Daniel Greb leitet die Bildverarbeitung bei Schubert.

Daniel Greb leitet die Bildverarbeitung bei Schubert. (Bild: Gerhard Schubert GmbH)

Erfinder sehen nicht immer aus, wie man sie sich als Kind vorstellt. So viel stand fest, als ich mit sieben oder acht Jahren den Arbeitspatz meines Vaters kennenlernte. Er arbeitete für einen Faltschachtelhersteller und zeigte mir eines Tages, wo er täglich seine Zeit verbrachte. Die Entwickler, die konzentriert an Rechnern und Schneidbrettern saßen, nannte er damals ehrfürchtig „Erfinder“. Diese wirkten so gar nicht wie der sprichwörtliche verrückte Professor, den man sich in jungen Jahren vorstellt. Dennoch prägte mich dieser erste Eindruck. Dinge erschaffen, etwas bewegen – das wollte ich fortan auch.

Dass es mich nicht an die Zeichentische der Versuchsabteilung verschlug, hat mit einem weiteren Kindheitserlebnis zu tun. Wie die meisten Jugendlichen hatte ich irgendwann einen Rechner – zunächst zum Spielen, versteht sich. Genauso faszinierend fand ich jedoch das Gerät selbst: Es funktionierte, weil jemand vorab ein Programm entwickelt hatte, mit dem sich der PC steuern ließ. „Programmieren können, das wär’s doch!“ dachte ich mir, schließlich geht’s dabei hochgradig kreativ zu. Am beruflichen Gymnasium schlug ich deshalb die Fachrichtung Informatik ein und studierte nach dem Abitur angewandte Informatik und Mathematik – mit einem Schwerpunkt auf Softwareentwicklung.

Was das nun mit der Verpackungsbranche zu tun hat, fragen Sie sich vielleicht. Wie in jeder Geschichte mischte der Zufall auch bei mir gehörig mit: Als ich nach einem geeigneten Unternehmen für ein Praxissemester suchte, meinte mein Vater, ich solle mir die Gerhard Schubert GmbH anschauen, die recht vielseitig arbeite. Gesagt, getan – und weil in meinem Anschreiben das Wort „Software“ vorkam, so mutmaße ich bis heute, verschlug es mich in die Bildverarbeitung nach Crailsheim.

Hier entwickelt Schubert unter anderem Vision-Systeme, damit Roboter in Pickerlinien „sehen“, was sie weiterverarbeiten – und was nicht in die Verpackung gehört. Ich war sofort Feuer und Flamme, schließlich konnte ich hier nachvollziehen, wie eine bestimmte Programmierung real funktioniert. Die Bildverarbeitung bot mir angewandtes Programmieren in Reinform. Das gefiel mir so gut, dass ich meine Diplomarbeit über Sensorkalibrierungen bei Schubert schrieb und nach meinem Abschluss 2009 dort einstieg. Seitdem arbeite ich in der Bildverarbeitung, die ich seit 2023 leite.

Obwohl ich in meiner aktuellen Rolle deutlich mehr projektiere und plane als früher, programmiere ich immer noch mit, sofern es die Zeit erlaubt. Schließlich schlägt mein Herz dafür, und ich möchte am Zahn der Zeit bleiben. Die Technologien, mit denen wir arbeiten, werden immer leistungsfähiger: Kleinere Kameras, ausgefeiltere Sensoren und KI treiben mich an, bestehende Lösungen für die Maschinen von Schubert stets ein Stückweit besser zu machen. Dass ich dabei großen Freiraum habe, zeichnet Schubert für mich aus, früher wie heute. Bereits als Einsteiger durfte ich eigenverantwortlich ein Kamerasystem für die stark regulierte Pharmabranche entwickeln.

Dabei sitzen mein Team und ich nicht nur am Rechner. Gerade in der Bildverarbeitung zählt der direkte Kundenkontakt, um zu sehen, was funktioniert und was wir anpassen müssen – oder wo der Abnehmer am Zug ist. Ich erinnere mich gut an einen Kundenbesuch in meinen ersten Jahren: Einem Pralinenhersteller fielen regelmäßig Dekor-Streifen von seinen Produkten, der Ausschuss war beachtlich. Daran änderte auch die überarbeitete Bildverarbeitung nichts; die Produkte waren schlicht nicht ausgereift. Das Beispiel erinnert mich bis heute daran, wie komplex die Welt ist, in der wir uns mit der Bildverarbeitung bewegen – und die mich gerade deswegen stets aufs Neue begeistert.

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