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(Bild: Steinemann DPE)

Immer schneller werdende Innovationszyklen und eine kürzere Time-to-Market erhöhen bei Markeninhabern die Anzahl regionaler Produkte als auch die Anzahl der Varianten für Testmärkte. Trends, mit denen sich Etiketten- und Verpackungsdrucker täglich auseinandersetzen und nach Lösungen für Märkte suchen, in denen Schnelligkeit zählt.

Unter der Prämisse Agilität und Reaktionsschnelligkeit wundert es nicht, dass es ein digitales Converting-System ist, das eine verfahrensübergreifende Lösung für Etiketten- und Faltschachteldruck bietet. Die Gallus Labelfire mit „Carton Kit“ nutzt dafür die Stärken des Digitaldrucks und ist zusätzlich mit analogen und digitalen Verfahren des Inline-Finishings ausgestattet.

Flexodruckwerk und Digitaldruckeinheit

Zu den Ausstattungsmerkmalen der Maschinenkonfiguration gehört eine Faserbrecheinrichtung für Karton und eine Corona-Vorbehandlung für Etikettenmaterialien. Für den wesentlich höheren Bahnzug von Kartonmaterialien ist die Druckmaschine versteift, das heißt die Module, auf denen sich jeweils zwei Druckeinheiten befinden, sind mit Stahllaschen verspannt. Sämtliche Umlenkrollen sind beschichtet und auf maximalen Durchmesser ausgelegt. Auch an eine Kombitrocknung aus UV- und Heißluft wurde gedacht, für den Einsatz von Hybrid-Effekt-Lacken auf einer für UV-Farben ausgelegten Maschine.

Die vorhandenen Flexodruckwerke kommen bei den Unternehmen im Wesentlichen für formatlose Anwendungen, beispielsweise Primern, Lackieren oder nicht digital produzierbare Spezialeffekte, zum Einsatz. Auf der Digitaldruckeinheit mit acht UV-Farbwerken (Weiß + CMYK + GOV) vom Anbieter Gallus lassen sich farbige Abbildungen im erweiterten Farbraum sowie variable Daten drucken.

Metallic-Effekte werden durch digital überdruckte Kaltfolie in allen Farbtönen erzielt. Eine weitere Besonderheit des Converting-Systems ist die Digital Embellishment Unit (DEU) von Steinemann DPE am Ende der Verarbeitungslinie.

Sie ermöglicht den digitalen Auftrag von Spotlackierungen mit Glanz- und Mattlack und dem Erzielen haptischer Effekte. Mengen von 20 g/m2 lassen sich auftragen, was einer Lackstärke von 20 μm entspricht, ohne dass dieser Prozess die Druckgeschwindigkeit von 70 m/min. einschränkt. Sogar ein bis zu 50 µm starker Lackauftrag ist hiermit möglich, mit Abstrichen in der Geschwindigkeit.

Bei der Stanztechnik besteht die Möglichkeit, zwischen einer semi-oder vollrotativen Stanzeinheit zu wählen, wobei die maximale Geschwindigkeitsausnutzung eine Rotationsstanze bedingt.

Erweiterte Chargenproduktion

Ein Vergleich von Auflagenhöhen konventionell und digital gedruckter Etiketten der Finat aus dem Jahr 2015 zeigt, dass die Auflagenhöhe im Digitaldruck im Untersuchungszeitraum durchschnittlich bei 13 Prozent von konventionellen Auflagenhöhen lag. Das heißt, ein konventioneller Auftrag entsprach sechs Aufträgen im Digitaldruck, in kleinere Losgrößen aufgeteilt. Bei kleinen Auflagenhöhen hat natürlich die Wechsel-Effizienz zwischen den Aufträgen eine besondere Bedeutung. Diese steht im Digitaldruck außer Frage.

Ein digitales Converting-System kann deshalb besonders gut den Vorteil einer Extended-Batch-Produktion nutzen. Bei dieser Produktionsweise ändert sich nur das Drucksujet; die Veredelungseffekte, Substrat und Stanzform bleiben gleich. Das versetzt den Digitaldruck in die Lage, ohne zusätzliche Rüstaufwände unterschiedliche Varianten in kleineren Auflagen zu drucken.

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Etiketten und Faltschachteln im Bereich Personal Care sind hochwertig mit Folienprägung, Matt- und Glanzlack veredelt. (Bild: Pack Consult)

Zielmärkte

Die Gallus Labelfire als „Carton Edition“ kommt aktuell im Tabakwaren-Markt zum Einsatz. Die farbigen Abbildungen der verschiedenen Varianten einer Verpackung werden im Digitaldruck gedruckt. Die Druckveredelung mit metallischen Effekten erfolgt durch Kaltfolie und digitalen Überdruck oder UV-Flexodruck. Dieser hochveredelte Genusswaren-Markt treibt die Entwicklung des digitalen Converting-Systems weiter voran mit dem Ziel, in einem komplett digitalen End-to-End-Prozess zu fertigen. Bereits jetzt werden in diesem Markt mit der Digital Embellishment Unit von Steinemann DPE inline außergewöhnliche Ergebnisse bei Lackanwendungen sowie haptischen Effekten erzielt, die bislang nur durch einen separaten Arbeitsschritt zu erreichen waren.

Ein äußerst interessanter Zielmarkt der „Carton-Edition“ ist Health & Beauty Care, speziell im Bereich Körperpflege. In diesem Marktsegment haben Etiketten und Faltschachteln eine hohe Veredelungsstufe, und die Auflagenhöhe als auch die Größe der Faltschachteln passen gut zu einem digitalen Converting-System mit einer Druckbreite von 340 mm. Nach einem Substratwechsel können auf der Maschine auch die benötigten Etiketten für die Primärverpackungen gedruckt werden.

