Schwartau-Marmeladenglas

Ikonografische Verpackung: ein tailliertes Glas, mit einteiligem, konturgestanzten „Rundumetikett“ und einem ungewöhnlich breiten Deckel. (Bild: Schwartauer Werke GmbH & Co. KG)

Die durchgehend hohe Qualität und der Mut zur Weiterführung des historischen Markendesigns von „Schwartau Extra“ überzeugten die vierköpfige Jury um Museumsdirektor Hans-Georg Böcher: „Uns beeindruckte die beständige Gültigkeit der Formensprache, die ohne Abstriche weiter zum Einsatz kommt. In Würdigung ihrer Rolle als Klassiker des internationalen Verpackungsdesigns und als Anerkennung für den bewiesenen Mut zur Selbstähnlichkeit zeichnen wir ‚Schwartau Extra‘ im 62. Jahr seiner Historie und im 125 Jahr des Firmenbestehens mit dem Preis ‚Verpackung des Jahres‘ aus.“

Eine Ikone mit Tradition

Bei der Gründung der „Chemische Fabrik Schwartau OHG“ 1899 vor den Toren Lübecks lag die Herstellung feiner Konfitüren in ferner Zukunft. Bohnerwachs und Fußbodenöl machten das damalige Portfolio aus. 1912, noch im deutschen Kaiserreich, brachte das Unternehmen eine erste Konfitüre in einer noblen, handlithographierten Blechdose auf den Markt. Die „Schwartauer Fünffrucht-Confitüre“ war ein erster Marken- und damit Luxusartikel.

Alfred Mahlau, freischaffender Maler, Graphiker, Bühnenkünstler und ab 1945 als Hochschullehrer, sollte ein unverwechselbares Markenlogo gestalten. Seit 1925 leistet das von ihm entwickelte und seit knapp 100 Jahren nur vorsichtig weitergestaltete Logo der Marke einen unschätzbaren Dienst. Es stellt nicht nur deren Unverwechselbarkeit sicher, sondern lädt die „Schwartau Konfitüre“ als verortete Marke mit einem Herkunftsversprechen auf. Die sieben Türme der großen Kirchen Lübecks, die von Bad Schwartau aus zu sehen sind, haben sich als Erkennungsmerkmal der Marke aus dem Norden etabliert.

Ein Glas im Wandel der Zeit

Mit dem sogenannten Dreikantglas führte das Unternehmen 1934 ein erstes markenprägendes Glas ein, das bereits das rotweiße Logo im Etikett trug. Aufgrund ungünstiger Fülleigenschaften musste der Hersteller die eigenständige Form jedoch bald wieder verwerfen. 1968 gelang der große Wurf. Ein nunmehr tailliertes Glas, eine absolute Neuheit, brachte der Marke 1969 den Durchbruch. Mit seinem einteiligen, konturgestanzten „Rundumetikett“ und einem ungewöhnlich breiten Deckel verschaffte es der Marke eine völlig neue, moderne Anmutung. Entworfen hatte das Glas ein Team um Dr. Klaus Lietz, der das Unternehmen ab 1964 führte. Fast 40 Jahre lang hatte dieses weitgehend unverändert Bestand. Mit der Zeit wurde es jedoch generisch und fand allzu viele Nachahmer. Mit einem Relaunch 2017 gelang es den Schwartauer Werken, die Form zu modifizieren, dabei jedoch die zentrale Leistung des Designs zu erhalten: den breiten Deckel und die ausgreifende Form des Glases hin zur Oberansicht durch den Konsumenten. So schaffte eine Ikone der Markenwelt dank behutsamer Modernisierung den Sprung in eine neue Zeit.

 

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