neue verpackung: Wie sehen die aktuellen Trends bei Bechern, Schalen, Deckeln, Folien, etc. aus? Andreas Hartmann: Bei bedruckten Bechern liegt der Fokus klar auf IML (In-Mould-Labelling). In diesem Verfahren werden die vorbedruckten Etiketten in das Spritzgießwerkzeug eingelegt. Durch die Wärme des geschmolzenen Kunststoffs verbinden sich die IML-Etiketten direkt und benötigen daher keinen Kleber. Auf diese Weise erfolgt der Etikettiervorgang bereits bei der Verpackungs-Produktion, in einem Schritt. Das Ergebnis sind hygienische, optisch erstklassige Becher. Im Bereich Schalen und Deckel geht es hingegen immer um die Themen Gewichtsreduzierung, Umweltfreundlichkeit und Senkung der DSD Gebühren (Duales System Deutschland). Mit der Lancierung unserer Schale Evolution „Eco Pro“ produzieren wir eine extrem leichte und trotzdem stabile PP-Schale, die es locker mit jeder Standardversion aufnehmen kann. Folien sollen immer exklusiver und hochwertiger produziert werden. Wir verarbeiten 1A-Kunststoffgranulat in sämtlichen Farben (Panetone/ RAL) und erfüllen auch ausgefallene Ideen. Ein richtiger Eyecatcher sind beispielsweise unsere zweifarbigen Schalen, die innen weiß und außen grün sind, aber auch in allen anderen Kombinationen hergestellt werden können. Aus rund 95% der von uns produzierten Folien entstehen Schalen, die restlichen 5 % verkaufen wir weiter.
neue verpackung: Welche Auswirkungen hat die Rohstoffpreis-Entwicklung für Sie und Ihre Kunden? Andreas Hartmann: Die Preise am Rohstoffmarkt sind schwierig zu kalkulieren, wobei der Trend nach oben geht. Wir geben eventuelle Preiserhöhungen normalerweise nicht 1:1 an unsere Kunden weiter. Ausnahme sind Kostenexplosionen, die wir berechnen müssen. Genauso profitieren unsere Kunden natürlich auch im Falle einer Preissenkung. Prinzipiell werden die Rohstoffpreis-Entwicklungen durch unsere Preisgleitklauseln abgefangen. neue verpackung: Beschreiben Sie uns bitte kurz die Serviceaktivitäten für Ihre Kunden. Andreas Hartmann: Wir garantieren für Standardartikel Mindestlagermengen sowie einen 24-Stunden-Lieferservice innerhalb Deutschlands. Die Servicemitarbeiter des technischen Vertriebs betreuen unsere Kunden in fast allen Belangen. Sollten Probleme auftreten, sind unsere Anwendungstechniker schnell vor Ort und unterstützen den Kunden bei technischen Fragen. Außerdem beraten wir bei Neuentwicklungen und bieten Hilfestellung beim Optimieren der gesamten Supply Chain. neue verpackung: Womit muss sich heute ein erfolgreicher Schalen-Hersteller am Markt profilieren? Andreas Hartmann: Hier fallen mir fünf Eigenschaften ein, mit denen wir als Lieferant bisher gut gefahren sind. Qualität, Flexibilität, Innovationen, Nachhaltigkeit und Liefersicherheit. Wichtig ist, eine gleichbleibende Qualität und zum Beispiel Kältebruchsicherheit zu garantieren. Die Schale darf nicht brechen, muss sich maschinell einfach entstapeln lassen und problemlos auf dem Band laufen. Schnelle Lieferung bei klassischen Schalen und die Produktion von Sonderanfertigungen innerhalb kurzer Zeit, sind ein klares Zeichen für Flexibilität. Innovationen, wie etwa maximale positive Ökobilanz, besondere Formen und technische Features, interessieren zwar den Abpacker nicht besonders, haben aber für den Handel eine hohe Priorität. Nachhaltiges Produzieren ist für uns schon seit Jahren Standard. Wir legen bei unseren Schalen einen hohen Wert auf optimale Recyclingfähigkeit. Eine garantierte Liefersicherheit ist für das Abpack-Unternehmen extrem bedeutungsvoll. Frische Lebensmittel sind leicht verderblich und müssen sofort verpackt werden, um eine optimale Sicherheit und Qualität für den Verbraucher vorzuhalten.
