Ein Karton Haferflocken in einer Verpackungsfabrik.

Wellpappe: Lebensmittel werden häufig in dieser Verpackungsform angeboten. (Bild: VDW)

Der VDW unterstütze zwar ausdrücklich die übergeordneten Ziele des EU-Vorhabens, stört sich jedoch an den quotierten Vorgaben. Diese sehen vor, dass ab 2030 bei Transportverpackungen für Haushaltsgroßgeräte 90 % und ab 2040 bei E-Commerce-Verpackungen 50 % über Mehrwegsysteme erfolgen muss. „Wellpappenverpackungen sind Kreislaufverpackungen. Unsere Industrie ist mit einem durchschnittlichen Recyclinganteil von über 80 % in unseren Produkten sogar maßgeblich auf einen erfolgreich funktionierenden Wertstoffkreislauf angewiesen“, erklärte der VDW-Vorsitzende Dr. Steffen P. Würth, der in „blinden Quotenvorgaben nicht die Lösung“ sieht.

Ein grauhaariger Mann mit Bart im Anzug.
Dr. Steffen P. Würth, Vorsitzender des Verbands der Wellpappenindustrie (Bild: VDW)

Weitere geplante EU-Regulierungen zu Verpackungen

Zusätzlich zu Mehrweg-Quotierungen plant die EU-Kommission ein generelles Verbot für Obst- und Gemüseverpackungen bis 1,5 kg. Ein solches Verbot würde die Wellpappen-Branche, für die der Lebensmittelsektor einen bedeutenden Absatzmarkt darstellt, direkt betreffen, wie sich im Kommentar des Verbandsvorsitzenden zeigt: „Hier werden kreislauffähige Wellpappenverpackungen völlig undifferenziert mit Einwegplastik auf fossiler Rohstoffbasis über einen Kamm geschoren. Wellpappe hebt sich davon jedoch durch entscheidende Vorteile ab, nämlich durch eine pflanzliche Rohstoffbasis, einen durchschnittlichen Recyclinganteil von über 80 % und mehr als 20 Recyclingzyklen. Der gesamte Bereich Papier, Pappe und Karton kann eine Rücklaufquote von rund 80 % vorweisen“. Würth sieht daher „den dringenden Bedarf, Wellpappe von dieser geplanten Regelung auszunehmen“.

Wellpappenindustrie leidet unter Kostenrekorden

„2022 war geprägt von Marktverwerfungen infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine, der Energiekrise und einem sich zunehmend verschlechternden Konsumklima. Entsprechend hart wurde die Wellpappenindustrie von der Entwicklung getroffen, denn über zwei Drittel aller in Deutschland transportierten Waren werden in Wellpappe verpackt“, kommentiert Würth.

Beim mengenmäßigen Absatz verzeichneten die im VDW organisierten Unternehmen 2022 mit 8,029 Mio. m2 gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 635 Mio. m2. Dies entspricht einem Minus von 7,3 %. „Zu berücksichtigen ist bei diesem Vergleich sicherlich, dass wir 2021 beim mengenmäßigen Absatz ein umso kräftigeres Plus erzielt hatten. Dennoch bedeutet es, dass im Jahr 2022 vorhandene Kapazitäten in unserer leistungsstarken Branche ungenutzt blieben“, ergänzt Würth.


Gleichzeitig wurde die Wellpappenindustrie 2022 mit neuen Rekordwerten bei den Papierpreisen konfrontiert. Nachdem die Kosten für den wichtigsten Rohstoff der Branche schon 2021 dramatisch in die Höhe geklettert waren, verteuerte sich Wellpappenrohpapier von Januar bis Juni 2022 um weitere 11,2 %. Was folgte, war eine hoch angesiedelte Plateauphase, die bis in den Oktober anhielt. Erst danach begann das Preisniveau zu sinken – lag aber im Dezember 2022 immer noch 40,8 % über dem letzten Tiefpunkt im September 2020.


„Damit blieb der Kostendruck beim Wellpappenrohpapier in der Gesamtbetrachtung 2022 weiter auf einem Level, das man nur als massive Belastung für unsere Industrie werten kann“, betont der VDW-Vorsitzende. Hinzu kamen die preislichen Auswirkungen der Energiekrise. Der Erzeugerpreisindex des Statistischen Bundesamtes für Gas bei Abgabe an die Industrie kletterte allein von März bis September um 104 % in die Höhe und verschärfte damit die Lage der Wellpappenindustrie.

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