Die FSMA-Bestimmungen erfordern von Lebensmittelherstellern umfassende Nachverfolgungsfähigkeiten, sie erweitern den Datenzugriff durch die FDA bei Lebensmittelnotfällen und sie sehen vor, dass Hersteller potenzielle Gefahren identifizieren und Präventionspläne entwickeln. Aus Sicht der Verbraucher ist die Notwendigkeit der FSMA-Gesetze klar, insbesondere vor dem Hintergrund der in den vergangenen Jahren bekannt gewordenen Erkrankungen, die durch Lebensmittel verursacht wurden. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden erleidet einer von sechs Amerikanern jedes Jahr eine lebensmittelbedingte Erkrankung, das sind cirka 48 Millionen Menschen, 128.000 Krankenhaus-
aufenthalte und 3.000 Todesfälle infolge von Erkrankungen, die weitgehend vermeidbar sind. Für einige Hersteller haben die neuen Bestimmungen eine Modernisierung ihrer Anlagen und Verbesserungen ihrer Dokumentation erforderlich gemacht. Für andere stellt die Einhaltung der FSMA-Bestimmungen an sich keine Herausforderung dar - im Gegensatz zum Nachweis der Konformität. Die Gründe für die Beunruhigung der Branche sind klar: Durch die FSMA-Bestimmungen wird die Zahl von Betriebskontrollen durch die FDA und USDA zunehmen, und die Gesundheitsbehörden besitzen nun mehr Befugnisse, um Produktrückrufe anzuordnen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, Lebensmittel verarbeitenden Betrieben die Zulassung zu entziehen, wenn der begründete Verdacht einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit besteht.
Von der Krisenreaktion zur -prävention
Während Lebensmittelhersteller sich an die neuen Realitäten infolge der FSMA-Anforderungen anpassen, entwickeln Anbieter von Verarbeitungsanlagen und Verpackungen neue Technologien, um den Herstellern einen Vorsprung zu verleihen. Viele dieser Lösungen waren in diesem Herbst auf der Pack Expo International 2012 Chicago (www.packexpo.com) zu sehen.
Ein zentrales Ziel der FSMA-Bestimmungen ist eine Neuaus-
richtung des Fokus der Lebensmittelbranche weg von der Reaktion auf Verunreinigungen hin zur Vermeidung von Verunreinigungen. Nach Informationen des Unternehmens Eagle Product Inspection aus Tampa steigt durch die FSMA-Gesetze die Nachfrage nach Lösungen zur genauen Produktüberprüfung an Produktionslinien. Eagle bietet Prüfanlagen für zahlreiche Lebensmittelhersteller und Lebensmittel verarbeitende Betriebe, zum Beispiel für Konditorei-, Fleisch- und Molkereiprodukte und Babynahrung.
Eagle hat sich auf die MDX-Technologie spezialisiert, eine Technologie, die herkömmliche Röntgenüberprüfungen erweitert und Materialien basierend auf ihrer chemischen Zusammen-
setzung unterscheidet. Auf diese Weise lassen sich zuvor nicht erfassbare anorganische Verunreinigungen erkennen und Produkte entsprechend aussortieren. Des Weiteren bietet Eagle Software zur Kundenvernetzung an, um die Nachverfolgbarkeit von Produkten zu verbessern. Dabei werden Daten beispiels-
weise aus Strichcodes oder aus unterschiedlichen Systemen zusammengetragen und als zukünftige Referenz gespeichert.
„Unsere Röntgenprüfsysteme verbessern die Lebensmittel-
sicherheit, indem sie Produkte auf Verunreinigungen wie Metall, Glas, Stein und Knochen untersuchen", erklärt Terry Woolford, General Manager bei Eagle Product Inspection. „Durch die immer strengeren Bestimmungen für die Branche und die Einführung von Richtlinien für den Handel ist die fortschrittliche Erkennung von Verunreinigungen wichtiger denn je." Eagle zeigte auf der Pack Expo International Röntgenprüfsysteme mit entsprechenden Technologien, die künftig Lebensmittel überwachen und vor Verunreinigungen schützen sollen.
