Verpackungen am Point of Sale: Im Supermarkt von GS1 Germany können Unternehmensvertreter Augmented Reality testen, per App einkaufen oder mittels Eye-Tracking die Regalwirkung bestimmter Produkte prüfen.

Verpackungen am Point of Sale: Im Supermarkt von GS1 Germany können Unternehmensvertreter Augmented Reality testen, per App einkaufen oder mittels Eye-Tracking die Regalwirkung bestimmter Produkte prüfen. (Bild: GS1 Germany)

Die richtigen Produkte am richtigen Ort mit den richtigen Informationen – das ist eines der Ziele, bei dem die Experten von GS1 Germany im Kölner Knowledge Center Unternehmen unterstützen möchten. Dabei können Besucher des Knowledge Centers erfahren, wie sie Produkte am Point of Sale für Shopper optimal platzieren oder wie Codes zur Kennzeichnung von Verpackungen im Gesundheitswesen eingesetzt werden können. Auch für Bargeldlogistik oder On- und Offline-Angebote für die Modebranche gibt es im Knowledge Center die passenden Werkzeuge, beispielsweise für eine vorausschauende Regalpflege: „Einer unserer Kunden konnte den Verkauf von Jeans durch den Einsatz einer täglichen Inventur mit RFID-Labels um eine zweistellige Prozentzahl steigern – weil dadurch ein Sortiment verfügbar war, das besser zum Kundenbedarf passte“, erklärt Justine Parusel, Consultant Category Management bei GS1 Germany.

Für den Bereich Point of Sale hat GS1 Germany einen kleinen Supermarkt im Knowledge Center installiert. Hier stehen Schokoriegel, Getränkeflaschen oder Reinigungsmittel in originalgetreuen Regalen – bis hin zum Einkaufswagen. Auch der Bezahlvorgang lässt sich an einer Kasse nachstellen. „In unserem Supermarkt können wir die Marktdurchflutung messen und anhand von Hot Zones feststellen, welche Gänge die Shopper häufiger oder weniger oft passieren. Darüber hinaus können wir den Blickverlauf der Shopper im Regal anaylsieren“, sagt Parusel. Hier hilft die Technologie Eye-Tracking. Anhand der Pupillenbewegung lässt sich feststellen, ob die Shopper Produkte im Regal schnell finden oder zu lange nach einem bestimmten Produkt suchen müssen.

App ist Trumpf

Transparente Lieferketten lassen sich durch den Rückverfolgbarkeits-Service Ftrace abbilden. Insbesondere bei Fisch- und Fleischprodukten ist die chargengenaue Herkunft aufgrund von Lebensmittelskandalen sowie gesetzlicher Anforderungen enorm wichtig geworden. Für die europaweite Umsetzung des Services kooperiert GS1 Germany mit dem Wäge- und Schneidetechnologiehersteller Bizerba. Im Supermarkt des Knowledge Centers lässt sich die Rückverfolgbarkeit anhand einer Lebensmittelverpackung testen. Über eine App rufen Shopper Informationen zu den jeweiligen Produkten direkt vom Label ab. Neben Herkunft können Hersteller und Händler auch Informationen zu Allergenen hinterlegen oder beispielsweise Rezept- und Zubereitungsvorschläge angeben. Mehrere Händler setzen Ftrace bereits ein. Neben Fleischprodukten sind weitere Einsatzmöglichkeiten denkbar: „Ftrace ist außerdem interessant hinsichtlich Inhaltsstoffen bei Babynahrung, der Herkunft von FSC-Möbeln aus Holz oder der Herkunft und der verwendeten Materialien bei Spielzeug“, so Parusel. Derzeit läuft das Onboarding von 400 bis 500 neuen Lieferanten aus dem Lebensmittelbereich. Ab April sollen außerdem EU-konforme Daten vorliegen.

Weiterhin interessant dürfte für viele Entscheider das Thema Couponing sein: Ebenfalls über eine App können Supermarktkunden Einkaufsgutscheine einscannen oder direkt auf ihr Smartphone erhalten, um an der Kasse Rabatte zu erhalten. Vernetzt sich der App-Nutzer mit Freunden, erreichen die Coupons einen noch größeren Konsumentenkreis: Bei Empfehlungen an Freunde steigen die Prozente – und damit auch der Anreiz zum Teilen und Einkaufen. Auch die Waagen in der Obst- und Gemüseabteilung könnten stärker miteinbezogen werden: Sie sind in der Lage, während des Wiegeprozesses einen Coupon oder Rezeptvorschläge zu den abgewogenen Produkten auszugeben. Tunnelwaagen könnten in Zukunft das Gemüse sogar komplett selbst erkennen und Shoppern das Auswählen des jeweiligen Gemüses ersparen.

