Pre-Drupa

Um die 90 Fachjournalisten aus aller Welt waren zur Pre-Drupa gekommen. (Bild: neue verpackung)

Andreas Pleßker
Zeichnet ein optimistisches Zukunftsbild: Drupa-Präsident Andreas Pleßker. (Bild: Messe Düsseldorf / ctillmann)

Ob Wayne Robinson Recht behält? Die Drupa 2024  (28. Mai bis 7. Juni) wird eine "Packaging-Drupa“, so der Redakteur des australischen Fachmediums Print21. Er ist seit vielen Jahren regelmäßiger Besucher der Leitmesse rund ums Thema Druck. Das mag vielleicht etwas übertrieben sein. Aber Fakt ist: Nicht wenige der diesjährigen Aussteller, die Ende März ihre Messe-Neuheiten auf dem mehrtägigen Medien-Event Pre-Drupa präsentierten, blicken mit Optimismus auf die Verpackungswelt. Denn dort, so die Hoffnungen, sind die größten Zuwachsraten zu erwarten. Jedenfalls aus der internationalen Perspektive.

„Das Druckvolumen wächst weltweit“, fasste Andreas Pleßker, CEO von König & Bauer sowie Drupa-Präsident, die Ausgangssituation zusammen. Wenn auch nicht überall gleich stark. Pleßker sieht vor allem in den Schwellenländern wie Indien ein enormes Potenzial. Schließlich verzeichne man dort einen rasch wachsenden Mittelstand und damit das Bedürfnis unter anderem nach verpackten Produkten, auch wenn es um Lebensmittel gehe. "Branded Packaging" werde enorm an Stellenwert gewinnen, so seine Prognose. Nicht minder attraktiv sei das Label-Geschäft, betont der Manager. Anders gestalte sich die Situation in Europa. Großes Volumenwachstum erwartet Pleßker in diesen Ländern beim Packaging nicht. Vielmehr ginge es dort eher um die Besetzung von Nischen und um sogenannte Ersatz-Produkte.

Mittelstand
Neues Potenzial: Der Mittelstand wächst in manchen Ländern rasant. (Bild: König & Bauer)

Acht Jahre lang gab es keine Drupa. Corona-bedingt war der Mammut-Event 2020 ausgefallen. Nicht zuletzt für den Ausrichter Messe Düsseldorf ein herber finanzieller Schlag. Doch jetzt ist die Messe zurück und die Stimmung wieder gut. Nicht wenige Aussteller der früheren Jahre, darunter Fujifilm, hätten ihre Standflächen signifikant erweitert, heißt es. "Wir geben wieder Vollgas", so Erhard Wienkamp, Geschäftsführer Messen, vor den vielen internationalen Fachjournalisten.

Welche Themen die kommende Messe prägen? Ganz weit vorne rangiert der vielschichtige Komplex "Nachhaltigkeit". Es dürfte kaum einen Aussteller geben, der nicht – teils sehr spezifische – Antworten auf die Frage geben dürfte, wie nachhaltiger produziert werden kann. In den Augen von Andreas Pleßker ein klarer Vorteil: "Wir sind die einzige Branche, die von der grünen Transformation profitiert. Denn geringerer Energiebedarf, weniger Materialbedarf und weniger Druckmittel bedeuten am Ende geringere Produktionskosten. Und helfen so den CO2-Fußabdruck zu verringern.“

Bereitschaft zu Kooperationen

Die Treiber hinter diesem Trend sind bekannt. Neben der Politik sind es vor allem die Brand-Owner und die Endkunden, allen voran die jungen Menschen. Für sie ist Nachhaltigkeit ein oft entscheidendes Kaufargument. Weniger ersichtlich für Außenstehende: Die Branche ist mehr denn je offen für Kooperationen: sei es, um neue Geschäftsfelder zu erschließen oder sich im Rahmen einer Portfolioerweiterung als Komplettanbieter präsentieren zu können. Beispiel König & Bauer: Die Würzburger pflegen eine Reihe verschiedener Partnerschaften, darunter mit dem Software-Anbieter Hybrid Software und das Joint-Venture mit der Durst Group. Damit verbunden ist nicht nur die Stärkung des Digitalangebots, sondern ein grundlegender Change-Prozess. Denn man sei auf dem Weg von einem Druckmaschinenhersteller hin zu einem Technikkonzern, der auch digitale Geschäftsmodelle beinhaltet, so Pleßker. Durst selbst hingegen kooperiert mit Omet, einem Hersteller von Flexodrucksystemen.