Das trifft auch auf den Bereich Kosmetik und Parfüm zu, in dem Etiketten und Faltschachteln durch Lacke aufwendig veredelt werden. Mit einer hybriden Etikettendruckmaschine wie der Gallus Labelfire können im konventionellen Bereich Hybridlacke mit Sandpapiereffekt oder Softtouch-Lacke, die einen samtigen, gummiartigen oder weichen Griff in der Haptik vermitteln, aufgetragen werden. Metallic-Effekte unterstreichen die Exklusivität der Verpackung. Auch in diesem Segment wäre es von Vorteil, Etiketten und Faltschachteln auf derselben Maschine zu produzieren, da über das integrierte Colour-Management höchste Anforderungen an die Farbgleichheit von Etiketten und Faltschachteln gestellt werden.

Von den Verpackungsabmessungen und Auflagengrößen aus betrachtet, zählt auch das Segment Pharma zu den Zielmärkten dieser hybriden Druckmaschine. Durch die hohe physische Auflösung der Digitaldruckeinheit von 1.200 × 1.200 dpi bei einer Tröpfchengröße von 2 pl sind kleine Zeichen und Buchstaben sowie feine Linien und Farbverläufe bis auf null Prozent reproduzierbar. Das Colour-Management ermöglicht farbliche Konsistenz bei hohen qualitativen Anforderungen im Bereich Pharma.

In naher Zukunft lässt sich auch der Bereich der Süßwaren zu den Zielmärkten zählen. Für diesen Bereich sind neue UV-Farbrezepturen für Lebensmittelverpackungen in der Entwicklung, wodurch auch dieses Segment mittelfristig in Potenzial-Betrachtungen einbezogen werden kann.

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Pharma stellt hohe Anforderungen an das Colour-Management und die Druckqualität. (Bild: Pack Consult)

Kosten versus Nutzen

Digital hergestellte Produkte sind nicht preiswerter. Wo liegt ihr Mehrwert? Alle genannten Marktsegmente haben gemein, dass die Designvarianten ihrer Produkte von einer hohen Schnelllebigkeit geprägt sind. Diese Fast Moving Consumer Goods (FMCG) sind darauf angewiesen, ihren Markenauftritt stets neu zu inszenieren. Bei der Einführung neuer Produkte in diese Märkte geht es mitunter darum, eine mögliche Lieferunfähigkeit zu vermeiden. Dafür nehmen Markenhersteller eine Überproduktion an Verpackungsmaterial in Kauf, da sich in dieser Phase das Verbraucherverhalten und damit die erforderliche Auflagenhöhe hinsichtlich des neuen Produkts nur schwer abschätzen lassen.

Geringster Lagerbestand beziehungsweise auch „Zero Stock“ ist heute ein Weg, den Markenhersteller gehen, in dem sie nur so viel Verpackungsmaterial ordern, wie gerade für die Kampagnen benötigt wird. Werden Designvarianten getestet und eine Variante läuft besonders gut, sind Markenhersteller darauf angewiesen, dass kurzfristig nachproduziert werden kann, besonders dann, wenn das Marktverhalten des Endverbrauchers schwankend ist. Kosten für Einlagern und Auslagern, Lagerhüter oder nicht benutzte und zu vernichtende Restbestände an Verpackungsmaterial lassen sich so von Unternehmen weitgehend reduzieren oder im besten Fall sogar ganz vermeiden. Unter diesen Gesichtspunkten ist die Produktion von Verpackungsmaterial im Digitaldruck, speziell kleiner bis mittlerer Auflagen, wirtschaftlich durchaus interessant für Anwender.
Smarte Lösungen in der Dienstleistung

Die Entwicklung einer hybriden Etikettendruckmaschine explizit für den Faltschachteldruck zu einem Converting-System mit den aufgezeigten Ausstattungsmerkmalen ist von der Praxis getrieben. Konkret gesagt seitens eines Markenartiklers, der zielstrebig das Ziel verfolgt, alle Möglichkeiten des digitalen Faltschachteldrucks für seine Supply Chain auszuloten. Die Ergebnisse im Tabakwaren-Markt zeigen, dass das hybride Drucksystem Gallus Labelfire seinen Reifetest im Faltschachtelbereich bestanden hat. Nun steht der Weg in weitere Märkte offen, vor allem in die Segmente Personal Health & Care und Pharma.

Ein enormer Vorteil bei der Adressierung weiterer Marktsegmente ist, dass die Gallus Labelfire mit „Carton Kit“ auf ein Converting-System aufbaut, das sich bereits im Etikettenmarkt bewährt hat. Die Versionserweiterung ist ein Zugewinn an Einsatzmöglichkeiten und bietet Etikettendruckern und Konvertern die Chance, eine Vorreiterrolle einzunehmen – Etiketten und Faltschachteln aus einer Hand, schnell und zuverlässig auf einer Maschine gedruckt, in kleinen bis mittleren Auflagen. Dies deckt sich mit den Marktanforderungen von Markenherstellern und erfüllt auch das Ziel geringster Lagerbestand.

Die Suche nach weiteren Entwicklungen im Digitaldruck und digitalen Finishing für eine komplett digitale Lösung steht jedoch nicht still. Das macht die Entwicklung in diesen Bereichen so spannend.

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