Das sind die Verpackungskonzepte, die neben dem Transportschutz insbesondere auch den Korrosionsschutz der Bauteile, die um die Welt transportiert werden, übernehmen. Sie sind Baustein komplexer logistischer Lieferketten, in deren Rahmen speziell die Automobilindustrie – aber auch Hersteller der Luftfahrtindustrie, der Verteidigungsindustrie und des exportorientierten Maschinenbaus – ihre wertvollen metallischen Komponenten und Maschinen gegen Korrosion schützen wollen. Hierfür haben viele Unternehmen der Verpackungsindustrie teilweise mehrere Jahrzehnte benötigt, um Lösungen – zumeist mit der VCI-Technologie (VCI = Volatile Corrosion Inhibitor) – zu entwickeln. Dieser Beitrag soll zeigen, welche Voraussetzungen zunächst geschaffen werden müssen, um nachhaltige Verpackungslösungen im Korrosionsschutzbereich zu entwickeln und darauf hinweisen, dass bereits heute echte nachhaltige Korrosionsschutzverpackungen zur Verfügung stehen, die nicht nur performant, sondern auch noch kostengünstig sind.
Nachhaltigkeit mit komplexen Anforderungen
Wer das übergeordnete Ziel Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit Verpackungen herunterbricht, der stößt auf ein komplexes Problem: Es ergibt sich bestenfalls eine Zielhierarchie.
- Vermeidung von Abfällen
- Einsatz regenerativer Substrate/Substanzen
- Ermöglichung von Recycling
- Reduzierung von CO2-Emissionen
Und am besten werden alle Ziele zur gleichen Zeit erreicht. Welche Voraussetzungen müssen also geschaffen werden, um nachhaltige Lösungen zum Korrosionsschutz in der Verpackung zu entwickeln? Sowohl die Ausgangsstoffe als auch die eingesetzte Energie sollten so umweltverträglich wie möglich gestaltet werden. Denn wenn hier schon keine Umweltverträglichkeit besteht, kann es bei der Findung von Verpackungslösungen erst recht kein „Happy (Green) End“ mehr geben.
Interview: Dr. Tom Giessler im Gespräch mit neue verpackung
neue verpackung: Wann beginnt für Sie das viel zitierte Greenwashing, und was muss ein verantwortungsbewusstes Unternehmen beachten, damit es nicht in diesen Verdacht gerät?
Dr. Tom Giessler: In der Tat sehe ich hohe Risiken, dass Greenwashing den Wettbewerb verzerrt. Meiner Erfahrung nach achten daher verantwortungsbewusste Unternehmen auf die einfachen Dinge: Sind die Inhaltsstoffe unbedenklich? Wird weniger Energie oder weniger Material eingesetzt, um die Verpackungslösung zu erzielen? Die Vielfalt an Zertifizierungsmöglichkeiten ist Segen und Fluch zugleich: Während ein Standard für Umweltfreundlichkeit wünschenswert ist, ist aber häufig meine Erfahrung, dass daraufhin der Standard gesenkt wird, damit möglichst viele Player ein Zertifikat erhalten – im Endeffekt führt es häufig zu Greenwashing.
neue verpackung: Durch welche Maßnahmen werden Ihre Produkte klimaneutral?
Giessler: Als vertikal-integrierter Hersteller beziehen wir bereits seit Mitte 2022 an unserem großen Fertigungsstandort ausschließlich klimaneutrale Energie. Darüber hinaus bieten wir Rezyklat-Lösungen (auf Basis von Post Consumer Waste) an, die die Klimaneutralität weiter fördern sollen.
neue verpackung: Sie kommen aus der Markenartikel-Verpackungsbranche für Endverbraucher und haben dort auch für viele Marken speziell im Lebensmittelbereich gearbeitet. Meinen Sie, dass auch B2B-Produkte wie Biocor anerkannte Marken werden können?
Giessler: Ja, in der Tat hatte ich das Vergnügen, mit vielen sehr namhaften Markenartiklern im Bereich Verpackung und Point of Sale zusammenzuarbeiten. Ich persönlich sehe daher für unsere starke Marke Biocor gute Chancen, da es – wie im B2C-Bereich – im B2B-Bereich als „Entscheidungsverkürzer“ wirkt: Wer Biocor kauft, weiß, dass es sich um Verpackungen mit natürlichen Inhaltsstoffen und dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis handelt, eine Marke eben.
neue verpackung: Was sind aus Ihrer Sicht Erfolgsfaktoren für das Einbringen nachhaltiger Verpackungskonzepte?
Giessler: Zwei wesentliche Erfolgsfaktoren sehe ich: Zum einen erscheint mir die Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungskette als sehr wichtig, da hier Qualität gesichert und echte Nachhaltigkeit entwickelt wird. Zum anderen muss die Basistechnologie bereits nachhaltig sein. Hierzu zählen möglichst naturnahe Inhaltsstoffe, ein minimaler Energieeintrag sowie die Vermeidung von Abfall.
neue verpackung: Und wie gut lassen sich nachhaltige Verpackungskonzepte umsetzen?
Giessler: Der Einfluss der großen Kunden auf die Ausgestaltung nachhaltiger Verpackungskonzepte wird aus meiner Sicht unterschätzt. Wenn die Verpackungslösungen beispielsweise zu transaktional (zu viele Ausschreibungen) und somit zu wenig visionär entwickelt werden, dann erfolgen wichtige Lieferanten-Investitionen in die Transformation der Verpackungskonzepte leider nicht. Hier wären längerfristige Commitments seitens unserer Zielbranchen wichtig, sodass wir ein Stück weit Investitionssicherheit gewinnen.
