
Mit mehr als 450 Teilnehmern war die Automotive Logistics & Supply Chain Europe 2025 in Bonn wieder gut gefüllt. (Bild: ALSC Europe 2025)

Eric Lambert, Geschäftsführer von Galia und Vorsitzender von Odette, führte in seiner Keynote durch die sich ändernden Verpackungsvorschriften und ihre Auswirkungen auf die Automobilbranche – allem voran die Packaging and Packaging Waste Directive, kurz PPWR. Eine Verordnung, mit der sich, wie eine Blitzumfrage unter den Teilnehmern zeigte, zwar schon eine Mehrheit, aber noch nicht alle beschäftigen.
Zumindest was Mehrwegverpackungen angeht, ist die Automobilbranche zwar ohnehin schon gut aufgestellt. Doch der geforderte Einsatz von Rezyklaten stellt die Unternehmen gleich mehrfach vor Herausforderungen: Zum einen, weil diese preislich über Neumaterial liegen und somit einen Kostenfaktor darstellen, zum anderen, weil beispielsweise Kunststoffpaletten aus Rezyklat schlicht nicht so robust sind und daher in der Benutzungsphase schneller Defekte aufweisen.
Lambert wandte sich eindringlich an die Teilnehmer: „Es gibt keinen Grund, nicht mit der Umsetzung anzufangen – je früher, desto besser. Beginnen Sie zu untersuchen, wie sich Überverpackungen und nicht benötigte Schutzvorrichtungen vermeiden lassen und nicht recycelbare Materialien ersetzen lassen.“
Packaging als Enabler der Supply Chain
Julian Brandt vom Fraunhofer IML unterstrich in seinem Vortrag die bisher oft übersehene Bedeutung der Verpackung für die Strategie der Lieferkette: „Keine Ware bewegt sich ohne Verpackung“, brachte er es auf den Punkt, und doch würde sie bei der Produktentwicklung oft vernachlässigt.
Brandt argumentierte, dass Verpackungen von Anfang an integriert werden sollten, um Kosten, Nachhaltigkeit und Effizienz in Einklang zu bringen und hob aufkommende Technologien wie die KI-gesteuerte Ladungsverfolgung und sensorgesteuerte Verpackungen hervor, die helfen, den Materialfluss zu optimieren und Abfall zu reduzieren. Er verglich die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Verpackung mit der Verbrauchertechnologie: „Wenn intelligente Geräte unser tägliches Leben optimieren können, warum können dann nicht auch intelligente Verpackungen die Logistik revolutionieren?“ Sein Aufruf zum Handeln: „Sehen Sie die Verpackung nicht als Kostenfaktor, sondern als Motor für Effizienz und Innovation.“

