Im Jahr 2020 betrug die Rücklaufquote von Altpapier aus privaten Haushalten und Gewerben 79 %.

Im Jahr 2020 betrug die Rücklaufquote von Altpapier aus privaten Haushalten und Gewerben 79 %. (Bild: Weig)

Beeindruckende 99,3 % der Papier-, Papp- und Kartonage-Abfälle konnten im Anschluss erfolgreich wiedergenutzt werden. Damit geht die Industrie sogar weit über die gesetzlich geforderte Recyclingquote von 90 % hinaus. Fakt ist: Altpapier hat längst seinen Status als Abfallprodukt verloren und sich zu einer bedeutenden Ressource gemausert. „Moderne Papierwirtschaft“ bedeutet mittlerweile „Kreislaufwirtschaft“.  Und dieser Trend ist nicht aus der Luft gegriffen. Hinter dem Recycling von Altpapier – auch und gerade in der Herstellung von Karton – stecken gute Gründe. Insbesondere diese Vorteile machen Recyclingkarton zu einer so attraktiven Alternative:

Die Lebensdauer einer Papierfaser

Lange Zeit wurde angenommen, dass eine Papierfaser maximal sieben Mal wiederverwendet werden könne. Danach, so die gängige Meinung, würden die Qualitätseinbußen und Festigkeitsverluste aufgrund der immer mehr verkürzten Faser so groß, dass diese aus dem Kreislauf entfernt werden müsse. Aktuelle Forschungsergebnisse der TU Darmstadt und der TU Graz zeigen jedoch, dass sich Zellstofffasern unter Laborbedingungen mindestens 25-mal recyceln lassen, ohne dass signifikante Einbußen in Bezug auf Materialintegrität und Faserlänge auftreten. Das heißt: Das Potenzial von Zellstoff wurde lange Zeit unterschätzt. Die eigentlichen Herausforderungen liegen gar nicht so sehr an der Wiederverwendbarkeit der Fasern als vielmehr im Aufbereitungsprozess des Materials sowie bei der Sammlungs- und Recyclingquote. Denn hier kommt es zu erheblichen Mengenverlusten – etwa durch Verbundmaterialien, durch die das Altpapier nicht wieder in den Kreislauf gelangt, oder durch Papier, das im Restmüll entsorgt wird. Maßnahmen zur Steigerung der Recyclingquote müssen genau hier ansetzen.

10 Gründe für Recyclingkarton

Altpapier hat seinen Status als Abfallprodukt verloren und sich zu einer bedeutenden Ressource gemausert.
Altpapier hat seinen Status als Abfallprodukt verloren und sich zu einer bedeutenden Ressource gemausert. (Bild: Weig)
  • Reduzierter Rohstoffverbrauch: Die Herstellung von 1 kg Recyclingpapier erfordert lediglich 1,2 kg Altpapier – im Vergleich zu 2,2 kg Holz, die bei Neukarton nötig sind.
  • Effiziente Ressourcennutzung: Da die Ressource Altpapier bis zu 25-mal verwendet wird, ist eine optimale Ausnutzung von Rohstoffen gewährleistet.
  • Umweltfreundlichkeit: Lokal gesammeltes Altpapier minimiert Transportwege und damit auch Emissionen. Dies wiederum mindert die Belastungen für Umwelt und Natur erheblich.
  • Geringere Abfallmenge: Durch die Kreislaufführung von Altpapier und dessen Einsatz zum Beispiel für Recyclingkarton lässt sich die Menge an Abfall reduzieren, was wiederum die Umwelt schont.
  • Positive Öffentlichkeitswirkung: Durch den Einsatz von Recyclingkarton können Unternehmen ein positives Image aufbauen, da sie damit ihr Engagement für Nachhaltigkeit und Umweltschutz demonstrieren.
  • Förderung der Kreislaufwirtschaft: Die Nutzung von Recyclingkarton unterstützt die Idee der Kreislaufwirtschaft, bei der es darum geht, Ressourcen wiederzuverwenden, anstatt sie als Einwegprodukte zu betrachten.
  • Zukunftsorientierung: Mit steigendem Umweltbewusstsein und der wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Gesellschaft wird die Verwendung von Recyclingkarton zu einem zukunftsweisenden Schritt.
  • Hohe Qualität: Recyclingkarton steht dem Frischfaserkarton hinsichtlich der Qualität in fast nichts mehr nach. So weist er nicht nur ausgezeichnete Verarbeitungseigenschaften auf, sondern überzeugt auch durch hohe Druckqualität und Stabilität im Verpackungsprozess. Für besonders hohe Ansprüche an die Festigkeit stehen Varianten mit erhöhter Biegesteifigkeit zur Verfügung.
  • Einhaltung regulatorischer Vorschriften: Nicht zuletzt gibt es in vielen Ländern Vorschriften und Gesetze zur Förderung von Recycling und Abfallvermeidung. Auch die EU hat diesbezüglich verschiedene Richtlinien und Verordnungen erlassen, darunter die sogenannte Abfallrahmenrichtlinie (Richtlinie 2008/98/EG ). Diese legt den Rechtsrahmen für den Umgang mit Abfällen innerhalb der EU fest. Gegenstand der Richtlinie ist der Schutz von Umwelt, menschlicher Gesundheit und Ressourcen gleichermaßen. Ihr Ziel: Sie soll die EU auf dem Weg zu einer „Recycling-Gesellschaft“ dadurch voranbringen, dass Abfälle getrennt und effizient verwertet werden. Die Verwendung von Recyclingkarton kann Unternehmen dabei helfen, diese und ähnliche Vorschriften einzuhalten.
  • Konsequente Umsetzung der EU-Ressourcenstrategie: Auch die Richtlinie 94/62/EG über Verpackungen und Verpackungsabfälle  ist von entscheidender Bedeutung. Diese favorisiert die Wiederverwendung von Materialien für denselben Zweck (Reuse) gegenüber dem Recycling, bei dem der Rohstoff in ein völlig anderes Produkt umgewandelt wird. Durch die erneute Nutzung von Papierfasern für Papier oder Karton folgen Unternehmen nicht nur einem zirkulären und umweltschonenden Ansatz, sondern gewährleisten ebenso die konsequente Umsetzung der EU-Strategie hinsichtlich des Ressourcenmanagements.

