
Bei den Verpackungen für Kosmetika dominiert Minimalismus. Viele sind transparent und enthalten nur die notwendigsten Informationen. (Bild: Berndt + Partner Creality)
Der Besuch japanischer Supermärkte, anderthalb Jahre nach dem letzten Store-Check im September 2023, offenbart eine Vielzahl neuer Trends, die sowohl globale Marktentwicklungen als auch japanische Besonderheiten widerspiegeln. Der Rundgang führt durch verschiedene Warengruppen: Er beginnt mit der Kosmetik, dann folgen Süßigkeiten und andere Lebensmittel, und abschließend sind interessante Entwicklungen im Bereich Getränke und Nahrungsergänzungsmittel zu sehen.
Kosmetik: minimalistische Designs und überraschende Verpackungslösungen
Die Regale in der Kosmetikabteilung zeigen einen klaren Trend: Minimalismus. Viele Verpackungen sind transparent und enthalten nur die notwendigsten Informationen. Oft beschränkt sich die Kennzeichnung auf den Marken- und Produktnamen. Diese bewusst reduzierte Gestaltung vermittelt Hochwertigkeit und Eleganz und betont den Fokus auf die Produktqualität anstelle einer verspielten Verpackungsoptik. Einige Besonderheiten sind uns ebenfalls aufgefallen: Nivea-Produkte, die in Europa üblicherweise in Flaschen oder Tiegeln verkauft werden, sind in Japan zusätzlich in Tuben erhältlich. Eine weitere ungewöhnliche Lösung sind Seifen in Tetra Paks, die eine Nachfüllfunktion mit minimalistischem Design kombinieren. Ein weiteres Beispiel sind Haarfärbemittel in Pappbechern, die in einem Biosupermarkt entdeckt wurden – eine bemerkenswerte Entscheidung in einem Land, das für seinen hohen Kunststoffverbrauch bekannt ist.
Süßigkeiten: traditionelle Motive und internationale Kooperationen

Matchapulver. (Bild: Berndt + Partner Creality)
Zwei Trends sind besonders auffällig: Viele Verpackungen zieren typisch japanische Motive, und es gibt zunehmend Produkte, die durch Kollaborationen mehrerer Marken entstanden sind. Ein beliebtes Gestaltungselement sind Tiermotive. Einige Produkte selbst sind in Tierform gestaltet, beispielsweise Katzenkopf-förmige Puddings. Auch Verpackungen greifen häufig verspielte und kindliche Designs auf. Zudem zeigt sich Japans Vielfalt an Chips- und Nacho-Sorten. Häufig werden sie mit landestypischen Zutaten wie Nori-Algen, Buchweizen oder Edamame verfeinert. Ein weiteres dominantes Thema sind Matcha- und Jelly-Produkte, die in ganz Asien verbreitet sind. Internationale Kooperationen sind ebenfalls stark vertreten. So gibt es etwa eine Kitkat-Sonderedition mit Matchapulver, oder eine Variante, die aus der Zusammenarbeit eines japanischen Ume-/Sake-Herstellers mit Nestlé entstanden ist. Auch gefriergetrocknete Früchte und Gemüse erfreuen sich großer Beliebtheit. Die dazu passenden Verpackungen kombinieren schlichte Elemente mit kreativen Illustrationen.
Eis: zwischen Minimalismus und Kunststoffverpackungen

Auch bei Eis sind niedliche Tiermotive häufig zu sehen. Minimalistisch gestaltete Verpackungen sind ebenfalls verbreitet. Auffallend ist jedoch der intensive Kunststoffeinsatz: Während im DACH-Raum Eis zunehmend in Pappverpackungen angeboten wird, setzen japanische Hersteller weiterhin auf Plastik, oft mit mehreren Schichten.
Sonstige Lebensmittel: ungewöhnliche Verpackungskonzepte

Viele Lebensmittel sind in Japan nach wie vor aufwendig in Kunststoff verpackt, teils doppelt oder dreifach. Ein Beispiel ist eine Mayonnaiseflasche mit zusätzlicher Plastikummantelung. Es gibt aber auch innovative Lösungen: Butter in Tuben für eine einfache Dosierung, oder einzelne, in Kartons verpackte Eier als Snack. To-go-Produkte sind besonders präsent – ein Trend, der sich aus Japans arbeitsintensivem Alltag ableiten lässt. Manche Snacks sind experimentell, wie etwa Brot, das mit gebratenen Nudeln gefüllt ist. Fleischprodukte werden oft in Vakuum- oder Skinverpackungen angeboten, während Baumkuchen in Japan in vielfältigen Geschmacksrichtungen erhältlich ist, meist in minimalistischen Verpackungen.
Getränke: von Tradition bis Moderne

Die Getränkeabteilung zeigt ein breites Spektrum: traditionelle Sake-Verpackungen mit Kalligrafie-Elementen und modernen Designs, etwa bei Energy Shots und ausgefallenen Fanta-Sorten wie einer schwarz-weiß gestalteten Variante. Einige Getränke verbinden Tradition und Moderne, wie Teegetränke mit Tapioka-Perlen oder Milchgetränke in verspielten Verpackungen. Auch hier dominieren Minimalismus und Funktionalität.
Nahrungsergänzungsmittel: farbenfrohe Verpackungen
Während viele Produktgruppen minimalistische Designs aufweisen, sind Supplemente in Japan auffallend farbenfroh gestaltet. Gold- und Silbertöne sowie Rosa setzen sich von den meist neutral gehaltenen Verpackungen europäischer Nahrungsergänzungsmittel ab.
Prägende Verpackungstrends in Japans Supermärkten

- Material:
Kunststoff dominiert weiterhin, oft in mehrfachen Schichten. Unverpackte Waren sind selten.
Design:
- minimalistische Gestaltung mit wenigen Informationen
- traditionelle Elemente wie japanische Muster und Kalligrafie
- farbige Designs zur Sortendifferenzierung
- Kawaii-Kultur mit niedlichen Motiven, besonders bei Süßigkeiten und Getränken
Funktionalität:
- hohe Benutzerfreundlichkeit durch durchdachte Verpackungskonzepte
- transparente Verpackungen, um den Inhalt sichtbar zu machen
- viele To-go-Produkte, die auf den hektischen Alltag abgestimmt sind
Japans Verpackungsdesigns vereinen pragmatische Funktionalität mit ästhetischer Präzision – eine spannende Mischung aus Tradition und Innovation.