verschiedene Farbtöne Orange

(Bild: Traceless)

Die Gründerinnen Dr. Anne Lamp und Johanna Baare haben das Start-up in 2020 gegründet. „Materials designed for nature“ lautet das Motto von Traceless, und die Mission des Unternehmens ist das Entwickeln und Herstellen von ganzheitlich nachhaltigen Materialien für den biologischen Kreislauf.

Warum es eine neue Materiallösung für den biologischen Kreislauf braucht

40 % des jährlich weltweit anfallenden Kunststoffabfalls landet in der Umwelt, was ein gravierendes Problem für die Ökosysteme darstellt. Um den Kunststoffeintrag in die Umwelt zu reduzieren, braucht es neben systemischen Lösungen, Mehrwegsystemen und funktionierenden technischen Recyclingkreisläufen für Produkte bei denen diese Alternativen nicht zum Tragen kommen können auch neue Materialien, die sich in der Umwelt rückstandslos abbauen. Derzeit gibt es für Produkte, die leicht in die Umwelt gelangen können, kein ganzheitlich nachhaltiges Material, das sich vollständig in der Umwelt abbaut und gleichzeitig qualitativ und preislich konkurrenzfähig ist. Herkömmliche bioabbaubare Kunststoffe bauen sich bis auf wenige Ausnahmen nur in industriellen Kompostieranlagen ab. Traceless dagegen nutzt eine neue Generation der Biopolymere: natürliche Polymere, wie Stärke, Cellulose oder Proteine, die sich innerhalb weniger Wochen unter natürlichen Kompostierbedingungen vollständig abbauen und damit eine plastik- und mikroplastikfreie Umwelt hinterlassen.

Aus welchen Reststoffen das Biopolymer hergestellt wird

Das zum Patent angemeldete Herstellungsverfahren basiert auf der Nutzung von Agrarreststoffen, die nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen, wie zum Beispiel Brautreber und Stärkeproduktionsabfälle. Die Prozessinnovation des Unternehmens besteht darin, diese Reststoffe in einem robusten, effizienten und kostengünstigen Verfahren in ein Granulat zu verarbeiten, das als preislich konkurrenzfähiger und ganzheitlich nachhaltiger Rohstoff für die kunststoffverarbeitende Industrie auf den Markt gebracht werden soll. Damit wird eine neue Wertschöpfungskette aufgebaut, die die Agrarindustrie mit der Kunststoffindustrie verbindet.

Das thermoplastische Material kann extrudiert und im Spritzguss verarbeitet, tiefgezogen oder im Nassverfahren als Beschichtung, zum Beispiel auf Papier, aufgetragen werden. Das Unternehmen entwickelt derzeit verschiedene Compounds und Formulierungen, die für unterschiedliche Verarbeitungsverfahren und Produkteigenschaften optimiert sind. Die Produkte sollen in Zukunft passend für verschiedene Verarbeitungstechniken und Anwendungsfelder angeboten werden.

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Aus Nebenprodukten der Getreideverarbeitung wird durch die neuartige Technologie Granulat hergestellt. Die daraus hergestellten Produkte können nach ihrer Nutzung rückstandslos kompostiert werden. (Bild: Traceless)

Welche Eigenschaften das Biopolymer besitzt

Das neue Polymer besitzt eine sehr gute Siegelbarkeit, hohe Fettdichte ist gut wasserabweisend. Die bereits gute Wasser- und Sauerstoffbarriere des Materials optimiert das junge Start-up kontinuierlich weiter. Die mechanischen Eigenschaften des Werkstoffs können je nach Anwendung flexibel oder formstabil eingestellt werden. Und die gelbe Farbe, das Markenzeichen des Werkstoffs, kann bei Bedarf für transparente Folien- oder Beschichtungsanwendungen auch entfernt werden. Zudem ist das Material bedruck- und einfärbbar.

Die Applikationsmöglichkeiten des verarbeiteten Materials in Form von flexiblen Folien, formstabilen Produkten und Spritzgussteilen sowie beschichteten Papieren sind vielfältig. Es eignet sich insbesondere für kurzlebige Produkte, die schwer zu sammeln oder zu recyceln sind, oder potenziell in die Umwelt gelangen können. Dazu gehören unter anderem To-go-Verpackungen, Hygieneartikel, Umverpackungen, Container und Trays, Lebensmittelverpackungen und Kartonverpackungen.

Derzeit entwickelt Traceless verschiedene Prototypen mit Partnerunternehmen. Das Interesse an dem neuen Material ist groß, da der zunehmende regulatorische Druck seitens der EU sowie das gesteigerte Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher für das Thema Kunststoffverschmutzung die Industrie unter hohen Innovationsdruck stellt. Unternehmen suchen zunehmend nach Lösungen auf der Basis natürlicher Polymere, um „plastikfreie“ Produkte und Verpackungen anbieten zu können.

Den ersten Markteintritt plant das Unternehmen in 2022 mit Produkten im Bereich der Papierbeschichtung. Parallel dazu werden die Produktionskapazitäten zum Herstellen des Biopolymers rasch ausgebaut, erste größere Mengen werden ab Ende 2021 in einer Pilotanlage produziert. In ein paar Jahren soll dann die erste Industrieanlage stehen, um diese neue Generation Biopolymere in möglichst viele Anwendungen bringen zu können.

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