Wie die Uhlmann Group ihre CO₂-Bilanz senkt
Mit Daten, Dialog und Grünstrom
Die Uhlmann Group verfolgt konkrete Klimaziele – und ist auf gutem Weg, diese früher als geplant zu erreichen. Wir sprachen mit Carolyn Leung, Corporate Sustainability Lead der Unternehmensgruppe, über die Schritte auf dem Weg zur Dekarbonisierung, strukturelle Herausforderungen sowie den strategischen Blick über das Jahr 2030 hinaus.
„Wir in der Uhlmann Group haben uns sehr ambitionierte Ziele gesetzt“, erklärt Leung gleich zu Beginn. Die genauen Zielwerte der Dekarbonisierungsstrategie der Uhlmann Group entstanden dabei nicht in einem internen Prozess, sondern basieren auf wissenschaftlich fundierten Vorgaben der Science Based Targets Initiative (SBTI). So sollen für Scope 1- und 2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 42,3 % reduziert werden, für Scope 3 um 27,5 % – bezogen auf die Werte aus dem Geschäftsjahr 2019/2020. „Das klingt jetzt erst einmal nach einer sehr ungeraden Zahl, hat aber einen guten Grund: Das SBTI berechnet genau, wie viel ein Unternehmen auf wissenschaftlicher Grundlage reduzieren muss, um unter der 1,5-Grad-Erwärmungs-Grenze zu bleiben.“
Alle Geschäftsführer der Uhlmann Group – auch von Gesellschaften außerhalb der EU – haben sich zu diesen Zielen bekannt. „Das bedeutet tatsächlich, dass auch Gesellschaften, die nicht direkt von den Regularien des Europäischen Grünen Deals betroffen sind, sich trotzdem zu diesen Zielen committen.“
Erfolge und Maßnahmen
Schon heute steht das Unternehmen bei 36 % Reduktion in Scope 1 und 2 – bei einem Ziel von 42,3 % bis 2030. „Wir sind also schon fast bei den Zielen, die wir uns für in erst fünf Jahren gesetzt haben“, freut sich Leung. Einen erheblichen Anteil daran habe die Umstellung auf Grünstrom. „Mit dieser eigentlich simplen Maßnahme konnten wir direkt einen Sprung nach vorne machen – noch bevor wir unsere eigenen Prozesse anpassen mussten.“
Weitere Maßnahmen umfassen unter anderem die Umstellung des Fuhrparks, was sich jedoch stark nach regionaler Ladeinfrastruktur richtet. „Wichtig ist es hier auch zu wissen, mit welchem Strom ich mein Fahrzeug lade, da dieser maßgeblich für die CO2-Emissionen von Elektromobilität ist“, so Leung. Noch schwieriger war der Bereich „Bezogene Wärme und Kälte“, da die SBTI hier keine reine vertragliche Umstellung durch den Zukauf von Zertifikaten akzeptiert, sondern physische Veränderungen in Richtung Green Heating fordert. „Hier mussten wir die Art, wie wir unsere Gebäude heizen, aber auch instandhalten, komplett ändern.“
Zunehmend prüft die Gruppe auch den verstärkten Einsatz eigener PV-Anlagen. „Wir möchten den Anteil auf jeden Fall erhöhen“, kommentiert Leung. Komplett autark zu werden sei derzeit aber nicht geplant. Geprüft wird ebenfalls, inwieweit Dächer der Bestandsgebäude für PV-Anlagen geeignet sind. „PV-Anlagen sind aktuell noch sehr schwer und nicht alle Dächer können die Last tragen.“
Nachhaltigkeit in der Lieferkette
Für die Reduzierung der vorgelagerten Scope 3-Emissionen startete die Uhlmann Group ein gruppenweites Nachhaltigkeitsprogramm für Lieferanten. „Wir haben unsere Lieferanten welche über 80 Prozent der vorgelagerten Emissionen ausmachen angesprochen und Daten zu ihren eigenen Emissionen gesammelt.“ Ziel sei es, Transparenz zu schaffen und gemeinsam Reduktionspotenziale zu identifizieren. Konkrete Reduktionsvorgaben oder Ausschlusskriterien gibt es bislang nicht: „Wichtig war es uns, hier erst einmal überhaupt Transparenz zu schaffen. Und positiv lässt sich festhalten: es sind schon sehr viele an dem Thema dran. Und dort, wo es noch keine eigenen Projekte in Sachen Dekarbonisierung gab, wollen wir in einem nächsten Schritt in den Dialog treten und auch diese Unternehmen befähigen, ihre Emissionen zu kalkulieren und dann nach Möglichkeit zu optimieren. Mir ist es wichtig, an der Stelle noch einmal zu betonen: Es geht in diesem Prozess darum, unsere Partner zu befähigen und nicht darum, ihnen irgendwelche Ziele zu setzen, die sie dann am Ende nicht erfüllen können. Aber klar ist natürlich auch: Lieferanten, die gemeinsam mit uns arbeiten nachhaltiger zu werden, sind auf jeden Fall im Vorteil,“ kommentiert Leung.
