Best-Practice-Beispiel eines geschlossenen Recycling-Kreislaufs für PET-basierte Mehrschichtverpackungen.

Best-Practice-Beispiel eines geschlossenen Recycling-Kreislaufs für PET-basierte Mehrschichtverpackungen. (Bild: BASF)

Laut dem „European Green Deal“ müssen alle Verpackungen bis 2030 wiederverwendbar oder recycelbar sein: Diese Vorschrift gilt bei Mehrschichtverpackungen als besonders große Herausforderung, da deren einzelne Schichten zunächst getrennt werden müssen, bevor sie den entsprechenden Recyclingströmen zugeführt werden können. Diese Auffassung könnte sich jedoch bald ändern. Sulayr, ein in Europa tätiges Recyclingunternehmen, hat ein Verfahren für das Recycling von Mehrschichtverpackungen auf den Markt gebracht, das der Anforderung eines „Closed-loop“ gerecht und mit dem eine Wiederverwendung von PET praktisch ohne Abfall möglich wird.

Eine Kreislaufwirtschaft für PET-haltige Verpackungsmaterialien existiert somit bereits. Dieser Prozess kann aber noch weiter optimiert und damit praktischer sowie effizienter werden, wenn die gesamte Wertschöpfungskette das gemeinsame Ziel verfolgt, die Trennung der einzelnen Schichten noch weiter zu vereinfachen.

Kooperation entlang der Wertschöpfungskette will den Kreislauf schließen

BASF als Spezialist für Industrieklebstoffe, der Verpackungsmaschinen-Hersteller Bobst und der Folienexperte Evertis unterstützen Sulayr bei diesem Vorhaben. Die Unternehmen haben sich zu einer strategischen Partnerschaft zusammengeschlossen, bei der sie ihr Know-how aus der gesamten Verpackungs-Wertschöpfungskette bündeln. Ihr gemeinsamer Beitrag könnte ausschlaggebend für den Erfolg dieses beeindruckenden Recyclingverfahrens und vor allem für dessen potenzielle Nutzung in einem größeren Maßstab sein.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

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Herzstück des Verfahrens ist eine von Evertis hergestellte Mehrschichtfolie, die aus einer PET- und PE-Schicht besteht, welche auf einer Beschichtungsanlage von Bobst mit einem wasserbasierten Epotal-Klebstoff der BASF laminiert wird. Mehrschichtfolien kommen für verschiedene Verpackungsmaterialien zum Einsatz. Nach Gebrauch kommt der Abfall in Sortieranlagen. Sulayr nutzt den sogenannten Abfall als Rohstoff und stellt somit einen „Closed-loop“ sicher. Das Unternehmen trennt die verschiedenen Schichten und führt das PET einer erneuten Nutzung zu. Dabei wird das recycelte PET an Evertis und andere Folienhersteller geliefert, die den Kreislauf erneut in Gang setzen.

Dieses Verfahren gilt als wesentlicher Schritt hin zu einem universellen PET-Recycling und ist somit zur Erfüllung des „European Green Deals“ für die Verpackungsindustrie wegweisend. Das Verfahren kann für Abfälle von Verbrauchern (post-consumer) und Industrie (post-industrial) eingesetzt werden und besitzt somit ein enormes Potenzial, um das gesamte Gebrauchsmuster von PET-basierter Verpackungen zu revolutionieren.

Effizientes Debonding der Folien entscheidend

Schon seit 2009 ist Sulayr in der Lage, verschiedene Arten von Mehrschichtverpackungen zu trennen, aber die Geschwindigkeit und Kosteneffizienz des Verfahrens hängt vom Debonding (Trennung) der Folien ab. Miguel Ángel Arena, CEO von Sulayr, erklärt: „Dank unserer Technologien sind wir in der Lage, die meisten PET-haltigen Mehrschichtverpackungen zu trennen und das recycelte PET der Industrie wieder als Rohstoff zur Verfügung zu stellen. Wir stellen jedoch Unterschiede bei den Schalen fest, die nach ihrer Verwendung in unser Unternehmen geliefert werden. Die wasserbasierten Epotal-Klebstoffe der BASF zum Beispiel ermöglichen eine einfache und schnelle Trennung sowie eine hohe Qualität der Rezyklate. Bei lösemittelbasierten Klebstoffen beispielsweise ist dies nicht der Fall. Wir sind sicher, dass ein verbessertes Verfahren zu einer besseren Recyclingfähigkeit PET-basierter Mehrschichtverpackungen beitragen kann. Dies gäbe der Verpackungsindustrie neue Möglichkeiten an die Hand, um ihre bestehenden Herausforderungen in Sachen Nachhaltigkeit zu meistern.“