Für nachhaltige Korrosionsschutzverpackung steht mit Biocor ein VCI-Wirkstoff zur Verfügung, der…
- …auf natürlichen Inhaltsstoffen basiert,
- …zu 100 % rezyklierbar ist,
- …den CO2-Ausstoß minimieren kann,
- …vor allem genauso gut in der Korrosionsschutzwirkung wie konventionelle Korrosionsschutzmittel ist, oder sogar besser als diese.
Unter der Marke Biocor hat die Metpro Group einen temporären VCI-Korrosionsschutz auf dem Markt etabliert, der auf herkömmliche VCI-Chemikalien komplett verzichtet: Die 2014 eingeführte Produktreihe wurde gänzlich auf der Basis von Naturextrakten entwickelt und ist deshalb frei von Nitriten, Aminen und Benzotriazol.
Erst kürzlich brachte die Metpro Group Biocor 2.0 auf den Markt: Bei gleicher Zuverlässigkeit wie der Vorgänger umfasst die neue Version ein breiteres Schutzspektrum. Außerdem ist Biocor 2.0 ein VCI, das auch in Kombination mit Rezyklat (Post Consumer Waste) immer noch beste Korrosionsschutzwerte erzielt, den CO2-Abdruck „nachhaltig“ reduziert und nebenbei noch hilft, Plastiksteuer in Europa einzusparen. Zusätzlich steht Biocor auch als natürliche Alternative in Papierform zur Verfügung und stellt somit eine weitere Möglichkeit dar, die Umwelt zu schonen und gleichzeitig Produkte vor Korrosion zu schützen. Darüber hinaus ist der Einsatz emissionsarmer Primärenergie von zentraler Bedeutung: So wird bereits seit 2022 im Hauptwerk der Metpro Group ausschließlich Energie mit „Zero-Emission“ verbraucht. Hierzu wird auch das werkseigene Solar-Kraftwerk für den Energieverbrauch mit herangezogen.
Wie sehen nachhaltige Korrosionsschutzlösungen aus?
Mit der Serie 300 hat die Metpro Group eine Produktserie von VCI-Folien auf den Markt gebracht, die Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Funktionalität verbindet:
- bis zu 50 % Materialeinsparung gegenüber herkömmlichen Folien
- Einsatz von bis zu 75 % Post Consumer Waste
- Verwendung von Biocor 2.0 mit seinen natürlichen Inhaltsstoffen
Ein gutes Anwendungsbeispiel für Fortschritt bei gleicher Funktionalität sind Biocor Gitterbox-Inliner 300 HP SGB für mittlere Belastungsklassen (Loading Class LC II). Im Vergleich zu herkömmlichen Gitterbox-Inlinern kann durch den Einsatz von Seitenfaltenbeuteln der Biocor 300 HP-Qualität bis zu 50 % Kunststoff eingespart werden. Gleichzeitig fallen aufgrund der geringeren Materialstärke weniger logistische Prozesse an, da mehr Seitenfaltenbeutel pro Palette geliefert werden. Die geringere Dicke hat auch einen positiven Einfluss auf die Verwendbarkeit der Beutel, da das Einlegen in die Gitterbox einfacher von der Hand geht – ein Plus für die Mitarbeiter. Außerdem besitzt die Serie 300 LCII bereits das entsprechende VW-Zertifikat. Und wenn jetzt noch dieser Seitenfaltenbeutel mit „Zero-Emission“-Energie produziert wird, dann wird die Bilanz ausgesprochen positiv:
- mehr als 50 % Emissionseinsparungen gegenüber herkömmlichen VCI-Folien (nach eigener Abschätzung)
- arbeitsmedizinisch unbedenklich, weil Biocor-Qualität (frei von Aminen, Nitriten und Benzotriazol, unterliegt daher nicht der Arbeitsschutznorm TRSG 615)
- mehr Convenience für die beteiligten Mitarbeiter
- wirtschaftlicher – bei Rezyklat-Beigabe auch wegen reduzierter Plastiksteuer
Das Monomaterial ist rezyklierbar und aufgrund seiner Eigenschaften auch einfacher zu fertigen, was Kostenvorteile bedeutet.
Historisch wurden Stahl-Coils, die naturgemäß ein hohes Eigengewicht besitzen, mit einem gewebeverstärkten Packstoff verpackt. Während diese technische Lösung, die teilweise seit den 1980er-Jahren verwendet wird, durchaus funktional ist, bestehen im Bereich Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit erhebliche Nachholbedarfe: So ist ein gewebeverstärkter Packstoff praktisch nicht zu rezyklieren. Darüber hinaus sind die Möglichkeiten für eine wirtschaftliche Optimierung aufgrund der Verbundstruktur ausgeschöpft. Die Metpro-Lösung hierzu war die Entwicklung einer hoch performanten Folie der Serie 350 CW LCIII (erhältlich mit oder ohne integriertem VCI-Korrosionsschutz). Dieses Monomaterial ist rezyklierbar und aufgrund seiner Eigenschaften auch einfacher zu fertigen, was wiederum klare Kostenvorteile für Anwender zur Folge hat. Die Belastungsklasse 3 (LCIII) von Metpro stellt dabei eine Heavy-Duty-Qualität dar und ermöglicht auf der Basis einer einzigartigen Klebetechnologie zusätzlich die nahezu wasserdichte Verpackung eines Stahl-Coils. Selbstverständlich sind diese Folien auch maschinengängig.
Mit dem Ziel, die ökologische Bilanz noch weiter zu verbessern, wurde in einem nächsten Schritt ein Anteil von circa 30 % an Post Consumer Waste beigefügt, ohne die mechanischen oder Korrosionsschutz-Eigenschaften zu verschlechtern. Das Resultat ist eine Heavy-Duty-Anwendung, die praktisch emissionsfrei gefertigt wird und auch wirtschaftlich substanzielle Optimierungen ermöglicht.