Kosmetikartikel wie Mascara, Lippenstift, Lipgloss und Nagellack sind vor allem eins: emotional. Die perfekte Make-up-Farbe kann ein richtiger Stimmungsaufheller sein, der passende Lippenstift ist ein ständiger Begleiter in der Tasche und die Lieblingsmascara, die nach Jahren des Suchens und Vergleichens endlich gefunden wurde, verleiht Selbstbewusstsein. Beauty-Produkte sind heißgeliebt und über längere Zeit Bestandteil der täglichen Routine. So auch ihre Behältnisse. Doch wo hört bei dekorativer Kosmetik eigentlich das Produkt auf und wo fängt die Verpackung an? Was wäre eine Mascara ohne ihre Flasche, Bürste und den Überschussabstreifer? Was passiert, wenn die Wimperntusche oder das Nagellack-Fläschchen leer sind?
Kosmetikverpackungen haben einen Wert
Es gilt, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Kosmetikverpackungen einen Wert haben – auch über die Nutzungsphase hinaus. Kosmetikverpackungen dienen nicht nur dem Schutz beim Transport oder vor äußeren Einflüssen. Sie sind auch mehr als eine Oberfläche für wichtige Informationen wie die Anwendung oder Haltbarkeit des Produkts. Ohne Verpackung sowie Applikationshilfen wären die meisten Beauty-Artikel gar nicht zu benutzen. Viele Kosmetikartikel sind kleine Design-Kunstwerke, die von ihren Nutzerinnen und Nutzern geliebt werden. Ziel sollte sein, dass sie mit derselben Achtsamkeit entsorgt werden, um ihnen die Chance auf einen neuen Produktlebenszyklus zu geben.
Warum? Weil 2021 in Deutschland 5,7 Mio. t Kunststoff anfielen. Das ist viel. Ein Vergleich: Das entspricht etwa dem Gewicht von 564 Eiffeltürmen. Die Stahlkonstruktion des Pariser Wahrzeichens wiegt 10.100 t. Mehr als die Hälfte dieses Plastikabfalls, rund 53 %, wurden aktuell noch verbrannt. Und das, obwohl Deutschland gerne als Recyclingweltmeister bezeichnet wird.
Ursache ist unter anderem ein Mangel an Wissen über das richtige Entsorgen und das Verständnis für dessen Notwendigkeit. Nicht wenige Verbraucherinnen und Verbraucher meinen, in Deutschland werde sowieso alles recycelt, andere sind überzeugt, sämtlicher Abfall lande in der Verbrennungsanlage. Beide Haltungen tragen dazu bei, eine funktionierende Kreislaufwirtschaft für dekorative Kosmetik zu verhindern.
Mitzumachen lohnt sich
Woran liegt es, dass dieses Know-how fehlt? Mit dem Auflösen des „Grüne Punkt“-Monopols im Jahr 2003 sind in Deutschland verschiedene, konkurrierende „Duale System“-Unternehmen entstanden. Dadurch wurde auch die Kommunikation über die richtige Mülltrennung zurückgefahren. Ohne stetige Information und Aufklärung scheint aber wichtiges Wissen verlorenzugehen. Zudem wurde das Entsorgungssystem immer komplexer.
Außerdem hört das Mülltrennen im Badezimmer oft auf: Der häufigste Grund ist laut einer Studie des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel (IKW) für 53 % der Befragten der zu kleine Mülleimer. Außerdem findet mehr als ein Drittel der Befragten das korrekte Sortieren von Abfall im Bad kompliziert und 12 % sind unsicher, wie sich Kosmetikverpackungen richtig trennen lassen. Solche Zahlen zeigen, wie unerlässlich Aufklärung ist.
Der klassische Kosmetikeimer beispielsweise ist nicht zu klein – wenn richtig getrennt wird. Er genügt für Abschminkpads und -tücher. Große Flaschen und Tiegel gehören in den Gelben Sack oder die Wertstofftonne. Der Gang aus dem Bad zu den entsprechenden Abfallbehältern im Haushalt lohnt sich für Verbraucherinnen und Verbraucher gleich dreifach: für die Umwelt, fürs gute Gewissen und für die Gesundheit. Wegen der zusätzlichen Schritte.
Mülltrennung ist wichtig
Cosnova nutzt für seine vergleichsweise kleinen Produkte Kunststoff als eines der Hauptmaterialien für die Verpackungen. Als europäischer Mengenmarktführer für dekorative Kosmetik ist sich das Unternehmen der großen Verantwortung angesichts des Einflusses auf die Umwelt bewusst und orientiert sich deshalb an drei Grundsätzen der Nachhaltigkeit: Rohstoffe reduzieren, Recyclingfähigkeit steigern – also: Design for Recycling – und möglichst viel recyceltes Material einsetzen. Das gilt auch für Materialien in der Logistik und am Point of Sale (POS).
Damit das gelingen kann, ist – unter anderem – die richtige Entsorgung von Kosmetik maßgebend. Denn eines ist klar: Mülltrennung wirkt. Deshalb hat sich Cosnova der gleichnamigen Initiative der „Dualen Systeme“ angeschlossen. Gemeinsam informieren die Partner darüber, wie Mascara, Lippenstift und Nagellack nach ihrer Nutzung ideal entsorgt werden, damit sie eine Chance auf Recycling haben.