Keine Sekundärfaser ohne Primärfaser

99,3 % dieser Papier-, Papp- und Kartonage-Abfälle konnten erfolgreich wiedergenutzt werden.
99,3 % dieser Papier-, Papp- und Kartonage-Abfälle konnten erfolgreich wiedergenutzt werden. (Bild: Weig)

Trotz der vielen Vorteile von Recyclingkarton gilt es nicht zu vergessen, dass auch der Einsatz von Altpapier zuerst einmal eine initiale Nutzung von Frischfasern beinhaltet. Und auch innerhalb des Recyclingkreislaufs werden aufgrund von Mengenverlusten ständig neue Fasern benötigt. Hinzu kommen Altpapiervarianten für spezifische Anwendungen, die einen gewissen Anteil an frischen Fasern erfordern, durch die sich erst bestimmte Eigenschaften wie eine besondere Steifigkeit erreichen lassen. Damit der Waldbestand dennoch nicht übermäßig beansprucht wird und zudem für Nachhaltigkeit der Verpackung gesorgt ist, sollten die Frischffasern idealerweise aus FSC- oder PEFC-zertifizierten Wäldern stammen. Dieses Siegel des „Forest Stewardship Council“ (FSC) steht für verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung und Holznutzung und gewährleistet, dass der verwendete Rohstoff nicht illegal abgeholzt wurde. Unterstrichen wird dieser Ansatz zusätzlich durch den „Deforestation-Free Supply Chain“-Regulierungsentwurf der EU. Dieser zielt darauf ab, den globalen Fußabdruck der EU in Bezug auf Entwaldung zu minimieren, indem nur noch Produkte auf den europäischen Markt gelangen dürfen, die nicht aus illegalen Rodungen stammen. Dies gilt nicht nur für Holz, sondern auch für Zellstoff und Papiererzeugnisse. Das Logo des “Programme for the Endorsement of Forest Certification“ (PEFC) auf Holz- oder Papierprodukten wiederum zeigt, dass das dafür genutzte Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt, die nach strengen Standards zertifiziert sind.

Fazit: Altpapier als Schlüssel zur nachhaltigen Zukunft

Recyclingkarton bietet eine äußerst effiziente und praxis-orientierte Möglichkeit, den Bedarf an Frischfasern zu minimieren und somit einen aktiven Beitrag zum Schutz unserer Wälder und damit unsere Umwelt zu leisten. Mehr noch: Verpackungen aus Altpapier erfüllen nicht nur die Anforderungen der Kreislaufwirtschaft, sondern entsprechen auch dem Wunsch der Verbraucher nach umweltfreundlichen und nachhaltigen Produkten. Setzt ein Unternehmen auf Recyclingkarton als Packstoff, kann es also bei seinen Kunden punkten und gleichzeitig zeigen, dass es Verantwortung für unsere Umwelt übernimmt. Denn diese profitiert von reduzierter Abholzung, effizienterer Nutzung von Ressourcen und einem insgesamt geringeren ökologischen Fußabdruck – was wiederum uns allen zugutekommt. Nur, wenn wir Altpapier nicht als Abfall betrachten, sondern als wichtigen Rohstoff im Sinne der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen begreifen, schaffen wir es, eine umweltfreundlichere Zukunft für kommende Generationen zu gestalten.

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