Generell wird der Direktdruck auf Glas als die Königsdisziplin beim Bedrucken von starren Materialien betrachtet. Das Druckverfahren besticht durch seine Vielseitigkeit und stellt spezifische Anforderungen an Design und Drucktechnik. „Auf Glas gedruckte, teils haptische Designeffekte kommen voll zur Geltung, wenn sie vom Licht, der Einfärbung oder der Durchsichtigkeit des Glasmaterials untermalt werden“, erklärt Oliver Vetter, Leiter des Bereichs Screen Printing Business bei Gallus. „Zusätzlich bieten geätzte oder sandgestrahlte Glasoberflächen weiteren Gestaltungsspielraum, den die Kreativen gerne nutzen, um Designeffekte noch zu steigern“, ergänzt Martin Mitulla, Key Account & Product Manager bei Gallus.
Wo steht die Drucktechnik?
Bei der Ausstattung der Druckmaschinen steht die Vielfarbigkeit im Vordergrund. Siebdruckmaschinen für den Runddruck auf Glas besitzen vier, teilweise bis zu acht Farbwerke. Es besteht ein wachsendes Interesse an der Verwendung von UV-Farben, die neben thermoplastischen und lösemittelbasierten Farben eines der verwendeten Farbsysteme im Direktdruck auf Glas sind. UV-Farben ermöglichen durch ihre Vielfalt an Farbtönen und den Druck vielfarbiger Dekore fotografische Qualität. Und sie bieten einen Vorteil durch Kosteneinsparung an Energie bei der Trocknung der Farben und ermöglichen wie thermoplastische Farben hohe Druckgeschwindigkeiten bis zu 300 Flaschen pro Minute.
Prozesssicherheit und Zeitersparnis
Bei immer aufwendiger werdenden Dekoren müssen die Verarbeitungsprozesse einfacher werden, damit sie für die Anwender gut handelbar sind. „Die vorbeschichteten Gallus Screeny G- oder C-Line-Siebdruckplatten sind werksseitig mit einer lichtempfindlichen Emulsion versehen und müssen nicht von Hand beschichtet werden. Das vermeidet Toleranzen und gewährleistet einen reproduzierbaren Herstellungsprozess in der Druckvorstufe sowie eine konstante Farbübertragung im Druck“, erklärt Mitulla die Vorteile der Screeny-Platten. Für die Anwender vereinfacht dies die Plattenherstellung.
Die Screeny-G-Linie ist für den Einsatz mit UV-, Lösemittel und Ein- und Zwei-Komponenten-Farbsystemen ausgelegt und die Screeny-C-Line aufgrund ihrer beheizbaren Siebe für den Einsatz mit thermoplastischen Farbsystemen.
Auf Maß gefertigte Schnellspannrahmen
Zusätzlich hat Gallus für die unterschiedlichen Druckmaschinen individuell angepasste Schnellspannrahmen entwickelt, die aus über 50 Einzelteilen bestehen. Ihre aufwendige Konstruktion ermöglicht es, die Siebe lediglich an zwei Seiten einzuspannen. Sie müssen nicht wie bei konventionellen Holz- oder Aluminiumrahmen vierseitig aufgeklebt werden. „Der Wegfall des Klebevorganges mit vor- und nachgelagerten Arbeitsschritten einschließlich dem bei Screeny entbehrlichen manuellen Emulsionsauftrag verschafft den Anwendern eine enorme Zeitersparnis bei der Vorbereitung der Siebe“, veranschaulicht Mitulla die Vorteile von Screeny. „Der Zeitbedarf für die Vorbereitung eines Siebes reduziert sich auf zehn Minuten pro Sieb, das ist sechsmal weniger als die sonst üblichen rund 60 Minuten pro Sieb.“
Im Anschluss wird die belichtete und ausgewaschene Siebdruckplatte in den Spannrahmen auf die vorgegebene Federkraft gespannt. Während des Drucks verhindert eine federgelagerte Plattenaufnahme das Verziehen der Siebdruckplatte durch den Rakelprozess, wodurch das Sieb eine höhere Standfestigkeit und Standzeit erreicht.
Gallus stellt die Screeny-Druckplatten so her, dass sie auf den Verarbeitungslinien der Kunden direkt zum Einsatz kommen können. Dazu werden die beschichteten Platten mittels vollautomatischer Schneideanlagen in Herisau auf das bestellte Maß zugeschnitten. Das Schneiden erfolgt unter vier verschiedenen Winkeln von 0°, 7,5°, 22° und 30°, die das Ausdruckverhalten der Farbe unterstützen. Gleichzeitig werden die Platten mit Fixierungslöchern versehen, die zum passgenauen Positionieren beim Belichten und Einspannen in den Rahmen dienen. Gallus liefert die Platten und Verarbeitungssysteme an Kunden in aller Welt.
Nachhaltigkeit durch Direktdruck
Es sind aber nicht nur die Fortschritte in der Drucktechnik, die das Interesse am Direktdruck wachsen lassen. Das Verfahren gewinnt auch aus ökologischen Gesichtspunkten an Bedeutung. Sein Vorteil liegt darin, dass es ohne Etiketten und Klebstoff auskommt und von der Dekorationstechnologie her außergewöhnliche Designs ermöglicht. Der Recyclinganteil bei Glas ist weltweit sehr hoch, und bei der Aufbereitung im Recycling fällt die aufgedruckte Farbe nicht ins Gewicht – sie verbrennt rückstandslos beim Einschmelzen der Gläser.