Ein zentrales Thema des Vortrags war die Nachhaltigkeitsstrategie des Packmittelherstellers, der neben dem klassischen mechanischen auch auf chemisches Recycling setzt. Bereits seit 2016 berichtet das Unternehmen, das Verpackungen für die Bereiche Lebensmittel, Pharma, Medizintechnik sowie technische Anwendungen produziert, regelmäßig über seine Nachhaltigkeitsmaßnahmen, basierend auf dem GRI-Standard (Global Reporting Initiative). Die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens ruht dabei auf drei Säulen: Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz und soziale Verantwortung. „Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA,“ unterstrich Haux.
Ein wesentliches Ziel von Südpack ist es, ein „Zero Waste“-Unternehmen zu werden: „Wir wollen alle Materialien, die wir in den Markt bringen, so lange wie möglich im Kreislauf halten. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern generiert Mehrwert für alle Stakeholder entlang der gesamten Wertschöpfungskette – dadurch wird Kreislaufwirtschaft zum echten Business Modell.“
Dies soll durch die Entwicklung recyclingfähiger Produkte und die Integration von Rezyklaten erreicht werden. Zudem strebt Südpack an, alle Produktionsstandorte langfristig treibhausgasneutral zu gestalten, in Übereinstimmung mit den Zielen der Science Based Targets initiative (SBTi).
Was ist die Science Based Targets initiative?
Die Science Based Targets initiative (SBTi) ist eine globale Organisation, die Unternehmen dabei unterstützt, wissenschaftlich fundierte Ziele zur Reduktion von Treibhausgasemissionen zu setzen und zu erreichen. Diese Ziele sollen im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen stehen, das darauf abzielt, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen und Anstrengungen zu unternehmen, die Erwärmung auf 1,5 °C zu beschränken.
- Gründung: Die Initiative wurde 2015 gegründet und ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Carbon Disclosure Project (CDP), dem United Nations Global Compact (UNGC), dem World Resources Institute (WRI) und dem World Wide Fund for Nature (WWF).
- Ziele: Unternehmen sollen ermutigt werden, sich wissenschaftlich fundierte Emissionsreduktionsziele zu setzen, die in Übereinstimmung mit aktuel-len Klimaforschungsergebnissen stehen.
- Methodik: Die SBTi bietet Unternehmen eine standardisierte Methode und Unterstützung, um ihre Emissionsreduktionsziele zu formulieren und zu validieren. Dies umfasst die Berechnung der Emissionen und die Festlegung von Zielen, die mit den Anforderungen der Klimawissenschaft übereinstimmen.
- Transparenz und Verantwortung: Unternehmen, die sich der SBTi anschließen, verpflichten sich zu Transparenz und öffentlicher Berichterstattung über ihre Fortschritte bei der Erreichung der gesetzten Ziele.
Von der Linearen in die Kreislaufwirtschaft
Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrags lag auf der Kreislaufwirtschaft. Haux betonte, dass die Transformation der Industrie von einer linearen zu einer zirkulären Wirtschaft unabdingbar sei, um den Verbrauch fossiler Rohstoffe und den CO2-Fußabdruck zu reduzieren.
Südpack setzt sowohl auf mechanisches als auch auf chemisches Recycling, um die Kreislaufführung von Kunststoffen zu ermöglichen. Dabei sieht Haux besonders das chemische Recycling als entscheidenden Baustein für die Kreislaufführung kontaktsensitiver Verpackungen und präsentierte eine detaillierte Analyse der CO2-Effizienz von linearen versus zirkulären Modellen. Dabei zeigte sie anhand von Daten einer Studie von Sphera Solutions auf, dass durch die Implementierung zirkulärer Modelle wie dem chemischen Recycling eine signifikante Reduktion der CO2-Emissionen möglich ist.
PPWR – Ziele und Zeithorizont
Die PPWR-Ziele und deren Zeithorizont bildeten einen wesentlichen Teil der Präsentation. Die EU-Verpackungsverordnung verfolgt das Ziel, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren und die Kreislaufwirtschaft zu fördern und macht hierfür klare Vorgaben für die Recyclingfähigkeit von Verpackungen sowie den Einsatz von Rezyklaten. So müssen bis zum Jahr 2030 alle Kunststoffverpackungen zwischen 10 und 35 % und bis 2040 zwischen 25 und 65 % Post-Consumer-Rezyklat (PCR) enthalten. Zudem müssen alle Verpackungen bis 2030 zu mindestens 70 % recyclingfähig und bis 2038 zu mindestens 80 % recyclingfähig sein.
„Die PPWR trägt maßgeblich zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs bei der Herstellung von Verpackungen bei,“ betonte Haux und erklärte, dass durch die Festlegung konkreter Ziele ein verlässlicher Rahmen für Investitionen in neue Technologien geschaffen werde. Zudem erleichtere die PPWR durch ihre einheitlichen Rahmenbedingungen im europäischen Binnenmarkt die Umsetzung der Regelungen.
Flexible Verpackungen und deren Bedeutung
Ein weiteres zentrales Thema des Vortrags war die Bedeutung flexibler Verpackungen. Haux hob hervor, dass flexible Verpackungen durch minimalen Ressourceneinsatz und geringes Gewicht zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks beitragen. „Flexible Verpackungen sind führend im Bereich der Ressourcenschonung,“ argumentierte Haux. Flexible Packstoffe ermöglichen die Herstellung unterschiedlicher Verpackungsformate und ermöglichen optimalen Produktschutz. Durch Eco-Design können die Umweltauswirkungen noch zusätzlich minimiert werden.