Wer groß genug und ausreichend breit aufgestellt ist, versucht sich als Anbieter von End-to-end-Lösungen zu positionieren. "Alles aus einer Hand“ vergrößert zum einen die Wertschöpfung, zum anderen erhöht es die Kundenbindung. Weitere Trends auf der kommenden Drupa sind Integration und Modularität und damit verbunden Flexibilität. Nicht wenige Anbieter von Drucksystemen betonen, dass sie natürlich in der Lage seien, auch „Fremdprodukte“ zu integrieren – vor allem wenn es um den Workflow, aber auch um Themen wie Flexodruck oder Robotern geht. Zumal Automation und Digitalisierung weiter zentrale Herausforderungen sind – unter anderem wegen des Fachkräftemangels und der Notwendigkeit zu höherer Produktivität.

 

Monz
Automatisierung als Antwort auf den Fachkräftemangel: Heidelberg-CEO Ludwin Monz. (Bild: Messe Düsseldorf / ctillmann)

Keine Frage, dass viele Anbieter in Düsseldorf mit neuen Maschinen aufwarten, die in der Regel effizienter und energiesparender sind. In Folge eine Handvoll Aussteller und ihre Highlights, soweit sie sich auf dem Medienkongress genauer in die Karten blicken ließen.

Canon schlägt auf der Drupa 2024 ein neues Kapitel auf und präsentiert sich erstmals als Partner für Anwender aus dem Etiketten- und Verpackungsmarkt. Schon vor rund zwei Jahren hat das Unternehmen die Firma Edale übernommen und sich damit auf dem Faltschachtelmarkt etabliert. Auf der Drupa wird ein Inline-Faltschachtelproduktionsprozess gezeigt, bei dem vorbedruckte Rollen live auf der Edale FL5-Single-Pass-Carton-Production-Line veredelt werden.

Parallel baut Canon den Geschäftsbereich mit eigenen Maschinen aus. Auf dem Canon-Stand können die Besucher die neue digitale Etikettendruckmaschine Label-Stream LS2000 kennenlernen, die erstmals außerhalb Japans gezeigt wird. Dahinter verbirgt sich die erste wasserbasierte Inkjet-Etikettendruckmaschine von Canon. Das Gerät ist ab 2025 in der EMEA-Region erhältlich. Noch in der Konzepthase befindet sich eine digitale Wellpappendruckmaschine für den industriellen Einsatz, die eine offsetähnliche Druckqualität bei einer Druckbreite von 1,7 m, einer Produktivität von bis zu 8.000 m²/h und besonders kosteneffizient sein soll. Die erste Installation ist für 2026 vorgesehen.

Analog und Digital kombiniert

König & Bauer hat nach eigenen Angaben zuletzt stark in den Digitaldruck und in den Bereich Packaging investiert. Man wolle Partner für den gesamte Prozess sein, von der Papierlieferung bis zur fertigen Box, so CEO Andreas Pleßker. Wichtige Schritte seien in diesem Zusammenhang Kooperationen wie mit dem Software-Anbieter Hybrid Software oder der Durst Group, die unter anderem digitale Drucksysteme für Wellpappenverpackungen im Angebot hat. Das Joint-Venture König & Bauer Durst zeigt auf der Messe, wie modular Maschinen beider Hersteller integriert werden können, konkret die K&B-Rapida-Bogenoffset-Plattform mit Durst-Technologie. Das Ergebnis steht für umfassenden Flexodruck und kombiniert Analog und Digital, heißt es. Ebenfalls wird es unter anderem einen digitalen Inkjet-Printer für Metall auf der Messe zu sehen geben.

