jedoch das Potential, aufgrund ihrer positiven Eigenschaften weitere Marktanteile zu gewinnen. Klassische Schwerlastsäcke aus Folie sehen sich jedoch insbesondere bei Schüttgütern mehr und mehr mit der Konkurrenz sogenannter „Flexible Intermediate
Bulk Containers“ (flexible Schüttgut-Behältnissen; FIBC) konfrontiert. Diese FIBC bestehen aus einem stabilen Kunststoffgewebe - meist aus Polypropylen - und können ein Fassungsvermögen bis 1500 l erreichen. Sie dienen oft als Transportverpackung für Baustoffe, Düngemittel, Getreide oder sonstige Streugüter. Die Dynamik des Marktes für Schwerlastsäcke hängt stark von der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes sowie vom Zustand der Bauindustrie und der Nachfrage nach Baumaterialien ab.
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