Lange Zeit war Nachhaltigkeit vor allem ein Image-Thema, nun müssen zum Teil sehr zeitnah wirtschaftliche Lösungen für konkrete Verpackungslösungen entwickelt werden. Gleichzeitig herrscht bei vielen Verpackungsdienstleistern für die Pharma-Branche noch große Unsicherheit, was auf sie zukommt. Nicht ohne Grund: Auch wenn die Ziele im Großen und Ganzen feststehen, die in der EU mit nachhaltigen Verpackungslösungen erreicht werden sollen, sind noch viele Aspekte der konkreten Umsetzung offen.
Trotzdem kann man durchaus bereits heute wichtige strategische Ausrichtungen für die betroffenen Unternehmen ableiten.
Strengere Vorgaben gegen Verpackungsmüll
Auch wenn die Aktualisierung der EU-Rechtsvorschriften zu Verpackungen und Verpackungsabfällen – Packaging and Packaging Waste Directive (PPWD – Directive 94/62/EC) – noch nicht endgültig verabschiedet worden ist: Verpackungsunternehmen müssen davon ausgehen, dass viele der bisher schon ambitionierten Ziele noch einmal deutlich verschärft werden. Unter anderem dadurch, dass nun auch viel klarer als in den Vorgängerversionen die Art und Weise der Umsetzung formuliert werden.
Das hat seine Gründe auch darin, dass der Umfang an Verpackungsabfällen EU-weit noch immer zunimmt: 2021 fielen in der EU insgesamt 84,3 Mio. t Verpackungsabfälle an. Das sind 4,8 Mio. t mehr als im Vorjahr. Trotz der bereits geltenden Verpackungs- und Recyclingvorschriften haben die EU-Bürger seit 2012 jedes Jahr rund 3,4 kg mehr Verpackungsmüll pro Kopf produziert. Im europäischen Durchschnitt fallen aktuell fast 180 kg Verpackungsmüll pro Kopf und Jahr an. Deutschland gehört dabei zu den größten Produzenten: Pro Kopf sind es 236 kg Verpackungsmüll. EU-Spitzenreiter ist Irland: Dort sind es 246 kg.
Papier und Pappe machen dabei mit 40,3 % den größten Anteil am Verpackungsabfall aus. Kunststoff liegt bei 19 %, gefolgt von Glas mit 18,5 %. Holz macht 17,1 % aus, Metall 4,9 %. Zirka 40 % der Kunststoffe und 50 % des Papiers, die in der EU überhaupt als Primärrohstoffe verarbeitet werden, werden für Verpackungsmaterialien verwendet.
Die von der EU-Kommission und dem EU-Parlament vorgeschlagene Überarbeitung der Direktive für Verpackungen und Verpackungsabfälle hat ein zentrales Ziel: Bis 2040 sollen die Verpackungsabfälle EU-weit um 15 % gegenüber dem Aufkommen im Jahr 2018 reduziert werden. Werden die von der Kommission vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt, rechnet sie damit, dass die Treibhausgasemissionen aus dem Verpa-ckungssektor bis 2030 auf 43 Mio. t sinken.
Um diese Ziele zu erreichen, setzt die EU auf drei Säulen: Vermeidung, Recycling und die Schaffung eines Marktes für Sekundärrohstoffe. Deshalb sieht der Entwurf der EU-Kommission die Abschaffung vieler Verpackungsformen vor, die heute vor allem im Lebensmittel- und Getränkebereich sowie in der Gastronomie noch völlig selbstverständlich und vor allem extrem weit verbreitet sind. Dazu gehören vor allem Einwegverpackungen für Lebensmittel und Getränke, die in Restaurants und Cafés konsumiert werden, aber auch der Lebensmitteleinzelhandel mit Einwegverpackungen für Obst und Gemüse ist betroffen. Auf der Verbotsliste stehen auch Miniverpackungen für Hygiene- und Kosmetikprodukte, wie sie vor allem in der Hotellerie verwendet werden. Wiederverwendbare und nachfüllbare Verpackungslösungen sollen dagegen gefördert werden (Reuse and refill).
Zweitens will die EU die Grundlagen dafür schaffen, dass geschlossene, qualitativ hochwertige Recyclingkreisläufe (closed-loop recycling) entstehen beziehungsweise rasch deutlich ausgebaut und ausgeweitet werden. Der Kommissionsvorschlag sieht daher vor, dass bis zum Jahr 2030 in Verkehr gebrachte Verpackungen auf dem EU-Markt so gestaltet sein müssen, dass es möglich ist, diese wirtschaftlich zu recyceln.