 

Zum ersten Mal als eigenständiges Unternehmen auf der Drupa vertreten ist Kongsberg PCS. Der Hersteller von Cutting-Systemen treibt die Automation voran und stellt zudem mit der Ultimate einen neuen Schneidetisch speziell für die Produktion von Wellpappe und Verkaufsdisplays vor, der, so Vice President David Preskett, "die Wellpappenproduktion grundlegend verändert.“ Zudem zeigt das norwegische Unternehmen sein neues siebenachsiges, schienengebundenes Robotic-Material-Handler-System (RMH). Durch die sieben Achsen wird eine deutlich größere Reichweite und Flexibilität erreicht, sodass das Layout einer Produktionszelle noch besser an die Anforderungen des Kunden angepasst werden kann, heißt es. Mehrere Lade- und Entladestellen könnten mit größerer Flexibilität innerhalb der Zelle und in der Nähe der Schneidesysteme angeordnet werden. Da das System außerdem modular aufgebaut sei, lasse es sich dynamisch an die Bedürfnisse der Unternehmen anpassen.

Auf der Messe zeigt Bobst einige Neuheiten und fokussiert gleichzeitig das Thema Nachhaltigkeit. So sollen alle im Jahr 2024 verkauften neuen Maschinen eine mindestens 10 bis 20 % höhere Effizienz und Produktivität aufweisen, indem Abfall sowie Material- und Energieverbrauch entsprechend verringert werden. Mit Blick auf den Wellpappenbereich präsentiert Bobst eine breite Palette von Roboterlösungen sowohl für die Beladung als auch die Palettierung. Das ermöglicht die Konfiguration kompletter, nahtlos integrierter Produktionslinien für Kunden, hieß es. Neu ist auch die Flexodruckmaschine Masterflex HD+. Durch die Integration eines neuen Anlegers, eines Voranlegers und einer Stapelung in der Auslage erreicht die Anlage laut Hersteller einen Durchsatz von 15.000 Bogen pro Stunde und produziert eine Fläche von 53 Millionen m2 pro Jahr.

Heidelberg Speedmaster
Schneller und damit produktiver: die neue Heidelberger Speedmaster XL 106. (Bild: Heidelberger Druckmaschinen)

Bei Heidelberger Druckmaschinen sieht man sich mit drei zentralen Herausforderungen konfrontiert und liefert dafür Antworten: wachsender Kostendruck bei den Anwendern, Fachkräftemangel sowie wachsende Nachhaltigkeitsanforderungen. So erreichen Kunden mit der erstmals auf der Messe gezeigten Offset-Maschine Speedmaster XL 106 laut Heidelberger eine deutliche Produktionssteigerung. Möglich machen sollen dies eine Druckgeschwindigkeit von bis 21.000 Bogen pro Stunde sowie KI-gestützte Assistenzsysteme. Die Anlage gibt es für verschiedene Budgetgrößen. Sie ist auch für Label-Druck geeignet.

Mithilfe von Automatisierung von Produkten und Prozessen inklusive des Angebots von Trainings für Druckerei-Mitarbeiter will Heidelberger Kunden helfen, die Personalproblematik besser in den Griff zu bekommen. So ermöglicht die neue Generation Speedmaster XL 106 die Clusterbildung. Das heißt, nur ein Operator steuert einen Maschinenpark. Im Verpackungsdruck ermöglicht Heidelberg künftig den autonomen Druck für standardisierte Anwendungen und unterstützt den Bedienenden bei komplexeren Druckaufträgen durch die navigierte Bedienerführung. Diese Steigerung der Produktionsgeschwindigkeit soll, so die Überlegung bei Heidelberg, den Kunden dabei helfen, den Energieverbrauch pro Bogen weiter zu senken. Zudem führe die Anwendung von künstlicher Intelligenz und neuen Assistenzsystemen auch zu einer Reduzierung der Makulatur, also der Einsparung von Papier, heißt es.

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