Nachhaltige Verpackungen: der große Überblick

Grafik von Lebensmitteln im Supermarktregal
(Bild: sabelskaya - stock.adobe.com)

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Eine Möglichkeit zur Optimierung des Recyclingverfahrens besteht darin, alle PET/PE-Schalen unter spezifischen Bedingungen herzustellen, die eine einfache Trennung ermöglichen. Genau auf diesem Gebiet arbeiten die Partner zusammen: Bevor ein neues Laminat auf den Markt kommt, soll es beispielsweise von Evertis in Bezug auf seine Recycelfähigkeit im Rahmen des Verfahrens von Sulayr qualifiziert. So wird sichergestellt, dass die einzelnen Schichten leicht zu trennen sind.

Kreislaufwirtschaft für PET-basierte Verpackungen wirtschaftlich machen

Die vier Partner betonen, dass eine enge Zusammenarbeit, wie auch Spitzentechnologien der Schlüssel zum Erfolg des Verfahrens sind. Thomas Peter Schiele, Vice President Adhesives, Fiber bonding and Paper Coating Chemicals bei BASF, kommentiert: „Diese Zusammenarbeit kann für die Zukunft flexibler Verpackungen wegweisend sein. Sie verdeutlicht, dass die Kreislaufwirtschaft für PET-basierte Verpackungen wirtschaftlich möglich ist, wenn wir alle an einem Strang ziehen. Beim Recycling und Debonding von Mehrschichtverpackungen sehen wir bei unseren wasserbasierten Klebstoffen gute Resultate. Sie können eine entscheidende Rolle bei diesem Verfahren spielen und wir sind zuversichtlich, dass wir das Verfahren noch weiter optimieren können. Bei BASF arbeiten wir an speziellen Klebstoffen, die unter bestimmten Bedingungen eine noch leichtere Trennung ermöglichen. Je mehr wir uns anstrengen, die Machbarkeit dieses Verfahrens zu demonstrieren, umso schneller kann es zum Standard für sämtliche Laminierklebstoffe werden. Damit würden wir einen entscheidenden Schritt weiter in Richtung Recycling von Mehrschichtverpackungen gehen.“

Rui Silva, Chief Product and Innovation Officer von Evertis, erklärt: „Diese Zusammenarbeit ist ein Best-Practice-Beispiel für die Verpackungsbranche und von großer Wichtigkeit für die Zukunft von Mehrschicht-Verpackungsmaterialien. Die Anforderungen des „European Green Deals“ zwingen uns alle miteinander, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Nachhaltigkeit unserer Produkte zu erhöhen und systemische Veränderungen vorzunehmen, um unsere Branche zukunftssicher zu machen. Ich bin stolz auf den Beitrag, den das Projekt in Bezug auf dieses Ziel leistet.“

Sulayr und seine Kooperationspartner hoffen zudem, dass sich die Wahrnehmung innerhalb der Branche auf breiter Basis verändern wird. Mehrschichtverpackungen auf PET-Basis sind für viele industrielle Anwendungen erforderlich, galten jedoch bislang nicht als nachhaltige Lösung. Dieses Best-Practice-Verfahren könnte den gesamten Diskurs zwischen Stakeholdern der Wertschöpfungskette und Verpackungsverbänden wie Petcore und Ceflex über PET, Abfall und Nachhaltigkeit entscheidend verändern.

„Wir möchten als Branche geeint in Richtung einer nachhaltigen Zukunft bei allen Arten von flexiblen Verpackungen gehen. Als Hersteller von Druck- und Verarbeitungsmaschinen haben wir die Pflicht, unseren Beitrag auf dem Weg zu zukunftsfähigen, recycelbaren Lösungen zu leisten“, erklärt Sara Alexander, Marketing and Communication Manager Flexible Packaging bei Bobst. „Dafür entwickeln wir unsere Anlagenplattform in Bezug auf die bestgeeignete Beschichtungstechnologie, Prozessagilität und -geschwindigkeit mit wasserbasierten Klebstoffen weiter. Dank der Arbeit aller Partner haben wir jetzt die Möglichkeit, die Zukunft für PET-basierte Mehrschichtlaminate sicherzustellen.”

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