Bonet

Wer Interesse an Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und Technik hat, sollte Verpackungstechnik studieren, sagt Waldemar Bonet. (Bild: Bonet)

Es war ein längerer Weg mit etlichen Abzweigungen, der mich letztlich zum Studium der Verpackungstechnik und zu meinem aktuellen Job brachte. Aber der Reihe nach. Ich hatte mich nach der Realschule entschlossen, eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Sparkasse Nürnberg zu machen. Schließlich haben mich Wirtschaftsthemen schon immer interessiert. Dennoch entstand nach einigen Jahren der Wunsch, in die Privatwirtschaft zu wechseln und neue Branchen zu entdecken. Dass es die Verpackungsbranche wurde, war Zufall. Der Vater eines Freundes hat eine Vertriebsfirma für Kunststofffolien, die für die Transportsicherung eingesetzt werden und suchte jemanden, der ein neues Geschäftsfeld entwickelt.

In meiner neuen Tätigkeit hatte ich die Aufgabe mit Hilfe ausländischer Produktionspartner den Geschäftsbereich der Konsumgüterverpackungen aufzubauen. Hierzu zählen vor allem Lebensmittelverpackungen im LEH. Es war zu Beginn der klassische Vertrieb: mit Kaltakquise, Messebesuchen, Online-Marketing etc. Ich musste mich schnell einarbeiten, um der Sache halbwegs gerecht zu werden, also fit werden in den Themenfeldern Technik, Logistik, Nachhaltigkeit, und Betriebswirtschaft. Denn spätestens beim dritten Kundengespräch ging es um technische Fragen, sei es die Maschinenanforderungen oder bestimmte Qualitätsanforderungen an das zu verpackende Produkt. Parallel dazu habe ich meinen kaufmännischen Betriebswirt gemacht, um weitere Themen im Unternehmen unterstützen zu können. In der Zeit wurden mit seitens der Geschäftsleitung viel Vertrauen und Eigenverantwortung übergeben, für das ich sehr dankbar bin.

Nach fünf Jahren, meine Abteilung samt neuem Prüflabor waren aufgebaut und funktionierten gut, stand ich vor einer grundsätzlichen Entscheidung: Entweder ich bleibe Vertriebler und komme dann mit meinem Wissen aus oder ich setze mich intensiv mit der Materie auseinander und werde Experte, um in der Branche besser zu bestehen und sie mit den zukünftigen Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft weiterentwickeln und zu können. Ich schrieb mich für das Studium Verpackungstechnik und Nachhaltigkeit an der Hochschule München ein. München wurde es wegen des Fokus auf der technischen Ebene und weil ich nicht so weit weg von meiner Heimat sein wollte.

Es war die richtige Entscheidung. Ich habe all das gelernt, was mir wichtig war: Die technischen Basics eines Ingenieursstudiums, die Materialeigenschaften von Papier, Glas, Metalle und Kunststoffe. Aber auch Verarbeitungs- und Veredelungsverfahren, welche sehr praxisnah angelegt und gelehrt wurden. Besonders interessant waren die Themenfelder der Nachhaltigkeit wie die Ökobilanzierung von Verpackungen und der Einsatz von Biokunststoffen. Das Arbeiten im Labor hat einem das methodische und analytische Denken und Arbeiten vermittelt. Mein Auslandssemester absolvierte ich in Finnland mit der Fachrichtung Umweltingenieurswesen. Damals kam ich mit den Bereichen wie Abfallwirtschaft, Ökobilanzierung, Wasserwirtschaft und Kreislaufwirtschaft in Berührung.

 

Das Studium war sehr praxisorientiert und hat mich auf ein höheres Level der Arbeitsweise gebracht. Hatte ich früher meist nur eine Meinung, einen Blickwinkel auf ein Thema, so habe ich gelernt, dass es in der Regel komplexer ist und viel mehr dahintersteckt. Fertig geworden bin ich mit dem Studium im März dieses Jahres. Während des Studiums habe ich in einem Beratungsunternehmen zur „nachhaltigen Verpackungstechnik“ gearbeitet und zum Ende auch eigene Projekte und Kunden betreut. Beispielsweise die Umstellung auf recycelbare Verpackungen oder den Einsatz von Rezyklat. Es war eine super Ergänzung zum Studium und ich wurde in der Zeit von den Kollegen sehr gut gefördert.

Da ich in der Werkstudententätigkeit lediglich remote arbeiten konnte, entschloss ich mich nach dem Studium für eine Arbeitsstelle in Präsenz. Ich nahm daher eine Stelle in München im Bereich Verpackungsmanagement /Supply-Chain an. Richtig glücklich war ich damit nicht, weil ich nur einen kleinen Teil meines Wissens einbringen konnte. Daher habe mich weiter umgesehen und bin auf den Abfallwirtschaftsbetrieb München gekommen. Gesucht wurde ein Ingenieur für die abfallwirtschaftlich strategische Planung. Ziel ist es die Stoffströme in Richtung Kreislaufwirtschaft zu optimieren und neue Geschäftsfelder aufzubauen.

Weshalb jetzt Abfallwirtschaft? Ich habe in der Herstellung gearbeitet, kenne die Verarbeitung und die Logistik. Hier kann ich mit allen Fachleuten auf Augenhöhe kommunizieren und habe ein Überblick über die Tätigkeiten und Herausforderungen. Das Wissen um die Materialien hilft mir dabei. Und: Ich wollte mich im Sinne einer Kreislaufwirtschaft dort einbringen, wo der vielleicht größte Hebel ist. Betrachtet mit den gesamten Produktlebenszyklus, so befindet sich die Abfallwirtschaft vor allem im Bereich „Nutzungsende“. Hier liegt die größte Herausforderung aber auch Chance, weg von einer linearen- hin zu einer Kreislaufwirtschaft. Davon abgesehen will ich einen Job, in dem ich etwas für die Umwelt und die Bürger der Stadt tun kann, in der ich lebe.

Rückblickend kann ich jedem zum Studium der Verpackungstechnik raten, der ein Interesse an Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und Technik hat. Die Branche befindet sich in einem spannenden Transformationsprozess, der Engagement und Mut von allen Beteiligten verlangt. Es ist ein Thema, das uns täglich beschäftigt und dessen Produkte greifbar sind. Insofern wäre es super, wenn sich mehr junge Menschen dafür entscheiden. Mein Rat an die Hochschulen ist: Sie müssen noch deutlicher machen, in welchen Bereichen und Funktionen Verpackungstechniker nach dem Studium arbeiten können. Möglichst konkret.

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