Beim Transport von Schüttgütern kommen Big Bags, international auch FIBC (Flexible Intermediate Bulk Container) genannt, zum Einsatz. Mit einem Fassungsvermögen von circa 750 bis 1.500 l stellt dieser das Pendant zur Europalette da. Tee, Gewürze, Kaffeepulver, Kakaopulver, Mehl, aber auch Tiefkühlwaren gehören zu den typischen Produkten, die in Big Bags auf Reisen gehen. Das Ziel ist meist die Produktion. Ein normaler Big Bag besteht aus circa 3,5 kg Polypropylen. Dies ist ein hochwertiges und langlebiges Material, welches sich zur vielfachen Wiederverwertung eignet. Während beim Transport von Baustoffen Big Bags vielfach wiederverwendet werden, sieht das in der Lebensmittelindustrie aufgrund der strengen Vorschriften meist ganz anders aus.
Hygienevorschriften versus Big Bags
Nach der Leerung in der Produktion haben die Lebensmittelbetriebe zwar einen unbeschädigten, durch die vorherige Befüllung jedoch verunreinigten Big Bag. Die strengen Vorschriften an Hygiene und Reinheit bereiten dem weiteren Einsatz dieser nun kontaminierten Big Bags ein Ende. „Auf diese Weise verkommt ein hochwertiges Produkt zum Einwegprodukt. Wir wollten zeigen, dass dies meist ungerechtfertigt ist und haben uns der Herausforderung gestellt, etwas zu reinigen, das so eigentlich nicht zu reinigen ist“, sagt Pascal Bilo, Head of Projektmanagement der SB Service GmbH, über das Projekt, Big Bags auch für die Lebensmittelindustrie wiederverwertbar und damit umweltfreundlicher zu machen.
Vor mehr als 15 Jahren hat sich SB als Spezialist für Reinigung und Hygiene dem Projekt „Big Bag Waschen“ angenommen. Gerade zu Beginn waren die Hürden groß. Zu kleine oder zu unwirtschaftliche Maschinen und Trockner waren die ersten Hindernisse. Auch der fehlende Standard bei Big Bags und die Vielzahl verschiedener Füllstoffe sorgte anfangs für große Herausforderungen. In der Regel werden Big Bags nach Kundenspezifikationen hergestellt. Diese Sonderanfertigungen, deren Material bestimmte Anforderungen wie zum Beispiel Antistatik erfüllen, bedeuten im Umkehrschluss, dass jeder Big Bag eine neue Herausforderung darstellt.
„Eine Standardwäsche gibt es bei uns nicht. Noch heute wird für jeden Big Bag ein individueller Reinigungsplan erstellt. Dieser Weg beginnt mit einer für den Kunden kostenlosen und unverbindlichen Probewaschung und endet mit einer Laboruntersuchung zur Dokumentation der hygienischen Unbedenklichkeit und damit der Wiederverwertbarkeit“, merkt Pascal Bilo an.
Sicherheit und Qualitätskontrollen
Der Wissens- und Technologievorsprung des Unternehmens ist in diesem Bereich groß, zumal SB Service alle Ergebnisse der Reinigung und Trocknung dokumentiert. Auf Wunsch kann darüber hinaus jeder Big Bag mit einem RFID-Chip ausgestattet werden. Diesen Prozess hat SB bereits vor über acht Jahren zusammen mit ASICI Ident, einem Auto-ID-Spezialisten, entwickelt. Die Chips ermöglichen ein Up- und Downstream-Tracing und somit eine Dokumentation, wann welcher Big Bag welchen Teil des Reinigungsprozesses durchlaufen hat. Dies bedeutet, dass im Falle von Qualitätsabweichungen jederzeit der exakte Ursprung ermittelt und die Fehlerquelle sofort behoben werden kann. Darüber hinaus macht dies die Chargenrückverfolgung möglich. „Für unsere Kunden ist dies zur Vorbeugung möglicher Haftungsansprüche bei Produktrückrufen extrem wichtig. Wir sind nach HACCP und ISO 9001:2015 zertifiziert und übernehmen die volle Gewährleistung für die bei uns gewaschenen Big Bags“, weiß Pascal Bilo.
Dank der strengen Qualitätskontrollen nebst ständiger Prozessoptimierungen kann SB der Lebensmittelindustrie zusagen: „Nur einwandfrei saubere, hygienisch reine, trockene und gesundheitlich unbedenkliche Big Bags verlassen unsere Wäscherei.“
Grundlage dafür ist neben der Erfahrung die Erfüllung des International Food Standards, des BRC Global Standard for Food Safety und des am Codex Alimentarius orientierten HACCP-Konzepts.
Warum ergibt die Reinigung der Big Bags Sinn?
Das ist ganz einfach auf den Punkt gebracht – eine Wäsche ist erheblich günstiger als eine Neuanschaffung. Theoretisch lässt sich ein Big Bag so oft waschen, bis er mechanisch unbrauchbar geworden ist. Die Entsorgung übernimmt ebenfalls das Leverkusener Unternehmen, sodass die Kostenersparnis seiner Kunden problemlos mit 70 % beziffert werden kann.
Sehr wichtig ist für Pascal Bilo der Faktor Umwelt: „Umweltschutz betrifft nicht nur die Produktion, sondern auch Transport und Verpackung. Und was für Flaschen, Dosen, Gläser oder Becher gilt, gilt auch für Big Bags: Eine Mehrfachnutzung ist immer umweltfreundlicher als eine Einfachnutzung. Durch unser Reinigung verhindern wir täglich das Entstehen einer gigantischen Menge von Plastikmüll.“ Mit jeder Wäsche erspart SB der Umwelt allein mit einem einzigen Big Bag auf diese Weise jeweils über 3 kg Plastikmüll. Wird dieser 15-mal gewaschen, summiert sich die Summe somit schon auf über 50 kg.
Selbst Transportsäcke, die unbrauchbar geworden sind, landen bei SB nicht im Müll, sondern werden über ein Partnerunternehmen recycelt. „Somit verlängern wir mit unserer Big-Bag-Wäscherei nicht nur das Leben der Big Bags, sondern schenken ihnen im Anschluss auch ein neues.“
Selbst die Logistik ist bei der Big-Bag-Wäsche nachhaltiger. Werden fabrikneue Big Bags zur Befüllung geliefert, droht im Anschluss eine Leerfahrt des LKW. Bei SB hingegen ist es möglich, nach Anlieferung der zu waschenden Big Bags den nun entladenen LKW mit frisch gewaschenen Big Bags zu beladen. Somit wurde auch die Logistik effektiver und damit wirtschaftlicher gestaltet.