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Bereits im Eingangsreferat wurde klar, dass Alternativen zu Kunststoff nicht automatisch umweltfreundlicher sind. Martina Wyrsch von der Tiefgrün GmbH und Dr. Fredy Dinkel, Carbotech GmbH, machten darin deutlich: Beim Thema Nachhaltigkeit reicht es nicht, den Blick allein auf das Verpackungsmaterial zu richten, denn die Verpackung macht nur 1 bis 2 % der Umweltbelastung aus im Vergleich zu Inhalt, Herstellung und Transport. Zielführender sei es deshalb, der Verschwendung von Medikamenten vorzubeugen und ein Packmaterial zu wählen, mit dem das Medikament optimal geschützt sowie seine richtige Anwendung ermöglicht wird.

Auch Katrin Tscherner von der Antalis Verpackungen GmbH wies auf die wichtigen Funktionen der Verpackung hin, vor allem den Schutz des Packgutes. Es werden immer mehr Recyclingmaterialien eingesetzt. Vielen Verbrauchern sei aber nicht bewusst, dass beispielsweise bei Recyclingkarton meist Frischfasern dazu gemischt werden müssen, da die Fasern sonst zu kurz werden und die Stabilität fehlt. Biofolien haben nicht die gleichen Eigenschaften wie konventionelle Folien, deshalb muss oft die doppelte Menge verwendet werden, um das gleiche Ergebnis zu erzielen. Außerdem kommen die Rohstoffe bislang meist aus Südamerika. Doch die Entwicklung gehe weiter, eine Lösung könnten milchsäurebasierte Folien sein, erklärte Tscherner. Sie warnte vor so genanntem Greenwashing, das einem Material eine bessere Umweltfreundlichkeit zuschreibt als es tatsächlich bietet. Die „3R“ - Reduce, Reuse und Recycle – seien wichtige Parameter, um in einer ganzheitlichen Betrachtung entlang der Supply Chain die ideale Verpackungslösung zu finden und Ressourcen einzusparen.

Verpackungsmaschinen unterstützen diesen Prozess. Thomas Fricke von IMA berichtete über die Entwicklungen in seinem Unternehmen, die über die Jahre stets den Einsatz umweltfreundlicherer Verpackungsmaterialien ermöglicht haben.

Prozesse optimieren, Kosten reduzieren

Ein wichtiger Kostenfaktor für Pharmaunternehmen ist eine reibungslose Produktion, was optimierte Prozesse voraussetzt. Martin Maier von Merck sprach daher über den kontinuierlichen Verbesserungsprozess in der Rüstoptimierung. Die Mitarbeiter sollten in diesen Prozess eingebunden sein, denn vor allem erfahrene Mitarbeiter können wertvolle Hinweise geben, wo Verbesserungen möglich sind. Wichtig sei zudem, die Abläufe zu üben und zu standardisieren, damit man nicht in alte Muster zurückfällt. Jürgen Schuh von der Siko GmbH stellte in seinem Vortrag die Möglichkeiten einer sicheren und intelligenten Formatverstellung bei pharmazeutischen Maschinen vor.

Containment Systeme schützen das Produkt und das Personal, erklärte Christian Link von der Uhlmann Pacsysteme GmbH & Co. KG. Mehrheitlich werden die Systeme für den Personalschutz eingesetzt und verhindern, dass die Mitarbeiter mit API (Active Pharmaceutical Ingedrients) kontaminiert werden, beispielsweise durch geschlossene Systeme, gecoatete Produkte oder Absaugsysteme für erzeugten Staub. Link betonte, es sei wichtig, erst einmal den Status Quo festzustellen und anhand der Messungen dann die passende Maschinenlösung zu finden. In der Regel seien dies Unikate.

