neue verpackung: Herr Valet, wie entstand eigentlich die Idee, die Abstimmung zur „Mogelpackung des Jahres“ in Leben zu rufen?
Armin Valet: Wir wollten vor rund zehn Jahren aus den vielen Beschwerden, die wir zu diesem Thema tagtäglich bekommen, einzelne besonders dreiste Produkte unter einem markanten Namen veröffentlichen. Da war die Idee der „Mogelpackung des Monats“ schnell geboren. Zusätzlich sollten aber auch die Verbraucherinnen und Verbraucher involviert sein. Es waren ja schließlich „ihre“ Produkte, über die sie sich geärgert haben. Deshalb haben wir die Online-Abstimmung „Mogelpackung des Jahres“ ins Leben gerufen. Der Erfolg gibt uns recht: Bis zu knapp 50.000 Teilnehmende pro Jahr haben an den bisher neun Abstimmungen mitgemacht.
neue verpackung: Die Verbraucher stimmen ja nicht nur am Ende ab, welche Verpackung die Auszeichnung erhält, sondern können auch Vorschläge einreichen. Wie viele Nominierungen erhalten durchschnittlich im Jahr? Und ist diese Anzahl im vergangenen Jahr, als die Rohstoffpreise extrem in die Höhe gingen, spürbar gestiegen?
Valet: Wir haben jedes Jahr tausende Beschwerden zu dem Thema Mogelpackungen, dieses Jahr waren es so viele wie nie zuvor. Dazu gehören versteckte Preiserhöhungen beziehungsweise Shrinkflation, aber auch Luftpackungen. Das sind überdimensionierte Packungen, bei denen meist mehr Inhalt vorgetäuscht wird. Diese Beschwerden sichten wir, recherchieren dazu und verifizieren sie. Denn nicht alle Vorschläge der Verbraucherinnen und Verbraucher sind richtig oder passen zu unserer Definition von Mogelpackungen. Falls alle Voraussetzungen für eine Veröffentlichung gegeben sind, landen Sie auf unserer Mogelpackungsliste. Rund 20 Produkte pro Jahr veröffentlichen wir in größeren Meldungen wie die Mogelpackung des Monats oder ähnlichen Formaten.
neue verpackung: Freuen wird sich wohl niemand über eine solche Auszeichnung – aber entsteht denn zumindest hin und wieder ein konstruktiver Dialog mit den betroffenen Unternehmen?
Valet: Die Unternehmen reagieren ganz unterschiedlich. Wenige antworten gar nicht auf unsere Bitte zu einer Stellungnahme. Viele antworten ausweichend, einige wenige offen und ehrlich mit der gebotenen Transparenz. Leider korrigieren kaum Hersteller ihre Mogelpackungen. Das ist frustrierend. Müssen auch die meisten nicht, denn die Gesetzeslage ist aus unserer Sicht unzureichend. Deshalb fordern wir von der Politik einen verbraucherfreundlicheren gesetzlichen Rahmen. Liegen nach der aktuellen Gesetzeslage Verstöße vor, mahnen wir auch Produkte ab beziehungsweise verklagen die Hersteller. Auf diesem Wege konnten wir schon etliche Verbesserungen durchsetzen oder irreführende Produkte aus dem Markt drängen.
Armin Valet auf dem Packaging Summit 2023
Sie möchten mehr darüber erfahren, was Verbraucher am Point of Sale von Verpackungen erwarten? Dann kommen Sie einfach am 20. und 21. Juni 2023 nach Hamburg auf den 6. Packaging Summit. Hier hören Sie unter anderem auch Armin Valet mit seinem Vortrag „Was genau ist eigentlich eine Mogelpackung?“ hören – und natürlich auch sprechen.
Außerdem (unter anderem) mit dabei: Peter Schmidt Group, Der Grüne Punkt, Koenig & Bazer Sheetfed, Beiersdorf, Henkel, dm, Mülltrennung wirkt, Windesign, Metsä Board, Pro Carton und Nestlé.
Alle Informationen zur Veranstaltung rund um die Welt der Verpackung finden Sie unter https://www.packagingsummit.de/
Nachhaltige Verpackungen: der große Überblick
Sie wollen alles zum Thema nachhaltige Verpackungen wissen? Klar ist, dass der Bedarf an nachhaltigen Verpackungen in den kommenden Jahren stark steigen wird. Aber das Thema ist komplex: Wann gilt denn überhaupt eine Verpackung als nachhaltig und welche Kriterien müssen dabei künftig erfüllt sein? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.