Grafik LKW, mehrere Menschen davor, die ausladen.

Mehrwegverpackungen sind nur von Vorteil, wenn ihre Rückführung gesichert ist. Hierfür gibt es gleich eine ganze Reihe an technologischen Lösungsmöglichkeiten. (Bild: elenabsl – stock.adobe.com)

Steigende Energiekosten, Rohstoffknappheit, erhöhte Nachhaltigkeitsanforderungen und verschärfte Regulierungen seitens der Gesetzgeber – Logistiker stehen aktuell vor großen Herausforderungen. Für die Industrie ist es heute wichtiger denn je, schnell, präzise, kosteneffizient und ressourcenschonend zu arbeiten. Doch häufig machen mangelnde Transparenz der eigenen Prozesse oder der Verlust von Ladungsträgern einen Strich durch die Rechnung – es kommt zu Lieferengpässen, ungeplanten Ausgaben und auch der ökologische Fußabdruck wird größer.

Um diesen Herausforderungen nachhaltig zu begegnen, nutzen heute immer mehr Unternehmen Mehrwegverpackungen. Ob metallene Rollbehälter, Stahlgestelle, Getränkekisten oder Thermobehälter – die Vielfalt an wiederverwendbaren Verpackungen ist schier endlos, und für jede Anwendung gibt es speziell angefertigte Ladungsträger, die sich in Form und Funktion unterscheiden. Eines haben sie laut der Definition der Reusable Packaging Association (RPA) jedoch gemeinsam: Sie sollen Produkte effizient und sicher innerhalb der

Lieferkette transportieren. Um gemäß der RPA als Mehrwegverpackung zu gelten, müssen sie:

  • in gleicher oder ähnlicher Weise innerhalb der Lieferkette über mehrere Jahre hinweg wiederverwendbar sein
  • sehr robust sein und in ihrem ursprünglichen Zustand über mehrere Transporte hinweg funktionieren
  • während ihrer Lebenszeit zurückgenommen, kontrolliert, gegebenenfalls repariert und wieder in die Zirkulation rückgeführt werden und
  • sich in einem System bewegen, das verhindert, dass sie zu Abfall werden und das ein Verfahren zur Rückgewinnung und zum Recyceln am Ende der Lebenszeit vorsieht.

Die Umstellung auf Mehrwegverpackungen stellt Unternehmen vor Herausforderungen. Langjährig etablierte Prozesse müssen angepasst oder neue Prozesse eingeführt werden, damit die Mehrwegladungsträger optimal und effizient genutzt werden können. Um einen möglichst hohen Return on Investment zu erzielen, müssen Unternehmen dafür sorgen, ihre Assets kontinuierlich im Blick zu behalten.

Mehrweg bringt mehr Vorteile

Mehrwegverpackungen bieten Unternehmen ökonomische und ökologische Vorteile. Zum einen sind sie auf lange Sicht gesehen kostengünstiger als Einwegverpackungen. Mit ihren optimierten Designs vereinfachen Mehrwegverpackungen beispielsweise Lager- und Transportabläufe, wodurch der Zeitaufwand einzelner Tätigkeiten abnimmt. Zudem sind sie standardisiert und nutzen den zur Verfügung stehenden Platz in Lagerflächen oder auf Transporten bestmöglich aus – insbesondere, wenn die Verpackungen falt- oder stapelbar sind. Dadurch benötigen Unternehmen weniger Fahrten, was wiederum Transportkosten senkt.

Zum anderen werden Mehrwegverpackungen mehrfach – im besten Fall jahrelang – verwendet und reduzieren so Unmengen an Verpackungsmüll. Außerdem werden sie am Ende ihrer Lebenszeit recycelt und zur Herstellung neuer Verpackungen verwendet. Das zahlt positiv auf die Ökobilanz der Unternehmen ein.
Und schließlich sind Mehrwegverpackungen auch speziell auf ihren jeweiligen Zweck maßgeschneidert und robuster als Einwegverpackungen, wodurch sie die zu transportierende Ware besser vor äußeren Einflüssen schützen.

Mangelnde Kontrolle wird teuer

Wird die eigene Behälterflotte jedoch mit mangelnder Kontrolle und wenig Übersicht verwaltet, können schwere Folgen daraus resultieren: Ladungsträger gehen verloren, werden gestohlen oder vergessen. Und wenn Verpackungen nicht dort sind, wo sie benötigt werden, kann es für Unternehmen schnell teuer werden. So kosten dem Interos Annual Global Supply Chain Report von Mai 2022 zufolge globale Lieferkettenstörungen große Unternehmen mehr als 180 Mio. US-Dollar pro Jahr. Können Behälter nicht problemlos dorthin gebracht werden, wo sie benötigt werden, gefährdet das die Lieferkette und erzwingt im schlimmsten Fall einen Produktionsstopp.

Mehrwegverpackungen haben dabei ein noch größeres Kostenpotenzial: Sie sind in der Regel teurer in der Anschaffung und darauf ausgelegt, die Lieferkette mehrfach zu durchlaufen – als Vollgut zum Lieferort, als Leergut zum nächsten Beladungsort und so weiter – möglichst lange, möglichst effizient. Um Kostenfallen zu vermeiden, können Unternehmen ihre Mehrwegverpackungen mit sogenannten Tracking-Devices ausstatten. Also mit drahtlosen Sensoren, die den Standort sowie die Bewegungen des Ladungsträgers bestimmen und über verschiedene Kommunikationsnetzwerke direkt an die Logistikverantwortlichen überliefern.

