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„Ich weiß natürlich, was Sie alle wissen wollen.“ Mit diesem Satz leitete Uwe Harbauer, Mitglied der Geschäftsführung Bosch Packaging Technology und Leiter Business Unit Pharma, die Pressekonferenz zum Pharmatag 2019 in Crailsheim ein. Und fügte dann hinzu: „Auf der letzten Folie unserer Präsentation gehen wir darauf ein.“

Davor ging es erst einmal um die aktuellen Geschäftszahlen – und die sehen gut aus: Der Komplettanbieter für die Branchen Food und Pharma konnte im Jahr 2018 1,3 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaften. Daran hatte vor allem Harbauers Businessunit Pharma Anteil: sie konnte ein zweistelliges Umsatzwachstum verzeichnen und machte damit im vergangenen Geschäftsjahr 53 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Nach Regionen betrachtet macht Europa zwar mit 39 Prozent noch den größten Umsatz, doch hat die Region Asien/Afrika Boden wettgemacht und kommt mittlerweile auf 30 Prozent. Hieran wiederrum ist laut Harbauer vor allem der Liquid-Bereich in China besonders stark gewachsen. Die übrigen 31 Prozent Umsatz stammen aus den USA.

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Standortleiter Giehl bei der Vorstellung aktueller Investitionen in Crailsheim. (Bild: Redaktion)

Drei Dinge, die den Pharmamarkt treiben

Nach der Übersicht des Ist-Zustands ging Harbauer dann auf die drei Markttreiber ein, die aus Sicht von Bosch Packaging Technology in den kommenden Jahren nicht nur sein Unternehmen, sondern die gesamte Branche beschäftigen werden:

- Patientenfokus: Der Bedarf an Medikamenten mit einfacher Verabreichung und Personalisierung fordert von Herstellern eine erhöhte Flexibilität. In der Praxis heißt das: immer mehr unterschiedliche Produkte, Packstile und –größen. Kleinere Chargengrößen für eine Zielgerichtete Behandlung sowie Skalierbarkeit von Forschung und Entwicklung bis zur hohen Produktausbringung. Konkret für den Maschinenbau heißt das: weniger Hochleistungs-Maschinen und mehr Lösungen für kleine Chargen mit hoher Flexibilität – unter anderem durch Roboterlösungen.

- Sicherheit: Hier geht es zum einen um die Produktqualität als solche, aber auch um ihre Echtheit. Hersteller benötige also Lösungen, mit denen sie Regularien einhalten sowie sichere und reproduzierbar produzieren können. Und da Sicherheit auch Arbeitssicherheit heißt, sind Isolatoren-Lösungen beim Crailsheimer Maschinenbauer ebenfalls stark nachgefragt.

- Zugang zu Medikamenten: Verfügbarkeit und nicht zuletzt Bezahlbarkeit sind auch heute – je nach Region – eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Aus Betreibersicht heißt das, dass sie kurze Lieferzeiten für Formate und Ersatzteile benötigen. Dazu gehört auch ein globales Service-Netzwerk des jeweiligen Anbieters und eine niedrige Cost of Ownership. Und gerade bei hochwertigen und damit hochpreisigen Medikamenten sind Produktverluste zu minimieren, optimaler Weise komplett zu vermeiden.

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Christian Hanisch, Projektleiter Industrie 4.0 für Pharma bei Bosch Packaging Technology, bei der Live-Präsentation der Pharma i 4.0 Lösungsplattform. (Bild: Redaktion)

Auf dem Weg zur Pharmaindustrie 4.0

Darüber hinaus ist die Digitalisierung natürlich ebenfalls eines der ganz großen Themen der Branche und damit auch von Bosch Packaging Technology: „Die Umsetzung von Industrie 4.0 ist für uns ein iterativer Prozess. Denn wir lernen ständig mehr darüber, was wir mit den aus unseren Maschinen gewonnenen Maschinen Daten alles erreichen können,“ erklärt Alexander Giehl, seit April 2019 Standortleiter in Crailsheim. Daten gewinnt das Unternehmen dabei nicht nur im eigenen Versuchslabor: mehr als 30 Kundenaktivitäten gibt es, bei denen Bosch zusammen mit Anwendern an digitalen Lösungen für die Pharmaindustrie feilen – beispielsweise über die Pharma i 4.0 Lösungsplattform. Mit dieser erhalten Anlagenbetreiber die Funktionen für Condition Monitoring, Event Tracking sowie die Ermittlung der Gesamtanlagen­effektivität (OEE) auf ihren mobilen oder stationären Endgeräten – die 4.0-Lösung funktioniert mit jedem gängigen Browser. Ob es um Abweichungen in der laufenden Produktion oder unerwartete Stillstände geht: Mitarbeiter können die für ihren spezifischen Fall relevanten Daten jederzeit dort abrufen, wo sie sich gerade innerhalb der Produktion befinden.

Zum Stand der Dinge: der Verkauf

Auch zum geplanten Verkauf, der im Jahr 2018 bekanntgemacht wurde, gab es zum Abschluss der Pressekonferenz ein kleines Update: „Nichts von dem, was in den vergangenen Wochen und Monaten in den unterschiedlichen Medien spekuliert wurde, ist vollständig richtig,“ eröffnete Uwe Harbauer. Fakt ist, nach vielen Gesprächen hat sich die Anzahl der in Frage kommenden Käufer auf fünf reduziert. Dabei stand bei der Selektierung laut Harbauer immer im Vordergrund, dass das Unternehmen seine Eigenständigkeit behalten wird. Mit dem Verkaufsprozess ist der Maschinenbauer insofern im Zeitplan, als dass das Unternehmen bis Ende des Jahres komplett autark vom Bosch-Konzern sein wird, dafür wird aktuelle eine eigene IT- sowie HR-Infrastruktur geschaffen. „Im dritten Quartal diesen Jahres wollen wir Ihnen dann konkretes mitteilen können,“ schließt Harbauer.A

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