neue verpackung: Herr Schwär, wie ist Ihr Bereich organisiert und wie groß ist aktuell Ihr Kundenkreis?
Christian Schwär: Wir sind ein Team von insgesamt vier Leuten, das circa 150 Original Equipment Manufacturers (OEMs) flächendeckend in der D-A-CH-Region betreut. Hinzu kommt ein Kollege, der sich temporär als OEM Key Support intensiv um bestimmte Erstausrüster beziehungsweise Großprojekte kümmert. Ein „Joker“, wenn man es so ausdrücken will. Ein gewisser Schwerpunkt liegt natürlich auf dem einheimischen Markt. Die Klientel umfasst durchaus die Crème de la Crème des deutschen Verpackungsmaschinenbaus. Wir beliefern nicht nur die bekannten Marktführer, zu welchen wir langjährige partnerschaftliche Beziehungen pflegen, sondern selbstverständlich auch mittlere und kleinere Hersteller, die wir ebenfalls auf hohem Niveau bedienen. Standardmaschinen machen sicherlich das Gros aus, aber auch Sondermaschinen haben einen hohen Anteil in unserem Lieferportfolio.
neue verpackung: Beschränken sich Ihre Aktivitäten nur auf Endverpackungsanlagen?
Christian Schwär: Hotmelt-Systeme zum Verschließen von Primär- und Sekundärverpackungen am Ende der Produktionslinie stellen ohne Zweifel den Schwerpunkt unseres Bereichs Packaging dar. Dabei werden alle denkbaren Verpackungsanlagen ausgerüstet: Top- oder Sideloader, Tray- oder Wrap-around-Packer oder etwa Faltschachtel-Klebemaschinen. Aber auch der Sektor Roll-Fed-Etikettierung in der Getränkeindustrie sowie das Aufbringen von sonstigen Labels, Banderolen, Strohhalmen sind ebenso interessante Aufgaben, wie Tamper-Evident-Lösungen zum Beispiel für die Pharmabranche.
neue verpackung: Sie haben gerade Faltschachtel-Klebemaschinen erwähnt. Wie hoch ist der Anteil von Kaltleim-Systemen?
Christian Schwär: In der Sparte Packaging sind wir schon auf Schmelzklebstoff-Systeme fokussiert. Kaltleim-Aggregate machen rund zehn Prozent aus.
neue verpackung: Inwieweit werden Sie von den Maschinenbauern bereits in die Planung der Anlagen mit einbezogen?
Christian Schwär: Die OEMs haben meist schon sehr klare Vorstellungen hinsichtlich des Maschinen-Layouts. Wir können jedoch konstruktive Vorschläge zum Beispiel zur optimalen Platzierung der Auftragsgeräte machen. Da sind unsere Systeme sehr flexibel. Auch die Wahl der richtigen Auftragsköpfe ist entscheidend. Allgemein ist es interessant, festzustellen, dass die ohnehin international schon sehr erfolgreichen deutschen Verpackungsmaschinenbauer zunehmend noch globaler werden. Hier können wir mit unserem dichten weltweiten Netzwerk viele Vorteile bieten. Nordson ist mit mehr als 30 eigenen Niederlassungen und zahlreichen Servicestützpunkten praktisch überall vertreten. So sind wir nicht nur bei der Lieferung von Geräten, Aggregaten und Ersatzteilen, sondern auch bei Dienstleistungen, wie Wartung und Instandhaltung, ein zuverlässiger und kompetenter Partner. Dies ist für die OEMs besonders wichtig.
neue verpackung: Sie werden durch den intensiven Dialog mit Ihren Kunden sicherlich viele Anregungen bekommen. Welche Wünsche äußern die OEMs?
Christian Schwär: Ganz oben auf der Wunschliste steht aktuell die Einbindung des Schmelzgeräts in die Steuerung der Muttermaschine. Eine reibungslose Feldbus-Kommunikation kann jedoch einen hohen Programmieraufwand bedeuten. Deshalb bieten wir seit Kurzem Starterkits zum kostenfreien Download an, mit denen der Zeitaufwand für die SPS-Programmierung erheblich verkürzt werden kann. Die Software ermöglicht den Kunden, ihr individuelles und intuitives Bedienfeld für jedes Gerät auf der HMI der Muttermaschine, einschließlich des Melters, zu erstellen.
neue verpackung: Welche Trends sind außerdem derzeit bei Schmelzklebstoff-Auftragssystemen zu beobachten?
Christian Schwär: Ein Trend ist das allgemeine Bemühen um Energieeffizienz, Materialeinsparung und Arbeitssicherheit. Gerade mit unseren Innovationen der jüngeren Vergangenheit, dem Freedom- und dem Pro-Blue-Liberty-System, welche kompakt und automatisch befüllbar sind, können wir diesen Anforderungen entsprechen. Es handelt sich hierbei um geschlossene Systeme, deren wesentliches technisches Merkmal ist, dass sie auf einen herkömmlichen Tank verzichten. Das macht sie sehr kompakt und zudem flexibler montierbar. Sie sind mit einem Durchlauferhitzer vergleichbar und bereiten nur die tatsächlich benötigte Klebstoffmenge auf. Durch diese bedarfsgerechte Aufschmelzung mit deutlich verringerten Auf- und Durchwärmzeiten werden die Gesamtbetriebskosten, der Energiebedarf und auch der Klebstoffverbrauch erheblich minimiert. Und durch die automatische Befüllung sind auch Verletzungen durch Verbrennungen praktisch ausgeschlossen.
neue verpackung: Welche neuen Nordson-Entwicklungen sind für den OEM-Markt sonst noch interessant?
Christian Schwär: Ein Thema für die Zukunft ist eine kundenindividuelle Bevorratungsmöglichkeit für das Hotmelt-Granulat. Durch den Zukauf entsprechender Nordson-Einzelkomponenten werden sich führende OEMs demnächst ihre eigenen Behälter bauen, diese innerhalb der Anlage platzieren und sogar eine Mehrfachzuführung für bis zu vier Melter realisieren können. Ein Sequenzer regelt dann die Reihenfolge, in welcher der Schmelzklebstoff gefördert wird. Auch diese Innovation trägt dem vermehrten Wunsch nach automatischen Befüllsystemen Rechnung und zeigt, wie eng wir selbst in Detailfragen mit den Ingenieuren der OEM-Kunden kooperieren. Denn eine bestmögliche Kundenbetreuung und ein umfassender Service genießen bei uns nach wie vor oberste Priorität. Ein weiterer Trend im Markt ist die Thematik der Prozesssicherheit und der Kontrolle. Unter diesem Gesichtspunkt wird es in naher Zukunft ein Schmelzgerät mit einem integrierten Klebstoff-Durchflusskontrollsystem geben. Das Adhesive Tracking System – kurz ATS – misst präzise die tatsächlich geförderte Menge Klebstoff pro Produkt und erhöht so die Prozesssicherheit beim Hotmelt-Auftrag.