Blick ins Regal: Im Supermarkt des GS1 Knowledge Centers sind die Waren „wie im echten Leben“ aufgebaut. So lässt sich zum Beispiel die Marktdurchflutung für bestimmte Szenarien messen.
Blick ins Regal: Im Supermarkt des GS1 Knowledge Centers sind die Waren „wie im echten Leben“ aufgebaut. So lässt sich zum Beispiel die Marktdurchflutung für bestimmte Szenarien messen. (Bild: Redaktion)

Im Knowledge Center verbirgt sich auch eine virtuelle Shopping Wall, wie sie das Einzelhandels-Start-Up Emmas Enkel zusammen mit Vodafone im Düsseldorfer Vodafone Campus einsetzt. Auf einer großen Leinwand sind verschiedene Produkte wie in einem Regal abgebildet. Im Hintergrund sind sie mit dem Warenwirtschaftssystem des  Händlers verknüpft. Konsumenten können nun mittels App die gewünschten Waren einscannen, online bezahlen und sich nach Hause liefern lassen. Ob wir nun in Zukunft nur noch digital shoppen? Vermutlich nicht. Neben Marketing-Aspekten könnte aber so manche Einrichtung von den virtuellen Shopping Walls profitieren: „Vielleicht lässt sich dieses Instrument zukünftig in Altersheimen oder Krankenhäusern einsetzen“, so Parusel.

Leute, die mit Tablets und Smartphones scheinbar ziellos durch die Gegend laufen, sieht man auf den Straßen zur Genüge. Im GS1 Germany Knowledge Center lassen sich diese Hilfsmittel jedoch mit Augmented Reality gezielt dazu einsetzen, Displays am Point of Sale zu positionieren. Dazu braucht es eine App sowie einen einfachen Blanco-Aufsteller, der quasi das Display darstellt. Über eine App können beispielsweise Key-Account-Manager vor Ort zeigen, wie ein Display im Supermarkt wirken würde. Dazu hält er das Tablet auf den Blanco-Aufsteller und projiziert mithilfe der App ein fertig designtes und befülltes Display auf den Aufsteller. So lässt sich simulieren, wie es an unterschiedlichen Stellen im Supermarkt aussehen und wirken würde. Der Blanco-Aufsteller lässt sich dabei wesentlich leichter und schneller durch die Gänge transportieren als das fertige Display. Außerdem können Design und Größe vor der Produktion noch variiert werden.

Eindeutige Kennzeichnung von Pharmaverpackungen

Guido Hammer in der Apotheke des GS1 Knowledge Centers: Besucher können hier unter anderem sehen, wie Arzneimittelverpackungen mit individuellen Codes gekennzeichnet werden.
Guido Hammer in der Apotheke des GS1 Knowledge Centers: Besucher können hier unter anderem sehen, wie Arzneimittelverpackungen mit individuellen Codes gekennzeichnet werden. (Bild: Redaktion)

Nicht nur Lebensmittel gilt es zu kennzeichnen: „Laut WHO sind zehn Prozent aller Medikamente gefälscht“, sagt Guido Hammer, Senior Consultant bei GS1 Germany. Besonders häufig betreffe dies Lifestyle-Medikamente wie Viagra oder Schmerzmittel wie Aspirin. GS1 Germany will mit dem Healthcare-Bereich des Knowledge Centers Lösungen für eine eindeutige Identifikation aufzeigen – gleich, ob es um den Behandlungsweg von Patienten in der Klinik geht, um gefälschte Arzneimittel oder das Apothekensortiment.

In der Apotheke des Knowledge Centers sehen Besucher unter anderem, wie Arzneimittelverpackungen mit individuellen Codes gekennzeichnet oder in der Apotheke mittels moderner Robotik aus dem Apothekenlager geholt werden. Das Thema Rückverfolgbarkeit spielt eine große Rolle: Voraussichtlich ab 2018 müssen Arzneimittelpackungen in Deutschland serialisiert sein und die Informationen in einem Datenträger verschlüsselt werden. Die eindeutige Kennzeichnung hilft, Patienten und Hersteller vor Fälschungen zu schützen. Auch in anderen Ländern, wie den USA, müssen Regeln zur eindeutigen Kennzeichnung eingehalten werden.

Dies kann beispielsweise über einen GS1-Data-Matrix-Code geschehen, der Informationen zur globalen Artikelidentnummer GTIN, Verfallsdatum und Charge enthält. Alternativ kann dies über den Standard GS1 128 erfolgen. Dieser Barcode enthält die gleichen Daten, benötigt aber auch mehr Platz. Er eignet sich daher für größere Verpackungen, etwa Kartonagen oder Paletten. Neben rechtlichen Regularien seien auch die Hersteller selbst an der Echtheit ihrer Produkte interessiert, so Hammer. Große Unternehmen, wie Beiersdorf, liefern sowohl an Groß- als auch Einzelkunden: „Hier kommt GS1 Germany ins Spiel“, erklärt Hammer. „Um ein System zu ermöglichen, das für alle Länder gleich ist, helfen unsere offenen Standards. Damit sind Unternehmen nicht an spezielle Softwarelösungen gebunden.“

Autorin: Melanie Swiatloch

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