Bereits seit einiger Zeit kämpfen Unternehmen aller Industrien um Fach- bzw. Arbeitskräfte. Ein Problem, das sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird. Denn zum einen gehen dann die geburtenstarken Jahrgänge in Ruhe stand. Zum anderen bleiben allein in diesem Jahr in Deutschland voraussichtlich rund 250.000 Ausbildungsplätze unbesetzt.
Wie das Verpackungs-Cluster Packaging Valley auf diese Situation reagiert, darüber sprachen wir mit dessen Geschäftsführer Dr. Marc Funk.
neue verpackung: Herr Dr. Funk, dass in der Verpackungsindustrie wie auch in fast jeder anderen Branche akuter Fach- bzw. Arbeitskräftemangel herrscht, ist häufig zu lesen. Durch Ihren ständigen Austausch mit Ihren Mitgliedsunternehmen haben Sie wahrscheinlich einen sehr guten Überblick – wie ernst ist die Lage denn nun tatsächlich?
Dr. Marc Funk: Die Verpackungsindustrie ist wie jede andere Branche in der Industrie auf gut ausgebildete Mitarbeiter angewiesen. Auch die 108 Mitgliedsbetriebe des Packaging Valley belastet der Fachkräftemangel. Unsere Betriebe, ob kleines Unternehmen, Mittelständler oder Großkonzern berichten von einem merklichen oder gravierenden Personalmangel, sowie dem Problem gute Fach- und Arbeitskräfte zu finden. Durch das Ausscheiden vieler Erwerbstätiger in den nächsten Jahren wird sich die Problematik weiter verschärfen. Auch wenn unsere Mitglieder gute und attraktive Arbeitsplätze anbieten, über eine gute Stammbelegschaft verfügen, als attraktive Arbeitgeber anerkannt sind, ist die Lage ernst. Eine andere Aussage würde die Situation verharmlosen.
neue verpackung: Bisher, so zumindest mein Eindruck, verhielt es sich so, dass sich die Verantwortlichen in den Unternehmen zwar bereits seit vielen Jahren dem Thema bewusst sind – der strategische Fokus dann aber doch wieder auf andere Stellen gelegt wurde. Erkennen Sie hier aktuell einen Wandel und eine echte Priorisierung dieser Herausforderung?
Funk: Das Thema Fachkräftegewinnung und Bindung des Personalstamms ist längst in den Betrieben angekommen. Die Unternehmen sind sich bewusst, dass in das Personal investiert werden muss, dass attraktive Aus- und Weiterbildungsangebote geschaffen werden müssen, flexible Arbeitszeitmodelle zu schaffen sind und viele weitere Benefits (vom Jobrad über das ÖPNV-Ticket, attraktive Arbeitsplätze bis hin zur Ermöglichung mobiler Arbeit) Teil betrieblicher Leistungen sind. Um es kurz zu sagen. Ja, die Priorität liegt längst auch auf dem HR-Bereich.
neue verpackung: Das Packaging Valley hat eine eigene Fokusgruppe „Personal“ gegründet. Vielleicht ein wenig provokant gefragt: Wo liegt eigentlich der Vorteil zu kooperieren, wenn die Unternehmen um dieselben Zielgruppen werben?
Funk: Jeder kämpft um geeignete Fachkräfte. Natürlich endet Kooperation dann, wenn es um den spezifischen Vorteil oder eben um die Gewinnung von Fachkräften geht. Es ist aber wertvoll, miteinander ins Gespräch zu gehen und sich auszutauschen bzw. voneinander zu lernen, da alle Betriebe gleiche Herausforderungen haben, was den HR-Bereich angeht. Hierin liegt der Vorteil! Wir zeigen in der Fokusgruppe auch immer wieder auf, wie es andere machen. So hatten wir bspw. die Recruiter von STIHL und Bosch zu Gast. Ebenso weisen wir auf Trends und neue Modelle im Bereich Personalrekrutierung hin. Davon profitieren alle Mitglieder. Aktuell arbeiten wir an einem Branchenmarketing für das Packaging Valley. Als Cluster können wir den Betrieben keine Fachkräfte beschaffen. Wir können aber eine andere Flughöhe einnehmen und aufzeigen, wie „sexy“ und interessant die Arbeit im Silicon Valley der Verpackungstechnik ist. Genau das wollen wir tun und leisten.