Isabell Schmidt

Isabell Schmidt beklagt das schlechte Image von Kunststoffverpackungen. (Bild: IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen)

Die Entwicklung ist eindeutig positiv: Laut GVM (Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung) hat das Recycling von Kunststoffverpackungen weiter zugenommen. Demnach stieg der Anteil 2022 um 2,1 Prozentpunkte, im privaten Sektor sogar um 3,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Damit erreichten die Recyclingquoten 65,6 % im Gesamtmarkt und 69,8 5 bei Privathaushalten.

Im langjährigen Trend stieg die Quote für Kunststoffverpackungen seit dem Jahr 2005 um 26,3 Prozentpunkte, beim privaten Endverbrauch sogar um 28,2 Prozentpunkte, so ein weiteres Ergebnis der 30. Neuauflage der Recyclingbilanz für Verpackungen.  

Zum Bedauern der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen spiegelt sich diese Aufholjagd beim Recycling aber noch nicht in der öffentlichen Wahrnehmung des Materials und seiner Verpackungsanwendung wider. „Kunststoffverpackungen durchlaufen seit Jahren einen enormen Wandel Richtung Mehrweg- und Recyclingfähigkeit sowie Rezyklateinsatz. Nun wird es langsam auch Zeit für ein Umdenken bei der Wahrnehmung des Materials“, so Mara Hancker, IK-Geschäftsführerin Kommunikation. „Wenn wir nachhaltig konsumieren und CO2-Emissionen reduzieren wollen, ist Plastikdiskriminierung der komplett falsche Ansatz. Statt das überholte Narrativ der bösen Plastikverpackung zu wiederholen, geht es doch darum, unvoreingenommen optimale Lösungen zu befördern und dabei alle Beteiligten inklusive Industrie, Handel und Verbraucher in die Pflicht zu nehmen.“

Die Branche sieht sich aktuell mit in ihren Augen rigiden Beschränkungen konfrontiert, wie sie die neue EU-Verpackungsregeln vorsehen. Darüber hinaus gibt es vor allem vonseiten der Politik immer wieder kritische Kommentare, wonach vor allem die Industrie zu wenige Anstrengungen unternimmt, die Recylingquote zu erhöhen. Beispielsweise, weil nicht genügend Gelder in die Forschung investiert würden.

Gleichzeitig ist der Verbrauch an Kunststoffverpackungen rückläufig. Er sank 2022 um 87 kt (2,6 %) auf 3.239 kt, der private Konsum um 70 kt (3,4 %) auf 1.977 kt, einem Wert von vor 2015.

Der Rückgang ist das Ergebnis von langfristigen, zum Teil gegenläufigen Trends, heißt es. Dazu zählen:

  • Ersatz von Kunststoff durch andere Materialien, insbesondere durch Lösungen aus Papier oder Papierverbunden
  • Zunahme von flexiblen Verpackungen; beispielsweise Nachfüllpackungen und Standbeutel.
  • Abnehmender Verbrauch von PET-Getränkeflaschen bis 2022 • Stabile Nachfrage nach Thekenware im Supermarkt nach einem starken Trend zur Selbstbedienungsware
  • Zunahme von verzehrfertiger Portionsware
  • Schnelles Wachstum des Marktes für gekühlte Fertiggerichte.

„Kunststoffe erfüllen die hohen Anforderungen des Handels und der Abfüller an leistungsstarke und effiziente Verpackungen“ sagt Dr. Isabell Schmidt, Geschäftsführerin Kreislaufwirtschaft. „Derzeit müssen Kunststoffverpackungen jedoch einen Tribut für das schlechte Image vergangener Jahre zahlen. Nun ist es Zeit für eine Neubewertung“

 

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