Joghurtbecher mit geöffnetem Deckel, Wasserzeichen im Hintergrund.

Mit dem bloßen Auge sind digitale Wasserzeichen nicht zu erkennen. (Bild: Open AI/Dalle 3)

Die Initiative Holygrail 2.0 von AIM – European Brands Association und Alliance to End Plastic Waste (AEPW) wollte die technische und wirtschaftliche Machbarkeit digitaler Wasserzeichen für die präzise Sortierung von Plastikverpackungen im industriellen Maßstab belegen. Im Zentrum der jüngsten Testreihe stand die Materialverwertungsanlage (MRF) von Hündgen Entsorgung in Swisttal. Hier werden jährlich rund 100.000 t Abfall aus drei Mio. Haushalten verarbeitet – ideale Bedingungen, um die Praxistauglichkeit der Technologie zu erproben. Die Anlage wurde mit Erkennungsmodulen ausgestattet, die gemeinsam von Digimarc, einem Anbieter digitaler Wasserzeichentechnologie, und dem Maschinenhersteller Pellenc ST entwickelt worden waren. Diese Module kombinieren Nahinfrarot- (NIR) und digitale Wasserzeichentechnologie (DW), um die Sortiergenauigkeit signifikant zu erhöhen.

Die Versuche liefen über einen Zeitraum von 100 Tagen, vom 19. August bis zum 19. Dezember 2024, und konzentrierten sich auf starre Haushaltsverpackungen, die in Deutschland und Dänemark gesammelt wurden. Die Resultate sind laut Holygrail beeindruckend: Im Schnitt wurden täglich fast 56.000 Verpackungen mit digitalen Wasserzeichen erkannt, insgesamt 5,66 Mio. Erkennungen von 5.949 unterschiedlichen Stock Keeping Units (SKU). Die Erkennungseffizienz lag zwischen 87,9 und 93,8 %, wobei die strenge, cloud-basierte Analyse durchweg Werte über 90 % auswies.

Die Tests umfassten vier Verpackungstypen: PET-Non-Food-Flaschen, starres Polypropylen (PP), starres Polyethylen (PE, einschließlich Tuben) sowie PET-Schalen. Namhafte Unternehmen wie Aldi, Arla Foods, Netto, Orkla und P & G hatten ihre Verpackungen im Vorfeld mit digitalen Wasserzeichen versehen und für die Sammlung in ausgewählten Regionen bereitgestellt. Ergänzend wurden Trinkbecher von Coca-Cola und McDonald‘s sowie Tabakdosen von Imperial Brands in die Testströme integriert. Die Ergebnisse bestätigen, dass digitale Wasserzeichen eine hochpräzise Sortierung ermöglichen – selbst bei industriellen Bedingungen mit Materialüberlagerungen und verschmutzten Oberflächen. Die Technologie zeigte sich leistungsfähig, sodass Experten davon ausgehen, dass die in Recyclinganlagen übliche Sortierung in zwei Durchgängen Effizienz und Reinheit der Ergebnisse weiter steigern wird.

Mit dem erfolgreichen Abschluss dieser Testphase ist bewiesen, dass digitale Wasserzeichen die Grenzen der bisherigen Nahinfrarot-Spektroskopie-Technologie überwinden und neue, hochwertige Recyclingströme ermöglichen können. Die Initiative markiert damit einen entscheidenden Schritt in Richtung einer echten Kreislaufwirtschaft für Verpackungen und unterstützt die Einhaltung künftiger regulatorischer Anforderungen, wie sie etwa durch die EU-Verpackungsverordnung (PPWR) ab 2030 gefordert werden. Der Fokus der Holygrail-Initiative verlagert sich nun auf Programme zur Markteinführung und Skalierung der Technologie. Erste Marktpräsentationen laufen bereits in Belgien und Deutschland.

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