Ökonomisch argumentiert Alpla mit dem Bundesverband Glasindustrie, der 2022 von einer Verfünffachung der Kosten sprach, ökologisch mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und dem Deutschem Umweltbundesamt, das die Glasherstellung zu den energieintensivsten Industrien zählt.
Wie energieintensiv ist die Herstellung von Glas?
Die für die Glasherstellung notwendigen Rohstoffe, darunter Sand, Kalk und Soda, schmelzen bei 1.600 °C. Bei einem Anteil von 65 % Scherben aus Altglas werden 1.400 °C benötigt. Hierfür müssen die Glashütten permanent mit Gas oder Öl betrieben werden, die gestiegenen Energiekosten verteuern den Produktionsprozess. Zudem werden bei der Glasherstellung große Mengen Kohlendioxid, Stickoxid, Schwefeldioxid und Staub ausgestoßen.
Das BMWK macht im „Branchensteckbrief der Glasindustrie“ von 2020 dazu folgende Angaben: 2015 benötigte die Glaswirtschaft allein für den Schmelzprozess 51,93 PJ Energie, was rund 14.436 GWh entspricht. Zum Vergleich: Eine herkömmliche Windkraftanlage produziert bei einer Leistung von 6 MW etwa 10 GWh pro Jahr und beliefert damit in diesem Zeitraum rund 3.500 Haushalte mit Elektrizität.
Parallel dazu hat die Glasindustrie laut Alpla 2015 insgesamt 4,881 Mio. t CO2 emittiert. Als klimafreundlicheres Material sieht das plastikverarbeitende Unternehmen PET-Kunststoff.
Vom Gewicht bis zum Marketing: Alpla mit Generalkritik an Glasflaschen
Glas- und PET-Flaschen haben Parallelen: Beide Verpackungsformen werden aus Rohstoffen hergestellt, die abgebaut und/oder gefördert werden müssen – bei Glas ist es Sand, bei PET ist es Erdöl. Die zur Produktion von PET-Flaschen benötigte Temperatur beträgt etwa 265 °C.
Des Weiteren werden aus beiden Materialien sowohl Einweg- als auch Mehrwegflaschen hergestellt, sie können zudem ähnlich gut recycelt werden. Bei Mehrwegflaschen macht es aus Sicht des Umweltbundesamtes keinen Unterschied, ob diese aus Glas oder PET bestehen. Die Wiederbefüllung – bei Glas bis zu 50-mal, bei PET etwa die Hälfte – wiegt bei Rohstoffbedarf und Nachhaltigkeit einiges auf. Eine Neuproduktion verbrauche mehr Energie und Ressourcen als der Rücktransport und die Reinigung von Mehrwegflaschen, so das Umweltbundesamt weiter.
Dr. Isabell Schmidt, Geschäftsführerin Kreislaufwirtschaft beim Industrieverband Kunststoffverpackungen e.V., zweifelt dies jedoch an: „Ein Blick in Ökobilanzen verrät: Zur Achilles-Sehne von Mehrwegflaschen kann vor allem die Transport-Logistik werden“.
Alpla zufolge wirken sich zudem Individualflaschen in ökologischer Hinsicht negativ auf das Mehrwegsystem bei Glasflaschen aus. Zu Marketingzwecken werden diese laut Alpla vermehrt von Getränkeherstellern eingesetzt, können jedoch von anderen Abfüllern nicht verwendet werden. Die Fremdflaschen, die einen Anteil von bis zu 50 % ausmachen können, müssen aussortiert und an den Ursprungsbetrieb zurückgeführt werden, was zusätzlichen Transport erfordert.
Dieser ist ohnehin ein bedeutender Faktor in der Energie- und Emissionsbilanz von Verpackungen, speziell bei Glas. Neben den Distanzen, die zwischen Hersteller, Abfüller und Handel zurückgelegt werden müssen, ist auch das Gewicht der Flaschen ein relevanter Aspekt: Während eine 1-l-PET-Einwegflasche 28 g wiegt, sind es bei einer 1-l-Glasflasche etwa 550 g. Das höhere Eigengewicht der Glasverpackung macht ihre Logistik somit energieintensiver.
Hinsichtlich der Pfandflaschen-Rückführung vom Handel zum Wiederverwerter führt Alpla den Bund Getränkeverpackungen der Zukunft (BGVZ) an. Dessen Berechnungen zufolge benötigen 400.000 gepresste PET-Flaschen zum Transport eine Lkw-Ladung, 400.000 Glasflaschen hingegen 26 Lkw-Ladungen.