Natürlich ist das nachhaltigste Material jenes, das gar nicht erst verwendet wird. Doch bei Kosmetika sichern Kunststoffbehältnisse die Hygiene und Haltbarkeit des Füllguts. Ziel ist deshalb immer, so wenig Material einzusetzen wie möglich. Positives Beispiel sind hier die „Fake Lashes“ von Catrice. Bei dem Produkt ist Cosnova im Jahr 2023 von Plastik- auf Pappschachteln umgestiegen. Die neue Verpackung lässt sich einfacher recyceln und kommt mit 72 % weniger Kunststoffmaterial pro Produkt aus. Das spart rund 212 t CO2-Emissionen pro Jahr.
Produktentwicklung stellt die Weichen
Entscheidend ist dabei die Erkenntnis, dass 80 % der Umweltauswirkungen eines Produktes bereits in der Designphase entstehen. Also muss schon bei der Produktentwicklung an das Lebenszyklusende gedacht werden: Wo lässt sich Material sparen? Wie lässt sich der Kosmetikartikel später am besten entsorgen und dann wiederverwerten?
Als Hilfestellung für die eigene Produktentwicklung hat Cosnova einen Ratgeber mit Eigenschaften erstellt, die Verpackungen haben müssen, damit das Recyceln gelingen kann. Auf dieser Grundlage optimiert das Unternehmen auch bereits vorhandene Produkte: So wurden die Tuben der Catrice-Primer-Serie von einem Materialmix auf Monomaterial umgestellt. Dadurch sind die Tuben, inklusive Verschlusskappen, nun zu 97 % recycelbar.
Oft geht es auch darum, statt Neuplastik Rezyklat einzusetzen. Hierdurch konnte Cosnova bereits 300 t sogenannte „Virgin Plastics“ pro Jahr einsparen. Dies ist allerdings leider noch nicht an jeder Stelle möglich.
Fortschritte beim Rezyklat-Einsatz
In der dekorativen Kosmetik stehen aktuell vor allem zwei Arten von recyceltem Kunststoff zur Verfügung: dunkles rPP und rPET. Letzteres kommt aus dem Getränkeflaschenkreislauf und lässt sich produktberührend einsetzen. Für Verpackungen greift Cosnova nur auf rPET zurück, das bereits aussortiert wurde. Wegen Verfärbung beispielsweise.
In Zusammenarbeit mit dem Recyclingdienstleister Interseroh aus Köln ist es Cosnova als erstem Kosmetikhersteller gelungen, rPP aus dem Gelben Sack und der Gelben Tonne für Kosmetikverpackungen einzusetzen. Dieses wird für Verschlüsse einiger Produktlinien wie den Essence Concealern „Camouflage Matt“ und „Camouflage Healthy Glow“ eingesetzt.
SAN wäre eine sinnvolle Alternative
Die Einsatzmöglichkeiten von Rezyklat im Kosmetikbereich ist auch deshalb beschränkt, weil die Recyclingdiskussion auf die Food-Industrie ausgerichtet ist, die ganz andere Kriterien bei der Materialwahl anlegt. Inverkehrbringer von Kosmetikverpackungen müssen sich dem Sortier- und Entsorgungsprozess des Food-Sektors anpassen, um als recyclingfähig zu gelten. In diesem werden hierzulande nur die Kunststoffe PP, PE, PET und PS sortiert.
Das schließt bestimmte Materialien für Verpackungen von vornherein aus. Styrol-Acrylnitril, kurz SAN, beispielsweise. Ein Material, das in der dekorativen Kosmetik aufgrund seiner Eigenschaften durchaus attraktiv ist. Seine Transparenz ist für Produkte unschlagbar, bei denen die Farbe erkennbar sein soll. Man stelle sich ein Sortiment von Lipglossen unter dem Namen „Extreme Shine Lipgloss“ in einer milchigen Verpackung vor, die weder Glanz noch die genaue Farbe durchscheinen lässt. Allen Ambitionen zum Trotz, wird dies wohl kaum ein Erfolg sein.
Es gibt aber ein gravierendes Problem: SAN wird nicht recycelt. Die Sortieranlagen können es zwar erkennen und separieren. Die Mengenströme für SAN sind aber viel zu gering, weshalb sich der Aufwand wirtschaftlich einfach nicht lohnt. Dies sollte sich ändern.
Alternative Materialien sind ebenso wichtig wie der Ausbau von Recyclingströmen und die richtige Mülltrennung, um die Kreislaufwirtschaft in der dekorativen Kosmetik voranzutreiben. Aktuell sind alle drei Bereiche verbesserungswürdig.
Rezyklat als Brückentechnologie
Cosnova möchte mithelfen, dass alle Beteiligten aus der Politik, der Branche sowie die Konsumentinnen und Konsumenten das Bewusstsein für Mülltrennung erlangen und aktiv werden. Denn dies ist die Voraussetzung für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft.
Neben seiner Aufklärungsarbeit unterstützt der Kosmetikhersteller Brancheninitiativen, um die Qualität und den Ertrag von Rezyklat weiter zu steigern. Als Mitglied des „Forum Rezyklat“ arbeitet das Unternehmen mit zahlreichen anderen Konsumgüterherstellern daran, Rezyklat-Standards zu etablieren. So wurde beispielsweise in Kooperation ein Leitfaden erarbeitet, um die Recyclingfähigkeit von Transportverpackungen zu bewerten. Denn auch in der Logistik liegt noch viel Potenzial.
Grundsätzlich ist Rezyklat für Cosnova eine Brückentechnologie, mit der sich der Einfluss auf die Umwelt verringern lässt. Für den nächsten Schritt sucht das Unternehmen mit externen Partnern nach neuen Verpackungsmaterialien, um mit diesen die dekorative Kosmetik von morgen zu gestalten.