Verpackungen, Kreislaufwirtschaft und Scope 3
Zur Logistik gehören natürlich auch die Versandverpackungen, die ebenfalls optimiert werden. Ziel ist es, Verpackungen aus recyceltem oder recycelbarem Material zu verwenden. Für die großen Holzkisten, mit denen die fertigen Maschinen verschifft werden, äußert Leung einen Wunsch: „Langfristig möchte ich, dass wir viel mehr in Richtung Wiederverwendung der Verpackungen gehen können.“
Um außerdem auch beim Transport selbst einen möglichst geringen CO2-Abdruck zu hinterlassen, setzt man bei Uhlmann vor allem auf Schiff und Schiene. Und auch das Gewicht spielt eine Rolle: Beispielsweise konnten die Entwickler bei Koch Pac-Systeme durch die Umstellung der Schutzumhausung einer Verpackungsmaschine von einem Aluminiumgestell auf eine Mischung aus Holz und Kunststoff circa 19 % des Gewichtes einsparen – und damit sowohl die Emissionen des Produktes selbst, als auch die Emissionen während des Transports reduzieren.
Im Bereich Scope 3 will die Uhlmann Gruppe künftig noch enger mit Kunden zusammenarbeiten. „Aufgrund der langen Einsatzdauer unserer Produkte, die durchaus mehrere Dekaden betragen kann, entstehen die meisten Emissionen nicht bei uns, sondern beim Kunden, wo die Maschine läuft.“ Durch Beratungen zur Verpackungsgestaltung und regelmäßige Wartung will man hier Hilfestellung geben, den Ressourcenverbrauch senken. Zudem ist ein Nachhaltigkeitsprogramm gemeinsam mit unseren Kunden geplant. „Wir möchten konkret wissen, mit welchem Strommix unsere Maschinen betrieben werden.“
Ein zentrales Element ist hier das Energiemonitoring, das bei Koch Pac-Systeme und bei Uhlmann Pac-Systeme eingesetzt wird. Es ermöglicht eine granulare Datenerhebung bis hin zum einzelnen Blister. Leung betont: „Wir möchten dem Kunden die Möglichkeit bieten, Peaks oder Abweichungen zu erkennen und dann gemeinsam den Stromverbrauch zu reduzieren.“
CSRD: Daten sind wichtig, aber nicht alles
Im Kontext der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) ist es Leung wichtig zu betonen, dass nicht nur eine konsolidierte Kennzahl zählt: „Was uns interessiert, ist die detaillierte Zusammensetzung der Kennzahlen – also beispielsweise wie es zwischen einzelnen Geschäftsjahren zu Schwankungen kam, die zu einer Reduktion oder auch Erhöhung der Emissionen führte. Kurz gesagt: Wir möchten die Feinheiten verstehen, weil wir nur so steuern können.“
Potenziale durch KI
Aktuell arbeitet die Uhlmann Group mit Universitäten an ersten Use Cases zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz, unter anderem zur Analyse von Lieferkettenberichten. „Wir möchten auch Verbrauchswerte durch KI analysieren lassen – und dann Vorschläge erhalten, wie wir noch weiter reduzieren können.“ Noch ist vieles in der Testphase, aber Leung ist überzeugt: „Da ergibt sich eine sehr gute Chance, weil man dadurch neue Ansätze erhält – andere als die, die man bisher kannte.“