Die anschließende Podiumsdiskussion knüpfte hier an und unterstrich die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels in der Wahrnehmung von Verpackungen. Andy Winebloom, Senior Manager bei Toyota Motor Europe, erklärte, wie die Zentralisierung des Verpackungsmanagements in den europäischen Werken von Toyota zu Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen führte: „Früher handelte jedes Werk unabhängig und entwarf oft mehrere Verpackungslösungen für ein und dasselbe Teil“, erklärte Winebloom. „Durch die Standardisierung und Konsolidierung des Fachwissens haben wir den Abfall reduziert, die Konsistenz für die Zulieferer verbessert und die Entwicklungskosten deutlich gesenkt.“
Chay Ankers, Market Sector Business Unit Director bei DS Smith, stimmte dem zu und bekräftigte noch einmal die zuvor von Julian Brandt beschriebene Problematik, dass Verpackungen innerhalb der Automotive-Branche noch immer als nachrangig behandelt würden: „Die meisten Unternehmen betrachten sie als eine Ware – etwas, das so billig wie möglich eingekauft werden muss“, so Ankers. „Aber diese Denkweise kostet sie auf lange Sicht Flexibilität, Effizienz und Geld.“ Er plädierte darum für eine frühere Zusammenarbeit zwischen Verpackungsspezialisten, OEMs und Tier-1-Lieferanten und betonte: „Wenn wir von Anfang an dabei sind, können wir Lösungen entwickeln, die die gesamte Lieferkette optimieren – und nicht nur das Produkt schützen.“
Beispiele aus der Praxis bei Toyota zeigten das Potenzial eines proaktiven Ansatzes: Winebloom berichtete, wie das Überdenken des Teiledesigns im Hinblick auf die Verpackungseffizienz zu erheblichen Einsparungen geführt hatte. „Wir sagten unseren Konstrukteuren: Wenn ihr diese Radkastenform in zwei Teile schneidet, können wir unsere Verpackungsdichte verdoppeln“, erinnert er sich. „Indem wir die Gesamtkosten der Lieferkette und nicht nur die Produktionskosten betrachteten, konnten wir eine intelligentere, kostengünstigere Lösung finden.“
Angesichts des regulatorischen Drucks und der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen war sich das Panel einig, dass datengesteuerte Entscheidungsfindung, nachhaltige Materialien und integriertes Designdenken die Zukunft der Verpackung bestimmen werden. „Der Übergang zur Elektrifizierung verändert alles“, so Winebloom. „Wir werden schwerere Teile, gewichtsbeschränkte Lastwagen und neue logistische Herausforderungen haben. Leichte Materialien und Recyclingfähigkeit im Bereich der Verpackung werden entscheidend sein.“
Workshop über zukunftssichere Batterieverpackungen

Am zweiten Tag der Veranstaltung leitete Philip Bittermann, Chefredakteur von neue verpackung, einen Workshop, der sich der Rolle von Batterieverpackungen in Bezug auf Nachhaltigkeit, Kosteneffizienz und Sicherheit widmete. „Bei der Verpackung geht es nicht nur um Schutz, sondern auch darum, eine widerstandsfähigere Lieferkette zu ermöglichen“, betonte er.
Die Diskussion konzentrierte sich auf das empfindliche Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Nachhaltigkeit, insbesondere beim Umgang mit neuen und beschädigten Lithium-Ionen-Batterien.
Die Teilnehmer diskutierten über die Auswirkungen der Standardisierung, wobei ein Teilnehmer darauf hinwies, dass maßgeschneiderte Verpackungen für jedes Fahrzeugmodell den Abfall und die Kosten erhöhen. Eine wichtige Erkenntnis war, dass modulare, wiederverwendbare Verpackungen notwendig sind, insbesondere da die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen unvorhersehbar schwankt. Ein Beispiel war die Umstellung von expandiertem Polystyrol auf wiederverwendbare Polypropylen-Verpackungen bei Renault, wodurch der Abfall erheblich reduziert wurde.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Kostenoptimierung, da die globalen Batterielieferketten mit einer schwankenden Nachfrage und uneinheitlichen Vorschriften konfrontiert sind. Ein Teilnehmer hob die Rolle der Automatisierung bei der Kostensenkung hervor, räumte aber ein, dass die OEMs sehr unterschiedliche Anforderungen haben, was die Standardisierung erschwert: „Die Herausforderung besteht nicht nur darin, Effizienzgewinne zu erzielen, sondern auch darin, die Zusammenarbeit attraktiv zu gestalten.“
Beim Thema Temperaturmanagement warfen die Diskussionen mehr Fragen als Antworten auf. Einige plädierten für Stahlbehälter, während andere leichtere Alternativen aus mehreren Materialien erkundeten. Hier hat die Branche also definitiv noch Hausaufgaben zu machen.
Der Konsens am Ende des knapp einstündigen Workshops? Frühzeitige Verpackungsintegration, branchenübergreifende Zusammenarbeit und datengesteuertes Design sind für eine zukunftssichere Batterielogistik unerlässlich.
Weitere Nachberichte und Videos zur Veranstaltung finden Sie bei unseren Kollegen von Ultima Media unter https://www.automotivelogistics.media/