Die drei Mycrobez-Gründer Mosas Pilscheur, Moritz Schiller und Jonas Staub.

2019 gründeten Mosas Pilscheur, Moritz Schiller und Jonas Staub (v. l. n. r.) Mycrobez. (Bild: Joël Hunn und Guillaume Musset)

Laut Migros verfügt der pilzbasierte Schaumstoff über ähnliche Eigenschaften wie Styropor: leicht, dämmend, widerstandsfähig. Darüber hinaus kann er zu Dünger weiterverarbeitet werden. Er ist industrieübergreifend einsetzbar, soll jedoch vordergründig in der Verpackungsbranche Plastik ersetzen.

„Unsere Vision ist es, die Verpackungsindustrie zu verändern, weg von schädlichen Einwegmaterialien, die unsere Natur belasten, zu Bestandteilen, die im Kreislauf bleiben“, so Moritz Schiller, neben Mosas Pilscheur und Jonas Staub einer der drei Mycrobez-Gründer.

Myzelkomposit auf Bioabfällen

2019 bestellten die drei Gründer im Internet essbare Pilze zum Selbstzüchten, extrahierten das Myzel und versetzten damit Bioabfälle wie Bohnenstängel. Das Myzel fraß sich durch den Nährboden und wuchs zu Myzelkomposit heran. Durch experimentelle Anpassung hinsichtlich Feuchtigkeit, Temperatur, Sauerstoff und CO2 entstand nach einigen Wochen eine schaumstoffartige Substanz.

In Substrat eingefügtes Myzel.
In Substrat eingefügtes Myzel. (Bild: Joël Hunn und Guillaume Musset)

Verdauungsenzyme gegen Rohstoffabhängigkeit

Biobasiertes Material ist immer vom Ursprungsprodukt abhängig – ob Maisschaumstoff, Algenfolie oder das pilzbasierte Produkt von Mycrobez, das seinen Rohstoff derzeit von Unternehmen der Lebensmittel- und Agrarindustrie aus dem Raum Basel bezieht. „In der Produktion von Rohstoffen abhängig zu sein heißt, dass man Angebots- und Preisschwankungen ausgeliefert ist“, erklärt Schiller.

Daher hat Mycrobez einen Pilz gezüchtet, dessen Verdauungsenzyme sich flexibel an den jeweiligen Bioabfall anpassen. Dadurch können Abfälle aus der Lebensmittel- und Holzstiftproduktion ebenso verwendet werden wie Dreschreste und Sägespäne.

Bioschaumstoff-Verpackungen von Mycrobez.
Bioschaumstoff-Verpackungen von Mycrobez. (Bild: Joël Hunn und Guillaume Musset)

Forschung zu industrieller Anwendbarkeit

Um eine industrierelevante Alternative zu synthetischen Materialien wie Styropor zu bieten, muss der Herstellungsprozess der pilzbasierten Schaumstoffe vollautomatisiert ablaufen. Daran forscht das auf mittlerweile 17 Mitarbeiter angewachsene Unternehmen zurzeit in eigenen Labors und Werkstätten.

Aktuell wird Mycrobez von privaten Investoren und Sponsoren wie dem Migros-Pionierfonds finanziert. Ziel des Start-ups ist nicht, ein produzierendes Unternehmen zu werden. Schiller, Pilscheur und Staub wollen das Herstellungsverfahren – angepasst an die jeweilige Anwendung und nationale Vorgaben – als Lizenzen verkaufen.

 

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