Zum 1. Mai 2021 sollen die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen der Beschäftigten in der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie um 1,5 % steigen; ab 1. Mai 2022 steigen die Entgelte um 2,4 %. Die Einigung sieht eine 24-monatige Laufzeit vor. Der Abschluss gilt vorbehaltlich der schriftlichen Zustimmung der Tarifvertragsparteien bis zum 31. Januar 2023.
In der Bewertung des HPV-Verhandlungsführers Jürgen Peschel seien die Arbeitgeber an den Rand der Belastungsgrenze gegangen, dennoch sei der Tarifabschluss für Unternehmen und Beschäftigte ein Erfolg: „Dieses Resultat ist auch deshalb ermöglicht worden, weil wir erstmals in der Geschichte des HPV das Instrument der Verbandsempfehlung eingesetzt haben.“ Nach der fünften Verhandlungsrunde hatte der Arbeitgeberverband seinen Mitgliedern empfohlen, dass diese auf freiwilliger Basis bereits zum 1. April die Entgelte um 1,1 % erhöhen konnten. „Damit haben wir wieder Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen gebracht und gleichzeitig weniger Streiks in Kauf nehmen müssen.“
Wertschätzung der Belegschaften
„Wir wollten die Leistungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen des Möglichen honorieren, und wir haben Wort gehalten. Dabei ist allen Beteiligten klargewesen, dass in der momentanen Situation nur ein Tarifabschluss mit Maß und Mitte in Frage kommen konnte. Schließlich stehen zahlreiche Unternehmen in der schwersten Wirtschaftskrise seit Bestehen der Bundesrepublik vor vielfältigen, teilweise existenziellen Herausforderungen. Gleichzeitig wollten wir ein Signal der Hoffnung geben, dass sich die wirtschaftliche Lage im kommenden Jahr verbessern wird – daran sollen auch unsere Beschäftigten teilhaben. Vor diesem Hintergrund ist der erzielte Abschluss gerade noch vertretbar. Mit der langen Laufzeit von 24 Monaten gewinnen die Unternehmen jetzt Planungssicherheit in einer Zeit, die durch explodierende Rohstoff- und Energiepreise und besondere konjunkturelle Risiken geprägt ist“, betonte Peschel.
Der Tarifabschluss liegt deutlich unter der ursprünglichen Forderung Verdis in Höhe von 4,8 % bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Dafür hatte die Gewerkschaft fünf Verhandlungsrunden lang geworben und zu teilweise erheblichen Warnstreiks aufgerufen. In der letzten Runde reduzierte Verdi ihre eigene Forderung auf 4,0 % bei einer Laufzeit von 18 Monaten.