Olivier Cotillard, Experte für Verpackungskreislaufwirtschaft bei der Renault-Gruppe, bei seinem Vortrag auf der ALSC Europe 2025.

Olivier Cotillard, Experte für Verpackungskreislaufwirtschaft bei der Renault-Gruppe, bei seinem Vortrag auf der ALSC Europe 2025. (Bild: ALSC Europe 2025)

Als Teil seiner nachhaltigen Beschaffungspolitik hat sich Renault zu einer globalen Rahmenvereinbarung über soziale und ökologische Verantwortung verpflichtet, die auch den Bereich Verpackung und Kreislaufwirtschaft abdeckt. Wie das genau funktioniert, erklärte Olivier Cotillard, Experte für Verpackungskreislaufwirtschaft bei der Renault-Gruppe, auf der Automotive Logistics & Supply Chain Europe, die in diesem Jahr vom 18. bis 20. März in Bonn stattfand.

Der Automobilhersteller hat sich zum Ziel gesetzt, die Kohlendioxidemissionen seiner Lieferkette bis 2030 im Vergleich zu 2019 um 30 % zu senken. Dies soll unter anderem durch die Verringerung der Logistikkilometer erreicht werden, indem die Befüllungsrate von Lastwagen und Verpackungen mithilfe digitaler Tools optimiert wird und die Zulieferer durch die Verbesserung industrieller Prozesse näher an die Werke herangeführt werden.

Cotillard erläuterte, dass Verpackungen einen hohen Wert darstellen, der durch Kreislaufwirtschaft erhalten werden kann, und betonte, dass Wiederverwendung, Reparatur und Nachrüstung Vorrang vor dem Recycling haben sollten: „Bei der Kreislaufwirtschaft geht es nicht nur um Recycling. Recycling verbraucht viel Energie und kann nicht unendlich fortgesetzt werden, vor allem nicht bei Kunststoffen oder Pappe“, so Cotillard. „Bei der Kreislaufwirtschaft geht es darum, den Wert eines Produkts zu erhalten.“

Der Kreislaufansatz von Renault bei Verpackungen in Zahlen

  • Renault hat rund 5 Mio. Standard-Mehrwegverpackungen in Europa, der Türkei und Marokko, verteilt auf 20 Werke und 1.000 Lieferanten.
  • Mehr als 95 % der Kubikmeter an Mehrwegteilen, die weltweit an die Renault-Werke geliefert werden, sind in Mehrwegverpackungen verpackt.
  • Weltweit werden rund 90 % der in den Renault-Werken anfallenden Verpackungsabfälle recycelt.
  • Ohne Mehrwegverpackungen wäre die Menge der in den Renault-Werken anfallenden Verpackungsabfälle 10- bis 20-mal höher.

Der Verpackungsprozess und Rückführungsströme bei Renault

Renault setzt sowohl auf Standard- als auch Spezialverpackungen für die Anlieferung von Teilen an das Werk. Sowohl für kleine als auch für große Teile verwendet der Erstausrüster in der Regel faltbare Mehrwegkisten aus Kunststoff auf Kunststoffpaletten. Wenn die verfügbare Standardverpackung nicht geeignet ist, entwickelt der Automobilhersteller spezielle Kisten, und für Langstrecken- und Überseetransporte werden Karton- und Holzpaletten verwendet.

Zubehör wie Textiltaschen und Trennwände können im Inneren der Kisten angebracht werden, wenn ein Schutz vor Stößen, Staub, Feuchtigkeit, Korrosion und elektrostatischer Entladung (ESD) erforderlich ist, die Schäden an elektronischen Bauteilen verursachen können. Bei der Rückgabe von leeren Renault-Verpackungen wird danach unterschieden, ob es sich um eine Verpackung für bestimmte Teile oder um eine Standardverpackung handelt.

„Bei Verpackungen, die für ein bestimmtes Teil bestimmt sind, können wir die leeren Verpackungen nur an diesen Lieferanten zurückschicken“, erklärt Cotillard. „Bei Standardverpackungen versuchen wir, sie an den nächstgelegenen Lieferanten zu schicken, der sie benötigt, und nicht zurück an den ursprünglichen Lieferanten.

Dadurch wird nicht nur der Rückweg der Verpackungen erheblich verkürzt und damit der CO2-Ausstoß um bis zu 18.000 t pro Jahr gesenkt, sondern auch die Verweildauer der Verpackungen in den Lastwagen verringert, was bedeutet, dass im Gesamtpool weniger Verpackungen benötigt werden.