Je nach zu transportierender Ware können die Verpackungen mit zusätzlichen Sensoren ausgestattet werden, die Umgebungsverhältnisse sowie Temperaturen messen, Füllstände überwachen oder Erschütterungen registrieren können. So können Unternehmen ihre Lieferketten vollständig sichtbar machen, die Rückführung ihrer Ladungsträger gewährleisten und wertvolle Informationen für eine effiziente Bestandsverwaltung generieren.

Rollbehälter
Rollbehälter sind nur ein Beispiel für Mehrwegverpackungen. (Bild: Werner Streitfelder)

Die Lösung liegt in der Technologie

Für Logistiker gibt es zahlreiche Möglichkeiten, ihre Ladungsträger zu überwachen. Unternehmen müssen sich fragen: Welches Budget steht dafür zu Verfügung? Was wollen wir erreichen? In welchem Radius verfolgen wir unsere Produkte? Je nach Anwendung und Bedarf eignet sich eine der gängigen Technologien:

  • Bar- oder auch QR-Codes sind keine Übertragungstechnologie im eigentlichen Sinne. Doch sie bieten eine kostengünstige Möglichkeit, um Mehrwegverpackungen zu tracken. Ihre Funktionsweise ist einfach: An einer gut sichtbaren, leicht zugänglichen Stelle wird jeder Behälter mit einem Code versehen, der im Laufe des Prozesses gescannt wird. Da das Scannen in aller Regel manuell durchgeführt wird, ist der Prozess sehr zeitaufwendig und fehleranfällig. Außerdem müssten alle an der Lieferkette beteiligten Personen den Scanprozess durchführen, um eine vollständige Sichtbarkeit zu ermöglichen. Für Mehrwegverpackungen ist diese Methode dennoch flächendeckend im Einsatz.

 

  • RFID (Radio-Frequency Identification) ist in vielen Unternehmen eine etablierte Tracking-Technologie. Hierbei wird jede Verpackung mit einem sogenannten RFID-Tag versehen, das aus einem winzigen Chip mit einer flachen Antenne besteht und meist als Aufkleber oder Etikett zum Einsatz kommt. Im Gegensatz zu Barcodes müssen RFID-Tags nicht mit direktem Sichtkontakt gescannt werden. Zudem können mehrere RFID-Tags zeitgleich gescannt werden, was den Prozess massiv beschleunigt. Allerdings sind auch Behälter mit RFID-Tags nur ortsbezogen und während des Scanvorgangs sichtbar, nicht aber während des Transports. Weil RFID-Tags nur über eine geringe Reichweite verfügen und die benötigte Infrastruktur zum Lesen der Tags sehr teuer ist, funktionieren sie am besten in Gebäuden oder innerhalb kontrollierter Lieferketten, in denen feste RFID-Lesegeräte an den Versand- und Empfangsstellen installiert sind und in denen das Personal Zugang zu mobilen Lesegeräten hat. Um kleine Datenmengen energieeffizient über weite Strecken zu übertragen, wurden die sogenannten Low Power Wide Area-Netzwerke (LPWAN) gezielt für die Anwendungen im Internet der Dinge (IOT) entwickelt. Vertreter dieser Technologie sind beispielsweise Lorawan und Sigfox.

 

  • Lorawan (Long Rage Wide Area Network) ist ein auf der Funktechnologie Lora (Long Rage) basierendes Funknetzwerk, das sich zur Übertragung kleiner Datenmengen über etliche Kilometer eignet und nur sehr wenig Energie verbraucht. Anwendungen über Lora können daher mit nur einer einzigen Batterie über viele Jahre laufen. Lorawan nutzt ein lizenzfreies Funkspektrum, das auch von anderen Funktechnologien genutzt wird. Die Technologie ist daher sowohl im privaten als auch im industriellen Umfeld weit verbreitet. Gerade weil Lora als flexible, offene Technologie so beliebt ist und viele Geräte und Netzwerke zum Übertragen der Daten im Umlauf sind, steigt aufgrund der limitierten Anzahl verfügbarer Funkkanäle die Gefahr, dass sich die Daten von zwei gleichzeitig sendenden Geräten gegenseitig auslöschen. Die Technologie ist bei hoher Gerätedichte anfällig für Übertragungsausfälle.

 

  • Sigfox wurde gezielt für Anwendungen entwickelt, die sehr geringe Datenmengen über viele Jahre hinweg über weite Strecken übertragen sollen. Die Technologie nutzt zwar das gleiche lizenzfreie Spektrum wie Lora, ist aber als globales störsicheres Netzwerk konzipiert und daher auch bestens für den gleichzeitigen Sendebetrieb unzähliger Geräte gerüstet. Um den globalen Sigfox-Netzausbau kümmert sich der jeweilige Netzbetreiber eines jeden Landes. Für Gebiete ohne ausreichende Abdeckung kann das Netz vom Anwender mithilfe eines Sigfox-Gateways erweitert werden. Durch die hohe Servicequalität und ein transparentes, länderübergreifendes Preismodell ohne Roaming-Gebühren eignet sich das Netzwerk besonders gut zur Nachverfolgung von Umlaufbehältern wie Mehrwegverpackungen.


Zuverlässige Technologie für zuverlässige Daten

Um das volle Potenzial von Mehrwegverpackungen auszuschöpfen, muss die Rückführung der Behälter sichergestellt sein. Kommunikationstechnologien helfen dabei, die Lieferkette zuverlässig sichtbar zu machen und geben Kontrolle über die eigene Behälterflotte. Für den Einsatz von Mehrwegverpackungen müssen Rückverfolgungstechnologien vor allem über weite Strecken und zu jeder Zeit in Echtzeit Daten liefern können. Auf diese Weise – und nur auf diese Weise – können Mehrwegverpackungen zur Kostenreduktion beitragen, die Lieferkette nachhaltiger gestalten und Unternehmen im Falle von verlorener oder beschädigter Ware viel Recherchezeit ersparen.

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