Ein Beispiel für einen Technologieanbieter, der die Hebelkraft der Dokumentationsanforderungen infolge der FSMA-Gesetze nutzen möchte, ist das Unternehmen Key Technology, Inc. mit Sitz in Walla Walla, Washington. Das Unternehmen stellte vor Kurzem ein Programm mit dem Namen Food Safety PRO für seine optischen Sortierlinien und Qualitätsüberwachungssysteme Manta, Optyx, Tegra und G6 ADR vor. Mit Food Safety PRO steht Lebens-
mittelherstellern eine umfassende Produktsuite zur Verfügung, die ein Systemaudit, die Remote-Überwachung von Anlagen und HACCP-Schulungen (Hazard Analysis Critical Control Points, Gefahrenanalyse an kritischen Kontrollpunkten) umfasst. Nach Informationen von John Kadinger, Manager für das PROliance-Programm bei Key Technology, bietet Food Safety PRO eine Warnfunktion, die es Sortiermaschinen ermöglicht, ein Bild mit digitalem Uhrzeit- und Datumsstempel für jedes Objekt aufzu-
nehmen und zu speichern, das als Fremdkörper identifiziert wurde.
„Wir setzen diese Warnfunktion schon seit einiger Zeit in unseren Anwendungen ein und freuen uns jetzt, dieses Werkzeug zur Produktnachverfolgung anbieten zu können, um Lebensmittel verarbeitende Betriebe bei der Erfüllung der FSMA-Anforderungen zu unterstützen", erklärt Kadinger. Zu den Kunden von Key Technology zählen viele multinationale Gemüse verarbeitende Unternehmen, die über modernste Technologien zur Produkt-
verfolgung verfügen. Kleine bis mittelgroße Unternehmen, so Kadinger, werden jedoch von den Vorzügen von Food Safety PRO am meisten profitieren.
Kadinger geht davon aus, dass die meisten Lebensmittel verarbeitenden Unternehmen sich in Bezug auf die FSMA-
Anforderungen noch in der Lernphase befinden und die Branche im Grunde genommen für die Veränderungen bereit ist. „Ich denke nicht, dass sich viele unserer Kunden Sorgen machen, da sie bereits über gute Prozesse verfügen. Es geht jetzt vielmehr darum, zu gewährleisten, dass ihre Prozesse den gesetzlichen Anforderungen genügen", stellt er klar.
Nach Meinung von Adam Reichert, Verfahrenstechniker und Spezialist für Wärmebehandlung bei Allpax Products, erfüllen die meisten Unternehmen der Branche die FSMA-Anforderungen schon jetzt. „Die einzige tatsächliche Veränderung besteht in der Art und Weise, wie Gesundheitsbehörden wie FDA oder USDA damit umgehen", erklärt er. Das Unternehmen Allpax mit Sitz in Covington, Louisiana, hat sich auf Wärmebehandlungs-
technologien und die Automatisierung von Wärmebehand-
lungseinrichtungen spezialisiert. „Unsere Systeme sind im Grunde genommen maßgeschneiderte Lösungen, um alle möglichen FSMA-Anforderungen zu erfüllen. Wir stehen aufgrund unserer Kontrolllösungen in regelmäßigem Kontakt mit der FDA und der USDA und wissen daher, was genau diese Behörden fordern", erläutert Reichert. „Dies ist ein Teil des Wertes, den wir unseren Kunden anbieten."