neue verpackung: Welche Forderungen stellt der Handel an Sie und wie reagieren Sie darauf? Andreas Hartmann: Extrem wichtig für uns ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Handel hinsichtlich Innovationen und Nachhaltigkeit. Wenn beispielsweise ein Kunde wie Kaufland auf uns zukommt hat er eine klare Vorstellung, wie seine ideale Schale aussehen soll. Das Füllgut, etwa Schnitzel, muss exakt in die Schale passen und mit gängigen Siegelwerkzeugen verschließbar sein. Außerdem soll sich die befüllte Schale auch perfekt im Kühlregal präsentieren lassen. Wir konstruieren für unseren Kunden mit unserem eigenen Werkzeugbau seine Wunschschale oder finden die ideale Schale aus dem Standardsortiment. Innerhalb von vier bis acht Wochen können wir das erforderliche Werkzeug bauen und bereits circa zwei Wochen nach Zeichnungsfreigabe wird ein erster Prototyp erstellt. Bei der Kreativität sind uns kaum Grenzen gesetzt. Selbstverständlich berücksichtigen wir dabei immer das Thema Nachhaltigkeit, das sowohl der Handel fordert, als auch auf unserer Seite eine zunehmend wichtige Rolle spielt. neue verpackung: Stichwort „Nachhaltigkeit“. Was bedeutet dieser Begriff für Ihr Unternehmen? Andreas Hartmann: Wir verarbeiten schon seit Jahren leichte PP-Schalen. Besonders stolz sind wir auf die Evolution-Schale „Eco Pro“, die trotz einer Gewichtsreduzierung um 20 % genauso stabil ist wie jedes vergleichbare Standardmodell. Möglich macht dies die eigens entwickelte Rippenstruktur. Der verwendete Rohstoff Polypropylen lässt sich zu 100 % recyceln, weswegen wir Produktionsausschuss anschließend weiterverarbeiten. Darüber hinaus verbrauchen wir natürlich auch weniger fossile Rohstoffe, der Einsatz von Treibhausgasen wird gemindert, die DSD-Gebühren sind geringer und die Ökobilanz wird deutlich verbessert. Doch damit nicht genug. Wir experimentieren bei unseren MAP-Schalen (Modified Atmosphere Packaging) schon seit längerer Zeit mit dem Einsatz von Bio-Kunststoffen, also Kunststoffen, auf Basis nachwachsender Rohstoffe und haben bereits erste Prototypen gefertigt. Im Vordergrund stand für uns von Anfang an Polymilchsäure (PLA), die durch Polymerisation von Milchsäure entsteht, welche wiederum aus der Fermentation von Zucker und Stärke durch Milchsäurebakterien gewonnen wird.
Für Sie entscheidend Biologisch abbaubare MAP-Schalen Nachwachsende Rohstoffe als Basis für biologisch abbaubare Schalen, sind seit Langem ein intensiv diskutiertes Thema. Einerseits sollen diese Schalen dieselben Eigenschaften wie die klassischen PP-Versionen aufweisen, also bruchfest und hygienisch unbedenklich sein. Andererseits müssen sie sich rückstandslos biologisch recyceln lassen. ES-Plastic testete unterschiedliche Rohstoffe und entschied sich für PLA. Mit reinem PLA war die Schale allerdings hart wie Glas. Erst durch die Beimischung eines biologisch abbaubaren Weichmachers gelang es, eine ausreichende Stabilität für den maschinellen Abpackvorgang zu erreichen. Für die Siegelfolie wurde ebenfalls biologisch abbaubares Material verwendet, um die Schalen thermisch zu verschweißen und die Packung für MAP (Modified Atmosphere Packaging) tauglich zu machen. Bisher ist allerdings noch kritisch, dass die Bio-Schalen aussehen wie PP-Schalen und dadurch möglicherweise von den Recycling-Unternehmen nicht als 100%ig biologisch abbaubar eingestuft werden. Über ES-Plastic GmbH ES-Plastic GmbH hat sich auf die Entwicklung und Fertigung von Verpackungslösungen aus Kunststoff spezialisiert. Mit modernster Computer- und Produktionstechnologie werden Schalen, Becher, Deckel, Sortiereinlagen und Folien für die Lebensmittelbranche produziert. Das Unternehmen wurde 1966 mit Sitz in Hutthurm bei Passau gegründet, dieser Standort wurde in den letzten Jahren mit einem Investitionsvolumen von über 27 Mio. Euro ausgebaut. Seit 01.09.2012 ist die Novum Capital Beratungsgesellschaft mbH neuer Gesellschafter.