Verpackungen unterstützen Senioren und Kinder

Bis im Jahr 2050 werden fast 40 % der Bevölkerung über 60 Jahre alt sein. Für Dr. Gundolf Meyer-Hentschel zeigt dies ganz klar, dass die Benutzerfreundlichkeit und Convenience von Verpackungen höchste Priorität hat. Das Meyer-Hentschel-Institut zeichnet deshalb Verpackungslösungen aus, die besonders gut lesbar, leicht zu öffnen, anwendbar, wiederverschließbar und leicht zu entsorgen sind.  „Höflich“ nennt er das, denn sie machen das Leben einfacher und bequemer.

Dr. Elke Sternberger Rützel von Harro Höfliger Verpackungsmaschinen stellte einen Trinkhalm vor, der ursprünglich für die Verabreichung von Antibiotika an Kinder entwickelt wurde. Er könnte in Zukunft Kindern, Senioren und Menschen mit Schluckbeschwerden helfen, ihre Medikamente leichter und präziser dosiert einzunehmen. Vorteil ist, dass das in Pulverform in einer kleinen Kapsel im Trinkhalm enthaltene Medikament mit verschiedenen Getränken eingenommen werden kann. Das Pulver löst sich erst im Körper auf und die Anwendung ist sehr einfach. Im nächsten Jahr soll der Trinkhalm in England eingeführt werden und könnte auch für Deutschland und die Schweiz interessant sein.

Mithilfe von patientenindividuell verblisterten Arzneimitteln werden derzeit vor allem Mitarbeitende in Krankenhäusern und Altenheimen entlastet, berichtete Roland Heller von der Blister Center Aschaffenburg GmbH. Dieser Service, bei dem die Medikamente eines Patienten entsprechend ihrem Einnahmezeitpunkt sortiert verpackt werden, stellt hohe Anforderungen an die Verpackung. Denn die kleinen Beutel müssen zahlreiche Anforderungen erfüllen, um die richtige Zuordnung und Einnahme zu ermöglichen. Was in Aschaffenburg im großen Rahmen geschieht, gibt es in den skandinavischen Ländern bereits im Kleinformat in Form von so genannten Smart Medication Dispensern. Das sind kleine Geräte, die dem Patienten oder der betreuenden Pflegeperson die Blister ausgeben und an die Einnahme erinnern.

Digitalisierung sorgt für Sicherheit

Einen Blick in die Zukunft warf Elmar Maus von der Constantia Flexibles International GmbH. Er sprach über die Verbindung von Verpackungen mit der virtuellen Welt. So seien im Pharmaziebereich beispielsweise Chatbots einsetzbar, die standardisiert oder mit künstlicher Intelligenz Fragen zu Medikamenten beantworten. Mit einem Digital Diary können die Fortschritte der Behandlung dokumentiert werden und so die Besprechungen mit dem Arzt oder Apotheker unterstützen. Beipackzettel können in digitaler Form benutzerfreundlicher sein, indem sich beispielsweise die Schriftgröße ändern lässt, Spracheinstellungen vorgenommen oder gezielt nach Begriffen gesucht werden kann.

Yannick Deiss und Peter Salzmann von der Salted GmbH zeigten, wie anhand von Database Publishing Publikationen wie Broschüren, Beipackzettel oder Beilagen innerhalb von Sekunden korrekt erstellt werden können. Gerade im Pharmabereich komme es auf Schnelligkeit und Prozesssicherheit an. Sie stellten ein Projekt vor, in dem sie ein datenbankbasiertes Layout für einen Beipackzettel erstellt haben, der in 35 Sprachen produziert wird und der an die korrekte Übersetzung und einheitliche Darstellung extrem hohe Anforderungen stellt. Liquide Layouts sorgen bei einer anderen Firma dafür, dass die rund 6.000 verschiedenen Umverpackungen variabel bespielt werden können. Wo eine Mitarbeiterin früher zwischen 35 und 60 Minuten für die Anpassung des Layouts benötigte, sind heute nur noch 2 Sekunden nötig.

Save the Date: Am 17./18. November 2021 findet das nächste APV/SVI-Pharmaverpackungsforum statt.

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