Haux erläuterte, dass flexible Verpackungen aufgrund ihres geringen Gewichts und ihrer Materialeffizienz zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele beitragen. „Oberstes Augenmerk bei der Entwicklung unserer Verpackungslösungen hat deren Kreislauffähigkeit – jedoch immer bei minimalem Umwelteintrag,“ betonte sie. Diese Aussage unterstrich sie mit Daten von Flexible Packaging Europe, die zeigen, dass flexible Verpackungen nur ein Fünftel des Gewichts alternativer Verpackungskonzepte beanspruchen.
Design for Recycling (D4R) von Beutelverpackungen
Ein praktisches Beispiel für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele von Südpack war der Use Case „Design for Recycling“ (D4R) von Beutelver-packungen für ganze Bohnen. Haux zeigte auf, wie durch den Einsatz von recyclingfähigen Einstofflösungen und Rezyklaten der CO2-Fußabdruck signifikant reduziert werden kann. „Neben dem Infeed liegt auch im End-of-Life der Verpackung Potenzial zur Reduzierung der Umweltauswirkungen,“ erklärte sie.
Haux präsentierte eine Screening-LCA (Life Cycle Assessment) für Standard PET/ALU/PE-Verbundverpackungen und stellte diese einer recyclingfähigen Monolösung aus PurePP gegenüber. Die Ergebnisse zeigten deutlich die Vorteile von Einstofflösungen in Bezug auf CO2-Reduktion und Recyclingfähigkeit. „Durch den Einsatz von Rezyklat kann der CO2-Fußabdruck weiter optimiert werden,“ betonte Haux.
Ein weiterer Vorteil der PurePP-Verpackung ist ihre hohe Materialeffizienz und die Barriere-Eigenschaften gegen Wasserdampf. „PurePP bie-tet eine perfekte Verarbeitbarkeit aufgrund hoher thermischer Resistenz und verbessert die Ökobilanz durch Substitution von Aluminium,“ erklärte Haux. Sie hob hervor, dass die Recyclingfähigkeit von PurePP-Verpackungen über 90 % liege, was einen bedeutenden Schritt zur Kreislauffähigkeit darstellt.
Ganzheitliche Ökobilanzierung
Haux betonte, dass für die Entwicklung nachhaltiger Verpackungslösungen eine ganzheitliche Ökobilanzierung (LCA) unerlässlich ist und erläuterte die verschiedenen Stufen der LCA, von der Screening-LCA bis zur ISO-zertifizierten LCA. „Nur durch eine umfassende Ökobilanzierung kann ein faktenbasierter Vergleich von Verpackungslösungen erfolgen,“ erklärte sie.
Was ist eine Lebenszyklusanalyse (LCA)?
Eine Lebenszyklusanalyse (LCA), auch bekannt als Ökobilanz, ist eine methodische Bewertung der Umweltauswirkungen eines Produkts, Prozesses oder einer Dienstleistung über dessen gesamten Lebenszyklus hinweg. Diese Analyse umfasst alle Phasen von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung oder Wiederverwertung. Ziel der LCA ist es, die Umweltauswirkungen in jeder Phase des Lebenszyklus zu quantifizieren und zu minimieren.
Und so entsteht eine LCA:
- Ziel- und Untersuchungsrahmen:
Definition des Ziels und Umfangs: Festlegung, was analysiert wird, welche Grenzen gezogen werden und welche Annahmen getroffen werden.
Funktionelle Einheit: Festlegung einer Bezugsgröße, um verschiedene Systeme vergleichen zu können (1 kg Produkt, 1h Betrieb einer Maschine…). - Sachbilanz (Inventory Analysis):
Daten Sammlung: Erfassen von Daten zu den Inputs (Materialien, Energie, Wasser) und Outputs (Emissionen, Abfälle) in jeder Phase des Lebenszyklus.
Prozessmodellierung: Darstellung der Prozesse, die mit der Herstellung, Nutzung und Entsorgung des Produkts verbunden sind. - Wirkungsabschätzung (Impact Assessment):
Kategorisierung: Zuordnung der gesammelten Daten zu verschiedenen Wirkungskategorien wie Treibhausgasemissionen, Versauerung, Eutrophierung, Ozonabbau, etc.
Quantifizierung: Berechnung der Beiträge jedes Inputs und Outputs zu den verschiedenen Umweltauswirkungen. - Auswertung (Interpretation):
Ergebnisse analysieren: Bewertung der Daten, Identifizierung der Hauptursachen für Umweltauswirkungen und Ermittlung von Verbesserungsmöglichkeiten.
Empfehlungen aussprechen: Vorschläge zur Reduktion der Umweltauswirkungen und Verbesserung der Umweltleistung des Produkts oder Prozesses.
Eine ISO-zertifizierte LCA sei dabei „der Goldstandard“ in der Ökobilanzierung und ermögliche eine präzise Modellierung des spezifischen Lebenszyklus einer Verpackung. „Die Durchführung einer LCA ist aufwendig, aber notwendig, um die Umweltauswirkungen unserer Produkte transparent und nachvollziehbar zu kommunizieren,“ so Haux abschließend.
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