Im vergangenen Jahr stellte Allpax ein Programm vor, das die Erfüllung der Qualitäts- und Meldeanforderungen durch Wärmebehandlungseinrichtungen entsprechend den FSMA-Bestimmungen gewährleistet. Anhand des Allpax-Programms beurteilen Techniker Kontrolleinrichtungen und Dokumentationsverfahren und sprechen Empfehlungen aus, damit die Unternehmen die FSMA-Anforderungen umsetzen können. Das Unternehmen richtet seine Aufmerksamkeit insbesondere auf ältere Konservenfabriken, die vertikalen, gesättigten Dampf und Wassertauchverfahren einsetzen, sowie auf Unternehmen, die Lebensmittel importieren. „Ältere Konservenfabriken sowie Importeure sind am wenigsten darauf vorbereitet, die Konformität mit den Anforderungen für Wärmebehandlungsräume durch entsprechende Kontroll- und Überwachungseinrichtungen zu gewährleisten", äußert sich Greg Jacob, Vice President und General Manager bei Allpax. Aufgrund des hohen Stellenwerts, den die FSMA-Bestimmungen der Prävention, Kontrolle und Dokumentation beimessen, ist es unbedingt erforderlich, dass die Unternehmen moderne Werkzeuge und Lösungen einsetzen. „Es ist schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, mit manuellen Kontrollen und Aufzeichnungen sowie durch Blackbox-Kontrolleinrichtungen der neuesten Generation die neuen, strengeren Standards einzuhalten", so Jacob. Die meisten Betriebe arbeiten bereits FSMA-konform, wie Reichert betont. Was einigen Menschen jedoch Sorge bereitet, ist die Art und Weise, wie die FDA mit ihnen umgehen kann. „Die Unternehmen möchten sicherstellen, dass sie die Anforderungen erfüllen, und einige Fragen sich, ob ihre Aufzeichnungen und Unterlagen ausreichen", erläutert er.
Mehr Lebensmittelsicherheit durch FSMA
Trotz einiger Befürchtungen in Bezug auf die neuen Bestimmungen gibt es auch Stimmen aus der Branche, die einige der Ver-
änderungen infolge der FSMA-Anforderungen begrüßen. „Niemand mag Bestimmungen nur um ihrer selbst Willen, doch gibt es in den FSMA-Gesetzen Elemente, die die Kundenerfahrung und Lebensmittelsicherheit verbessern. Eine dieser Verbesserungen besteht darin, dass Importeure dieselben Standards wie inländische Produzenten erfüllen müssen", meint Alan Traylor, Business Manager für Produkte zur Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit bei Mocon.
Das in Minneapolis ansässige Unternehmen bietet eine Bakterienanalyse für Fleisch, Geflügel, Fisch und Meeresfrüchte sowie für Molkereiprodukte und -erzeugnisse an, die noch am selben Tag Ergebnisse liefert. Die Instrumente und Geräte der Produktreihe Greenlight ermöglichen durch eine Analyse die Zählung aerober Keime oder die Feststellung der Gesamtkeimzahl zur Bestimmung der mikrobiellen Belastung einer Lebensmittel-
probe. Wenn Bakterien sich in einer Probe vermehren und atmen, verbrauchen sie Sauerstoff. Der veränderte Sauerstoffgehalt dient als Grundlage zur Berechnung der koloniebildenden Einheiten einer Probe pro Gramm bei festen Stoffen oder pro Milliliter für Flüssigkeiten.
Abhängig von der bakteriellen Belastung liefert die Technologie innerhalb von Minuten bis hin zu acht Stunden Ergebnisse. Diese Methode ist mehr als sechs Mal schneller als Agar- oder Filmplattenverfahren, die normalerweise 48 Stunden benötigen, um aussagekräftige Zahlen zur mikrobiellen Belastung zu liefern. Greenlight wurde für Verfahren mit großem Durchsatz entwickelt, und nach Angaben des Unternehmens kann durch eine Optimierung der Testzeiten die Bereitstellung verderblicher Lebensmittel für die Verbraucher beschleunigt werden.
In Bezug auf die Bereitschaft der Branche zur Einhaltung der FSMA-Anforderungen ist Traylor optimistisch. „Die veränderte Gesetzgebung führt nicht direkt zu einer Änderung der bewährten und optimalen Verarbeitungspraktiken oder zu einer veränderten HACCP-Philosophie", sagt er. Traylor bestätigt außerdem, dass die neuen Bestimmungen für Mocon durchaus neue Marktchancen eröffnen.
„Wir erstellen Echtzeitinformationen, damit Lebensmittel-
produzenten bessere Entscheidungen treffen können. Ein höheres Maß an Überwachung und verbesserte Kontrollen führen dazu, dass mehr Messungen und Untersuchungen durchgeführt werden und dass mehr Daten zur Kontrolle von Prozessen zur Verfügung stehen", führt er fort.
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