Andreas Kappel, Vertriebsleiter Business Development bei Der Grüne Punkt

Andreas Kappel, Vertriebsleiter Business Development bei Der Grüne Punkt (Bild: Der Grüne Punkt)

neue verpackung: Herr Kappel, als Experte für Design4Recycling beschäftigen Sie sich auch mit dem Thema chemisches Recycling. Eine teils recht kontrovers diskutierte Technologie. Wie schätzen Sie deren Erfolgsaussichten ein?

Andreas Kappel: Der Grüne Punkt engagiert sich auf beiden Spielfeldern des Kunststoffrecyclings - dem mechanischen und sogenannten chemischen Recycling. Beide Recyclingarten haben ihre Berechtigung. Der Vorteil beim chemischen Recycling liegt darin begründet, dass sie nach dem Prozess ein Material erhalten, welches universell einsetzbar ist. Also auch dort, wo es um kontaktsensitive Produkte geht. Da haben wir auf absehbare Zeit beim mechanischen Recycling klare Grenzen.

neue verpackung: Im aktuellen Entwurf der Europäischen Verpackungsverordnung „Packaging & Packaging Waste Regulation“ (PPWR) ist von einem Betriebsverbot für Verkaufsverpackungen zu lesen, deren Recyclingfähigkeit weniger als 70 % beträgt – beginnend mit dem Jahr 2030. Wo stehen wir heute? Und schätzen Sie das Ziel der EU als realistisch in der Umsetzung ein?

Kappel: Besser als man denkt! Viele Verpackungen eignen sich schon sehr gut für das Recycling. Dies gilt im Übrigen auch für Kunststoffverpackungen. Bauchschmerzen habe ich da bei den Verbundverpackungen. Hier wird meist nur ein Materialanteil sinnvoll recycelt. Aus meiner Zusammenarbeit mit großen Markenherstellern weiß ich, dass hier mit Hochdruck an Lösungen für eine bessere Recyclingfähigkeit von Verpackungen hart gearbeitet wird. Für die Unternehmen ist es wichtig, endlich Rechtssicherheit über die Anforderungen und die Methodik in diesem Bereich zu bekommen. Dies gilt auch für die genaue Ermittlung der Recyclingfähigkeit. Hier macht aber der Entwurf der PPWR noch keine genauen Vorgaben.

neue verpackung: Wichtige Vorarbeit für ein erfolgreiches Recycling leistet der Sortiervorgang. Hier weihte der Grüne Punkt zusammen mit Altstoff Recycling Austria beispielsweise im März dieses Jahres in Österreich eine Anlage für Leichtverpackungen ein, deren Sortiertiefe bei 80 % liegt, Industriestandard sind hier aktuell 58 %. Sind ähnliche Leuchtturmprojekte aktuell auch in Deutschland in der Entstehung?

Kappel: Der Grüne Punkt engagiert sich schon seit Jahren direkt und indirekt für ein hochwertiges Recycling. Dies ist nur dann möglich, wenn die Materialien möglichst sortenrein getrennt werden. Diesen Weg gehen wir konsequent bei der Konzeption der neuen Sortieranlage in Österreich. In Deutschland wurden in den letzten Jahren eine Reihe von neuen Sortieranlagen gebaut, die dieser Strategie auch folgen. Richtig ist aber auch, dass die Sortieranlagenbetreiber nur so tief sortieren, wie es nötig ist, die gesetzlich vorgeschrieben Quoten zu erfüllen. Eine darüberhinausgehende Sortiertiefe wird nur dann vorgenommen, wenn es sich auch wirtschaftlich für den Sortierer rechnet. Dies ist leider nicht immer gegeben. Insofern ist der Gesetzgeber gefordert. Er setzt den Rahmen für höhere Recyclingquoten!

Packaging Summit 2023
(Bild: Huethig)

Andreas Kappel auf dem Packaging Summit 2023

Sie möchten mehr über das Recycling von Verpackungen, die verfügbaren Technologien und die Gesetzgebung erfahren? Dann kommen Sie einfach am 20. und 21. Juni 2023 nach Hamburg auf den 6. Packaging Summit. Hier hören Sie unter anderem auch Andreas Kappel mit seinem Vortrag „Design4Recycling aus Sicht eines Systemanbieters und Kunststoffrecyclers“ hören – und natürlich auch sprechen.

Außerdem (unter anderem) mit dabei: Peter Schmidt Group, Verbraucherzentrale Hamburg, Koenig & Bazer Sheetfed, Beiersdorf, Henkel, dm, Mülltrennung wirkt, Windesign, Metsä Board, Pro Carton und Nestlé.

Alle Informationen zur Veranstaltung rund um die Welt der Verpackung finden Sie unter https://www.packagingsummit.de/

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

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