Während die Eingangsströme zu den Montagewerken durch Mehrwegtransportverpackungen in hohem Maße optimiert werden können, stellen Ersatzteile für den Aftermarket eine größere Herausforderung dar, da diese in hohem Maße auf Einwegverpackungen angewiesen sind. Die Verpackungsverordnung PPWR und die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) könnten sich jedoch stärker auf das Aftermarket-Segment auswirken, da der Druck zur Einhaltung der Vorschriften eine Umstellung auf mehr Kreislauflösungen erzwingen könnte. Die Maßnahmen der PPWR, die im Februar dieses Jahres in Kraft traten, werden ab dem 12. August 2026 gelten.

Verpackung als Grundlage der Infrastruktur

Renault-Pool aus Standard-Metallverpackungen, vor dem Transport gefaltet.
Renault-Pool aus Standard-Metallverpackungen, vor dem Transport gefaltet. (Bild: Renault)

Laut Cotillard sollte die Verpackung als Kernstück der Lieferketteninfrastruktur betrachtet werden und nicht als nachträgliches Element. „Die Verpackung ist der wichtigste Hebel für die Transportleistung“, argumentierte er.

Die Verpackungsdichte kann die Anzahl der Verpackungen und die Anzahl der Lastwagen reduzieren, und die Standardisierung und Modularität von Verpackungen ermöglicht eine bessere Transportoptimierung, eine effizientere Bündelung und eine längere Nutzung der Anlagen. Es gelte jedoch, ein Gleichgewicht zu finden, da eine zu starke Individualisierung oder Leichtbauweise diese Effizienz beeinträchtigen kann. „Faltbarkeit ist der Schlüssel“, so Cotillard.

„Die Standardisierung von Verpackungen ist sehr wichtig, um die Wiederverwendung oder Nachrüstung zu fördern“, erklärte er weiter. „Wenn Sie mehr Möglichkeiten für ein zweites Leben von Verpackungen haben wollen, sollten Sie so weit wie möglich Standardmaße verwenden.“

Obwohl es gewünscht sei, Einwegplastik zu reduzieren, gibt es laut Cotillard manchmal keine wirtschaftlich tragfähige Alternativlösung. In diesem Fall könne die Gewichtsreduzierung helfen: „Wenn man Plastik wirklich braucht, kann man versuchen, die Dicke und die Menge des Materials zu reduzieren.

Wie Renault Verpackungen repariert und umrüstet

Anstatt Verpackungen zu entsorgen, wenn sie beschädigt oder nicht mehr brauchbar sind, hat Renault einen strukturierten Reparaturprozess eingeführt und verbietet die Entsorgung von Verpackungen in seinen Werken.

Metallbehälter beispielsweise werden mithilfe von Hydraulikzylindern repariert, um beschädigte Rahmen zu begradigen. Faltbare Behälter und Paletten aus Kunststoff werden durch Kunststoffschweißen repariert, wodurch in Frankreich jährlich 30 t Kunststoff eingespart werden.

Außerdem rüstet Renault ältere Verpackungen um und passt sie an neue Komponenten an, insbesondere Metallverpackungen, um ihre mit hohem Energieaufwand verbundene Verschrottung zu vermeiden. Dies ist in Summe zwar kosteneffizient, aber komplexer und zeitintensiver.

Wie Technologie helfen kann, den Rückfluss von Verpackungen zu verbessern

Cotillard erklärte, dass Renault verschiedene technologische Instrumente und Verfolgungssysteme untersucht, die zur Optimierung des Warenflusses beitragen können, darunter RFID, BLE, LPWAN und GPS. Bisher sei noch keine Einheitslösung mit einer klaren Investitionsrendite für den Einsatz in großem Maßstab gefunden worden, aber die Versuche dauerten noch an.

Die eigentliche Herausforderung bestehe jedoch nicht in der Datenerfassung, sondern in der Ableitung eines verwertbaren Nutzens aus den Daten: „Technologie ist nur ein Hilfsmittel, sie allein wird Ihre Probleme nicht lösen“, kommentierte er. „Der wirkliche Mehrwert liegt darin, wie man mit den Millionen von Daten umgeht, die man sammelt, und welche Art von Prozessen man einrichtet, um auf diese Daten zu reagieren.“

Millionen von Datenpunkten könnten überwältigend sein, wenn die Systeme nicht in der Lage sind, Warnungen zu generieren, Prioritäten zu setzen und die Abläufe zu optimieren. Die Anzeige von „verlorenen“ Containern auf einer Karte reiche nicht aus, um eine kostspielige Bergung zu rechtfertigen, wenn der Wert der Container gering ist, sodass mehr als nur der Standort der Container sichtbar sein muss. Der Schwerpunkt liege darum auf der Frage, wie die Technologie zur Verbesserung von Entscheidungen eingesetzt werden kann, und nicht nur auf der Erfassung von Daten.

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