
(Bild: Herma)
„Wir haben Schlüsselkomponenten im neuen Werk Schritt für Schritt anlaufen lassen“, erläutern die beiden Herma Geschäftsführer Sven Schneller und Dr. Thomas Baumgärtner, letzterer verantwortlich für den Bereich Haftmaterial. „So konnten wir schon sehr frühzeitig zu Beginn der Corona-Pandemie Produktionsaufträge auf die Werke verteilen und damit unsere Mitarbeiter noch besser schützen. Außerdem betreiben wir auf diese Weise im Grunde jetzt schon zwei komplette, eigenständige Werke. Das heißt: Wir haben redundante Systeme und bleiben damit lieferfähig, selbst wenn die Produktion in einem der beiden Werke ruhen müsste.“
Wichtiger Nebeneffekt: Das neue Werk ist darüber hinaus in der Lage, Produktionsspitzen abzufedern. Sie resultieren derzeit oftmals aus einer erhöhten Nachfrage nach Haftmaterial für Versandetiketten beziehungsweise für Kennzeichnungsetiketten von Arznei- und Desinfektionsmitteln sowie anderen medizinischen Produkten.
Eine Fläche so groß wie New York City
Ursprünglich hatte Herma geplant, das Werk bereits im 4. Quartal 2019 in Betrieb zu nehmen. Unvorhergesehene Auflagen insbesondere beim Brandschutz hatten die Inbetriebnahme zunächst verzögert. „Der ursprüngliche Zeitplan war aber vielleicht auch etwas zu ambitioniert“, räumt Baumgärtner ein. „Denn wir wollten ja bewusst nicht das bestehende Werk eins zu eins kopieren, sondern eine Reihe von technologischen Innovationen integrieren. Unter den Corona-Umständen und gemessen an den Verzögerungen, die öffentliche Bauten teilweise haben, sind wir dennoch im Großen und Ganzen zufrieden mit dem schon jetzt Erreichten.“
Die beiden Geschäftsführer gehen davon aus, das neue Werk im Sommer in Gänze in Betrieb zu nehmen. Mit dem sogenannten Werk 2 steigert Herma seine jährliche Haftmaterial-Kapazität um 50 Prozent auf 1,2 Mrd. m2. Als Fläche entspricht das ungefähr der Ausdehnung von Berlin und Potsdam zusammen beziehungsweise der von New York City. Vor allem aber machen seine technischen Möglichkeiten die Bahn frei für innovative Haftmaterialien. Beispielsweise für Versandetiketten, die ohne Trägermaterial auskommen und deshalb besonders umweltfreundlich sind. Oder für Folienetiketten, die bis zu 100 Prozent aus wiederaufbereiteten Rohstoffen bestehen.
Mit seinen fahrerlosen Transportfahrzeugen, modernen Packrobotern und einem effizienten Energiekonzept ist das neue Beschichtungswerk daneben das wahrscheinlich effizienteste seiner Art weltweit. Gerade das ressourcenschonende Energiekonzept sei mittelfristig ein großer Wettbewerbsvorteil. „Herma kann im neuen Werk mit einer speziellen Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung den Primärenergieverbrauch drastisch reduzieren. Das ist zwar technisch sehr anspruchsvoll und hat uns etwas mehr Bauzeit gekostet“, kommentiert Baumgärtner. „Aber dadurch sind wir in der Lage, bis zu einem Viertel unseres Strombedarfs selbst zu erzeugen. Außerdem nutzen wir die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme im Winter zum Heizen, im Sommer erzeugen wir mit dieser Wärme sogar sehr effizient Kälte.“
Autonomes Fahren realisiert
Da Herma ausschließlich in Deutschland fertigt, seien außerdem hochautomatisierte Fertigungs- und Logistikprozesse essenziell. Was in dieser Hinsicht besonders ins Auge fällt: Die bis zu 2 m breiten und mitunter fast 5 t schweren Rollen aus Papier, Folie oder fertig beschichtetem Haftmaterial fahren völlig autonom durch das neue Werk – eine branchenweite Premiere. Möglich macht das ein fahrerloses Transportsystem mit zehn Fahrzeugen, die beladen jeweils etwa die Dimensionen eines „Sprinters“ haben.
Weiterer Pluspunkt: Im bestehenden Beschichtungswerk sind ausschließlich lineare Verpackungsanlagen tätig, die sich einen Auftrag nach dem anderen vornehmen. Im neuen Werk 2 wickeln zwei Roboter nun jeweils fünf Aufträge gleichzeitig ab. „Das macht uns noch deutlich flexibler und schneller“, betont Baumgärtner. Bei Bedarf kann Herma sogar noch einen dritten Roboter installieren mit weiteren fünf Packplätzen. Auch Geschäftsführer Sven Schneller blickt deshalb bereits nach vorne: „Wir können mit dem Werk 2 das weitere Herma Wachstum in den nächsten acht, neun Jahren zuverlässig absichern. Und für weitere Ausbaustufen bietet das neue Areal noch vielfältige Möglichkeiten.“
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