Drittens soll durch die Festlegung verbindlicher Ziele für den Anteil recycelter Kunststoffe an den verwendeten Verpackungsmaterialien der Bedarf an Primärrohstoffen verringert und ein funktionierender Markt für Sekundärrohstoffe geschaffen werden.
Frühzeitig eigene Verpackungsstrategie erarbeiten
Für Pharmaverpackungsunternehmen stellen die Verschärfungen der PPWD ein spezifisches Problem dar, denn sie können nicht so einfach auf neues Material umsteigen. Die heute eingesetzten Primär- und die überwiegende Zahl der Sekundärverpackungen sind das Ergebnis jahrelanger Forschung und Entwicklung sowie aufwendiger Zulassungs- und Zertifizierungsverfahren, die bis hin zu Materialvorgaben reichen.
Die Verantwortlichen auf Bundes- und EU-Ebene nehmen zumindest teilweise Rücksicht auf diese besondere Situation der Branche: Die Reduktionsziele für die Pharmabranche werden voraussichtlich weniger streng ausfallen als für andere Branchen. Als Frist wird das Jahr 2035 vorgeschlagen. Bis dahin sollen 70 % der Verpackungen recyclingfähig sein. Doch gerade die Verpackungsdienstleister sollten sich vom Umstellungszeitraum von etwas mehr als zehn Jahren nicht in Ruhe wiegen lassen. Denn zwar gibt es schon heute eine Vielzahl Materialien auf dem Markt, mit denen sich die Anforderungen an nachhaltiges Verpacken gerade im Bereich der Sekundärverpackungen realisieren lassen, doch sind Zulassungs- und Zertifizierungsverfahren für veränderte Verpackungen und Verpackungsprozesse relativ zeit- und ressourcenaufwändig. Verpackungsdienstleister sind im Zweifelsfall oft die letzten in der Kette – und in der Praxis kann dies zu einem zeitlich sehr eng gesteckten Umsetzungsrahmen führen.
Daher ist es für Verpackungsdienstleister ausgesprochen sinnvoll, sich frühzeitig mit dem Thema nachhaltige Pharmaverpackungen zu beschäftigen, zumal viele Pharmaunternehmen bereits an der Umsetzung eigener Klimaziele arbeiten. Diese orientieren sich zwar an den Zielvorgaben der EU und internationaler Klimaabkommen, setzen aber oft auch ambitioniertere Zeithorizonte. Daraus ergeben sich bereits jetzt Konsequenzen für die Unternehmen in der Wertschöpfungskette. Schon jetzt lässt sich bereits deutlich erkennen, dass die Verpackungsmaterialien und deren Verarbeitung ein wichtiger Bereich werden, um die CO2-Budgets der Pharmaunternehmen selbst zu entlasten. Zumal sie hier auch durch allgemeine regulatorische Vorgaben unterstützt werden. Unter den Top 25-Pharmaunternehmen haben sich 75 % Nachhaltigkeitsziele gesetzt, die Verpackungslösungen zumindest mittelbar betreffen. In welche Richtung sich die Anforderungen an Sekundärverpackungen entwickeln werden, lässt sich aus der Sustainable Packaging Strategy der Merck Group abschätzen. Die Steigerung der Recyclingquote der Verpackungen und die Reduzierung des Kunststoffanteils sind hier explizit formuliert.
Ganzheitlicher Ansatz entscheidend
Pharmahersteller erwarten von ihren Dienstleistern und Lieferanten aktive Unterstützung bei der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele. Hier entsprechend aufgestellt oder Teil eines Kompetenznetzwerks zu sein, wird zunehmend zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor am Markt. Hier setzt das Packaging Competence Consulting von Uhlmann Pac-Systeme an:
Gemeinsam mit dem Kunden erarbeitet das Team einen ganzheitlichen Ansatz für nachhaltige Verpackungslösungen. Dabei stehen die Uhlmann-Spezialisten den Kunden über die komplette Wertschöpfungskette hinweg zur Seite – von der Analyse über die Testphase bis hin zur Implementierung in die Produktion.
Nachhaltige Verpackungen: der große Überblick
Sie wollen alles zum Thema nachhaltige Verpackungen wissen? Klar ist, dass der Bedarf an nachhaltigen Verpackungen in den kommenden Jahren stark steigen wird. Aber das Thema ist komplex: Wann gilt denn überhaupt eine Verpackung als nachhaltig und welche Kriterien müssen dabei künftig erfüllt sein? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.