
Die begrenzte Zeit zur Lösungsfindung war auch in diesem Jahr zentraler Bestandteil des Makeathon-Konzepts. (Bild: Redaktion)
21. November 2023, 8 °C und Nieselregen – vom Wetter her ein trister Tag, vom Inhalt her keineswegs. Der Makeathon 2023 findet, wie auch im vergangenen Jahr, drinnen statt. Als ich um 08:00 Uhr am Standort Schwäbisch Hall bei Optima Packaging ankomme, sind die ersten Teilnehmer bereits vor Ort und kümmern sich um die Übertragungstechnik.
Ich werde von Johanna Papst, Organisationsbegleiterin bei Hfcon und Makeathon-Jurymitglied, in Empfang genommen. Mit der Zeit treffen die ersten Studenten ein, ich komme mit einem aus der Gruppe ins Gespräch.
Der 28-jährige Andreas Massa hat bereits 2016 seine Ausbildung zum Mechatroniker abgeschlossen und studiert seit September 2023 Automatisierungstechnik an der Technikerschule Neckarsulm. „Berufserfahrung ist enorm wichtig. Mir gefällt der praktische Ansatz beim Makeathon“, so Massa.
Des Weiteren tausche ich mich unter anderem mit Jonas Fischer und dessen Chef Dr.-Ing. Rainer Stetter aus. Fischer arbeitet als Software Engineer bei ITQ, er betont, dass der Fokus des Tages auf Prototyping liegt. Stetter, der Geschäftsführer von ITQ und treibende Kraft hinter dem Event, sieht im Makeathon „ein Projekt im Zeitrafferformat“, das bewusst knappe Zeit und Ressourcen als Challenge mit sich bringt. „Wir wollen machen. Hard and heavy“, ruft Stetter die Devise der kommenden zwei Tage aus.
Zweiter Halt: Syntegon
Als ich um 11:00 Uhr in Crailsheim ankomme, begrüßt mich Dr. rer. nat. Johannes Rauschnabel, der bei Syntegon als Director Advanced Technology Development arbeitet. Er sieht den Fachkräftemangel als großes Problem der Branche, Projekte wie der Makeathon können dazu beitragen, dem entgegenzuwirken, indem Nachwuchskräfte gefördert und für die Unternehmen gewonnen werden.

Die Teilnehmer bringen laut Rauschnabel einen anderen Blick auf Sachverhalte und sich dadurch konstruktiv ein. „Durch das Handeln der Studenten beim Makeathon bekommen wir die ein oder andere Idee, was man noch verbessern müsste oder was noch relevant sein kann“, so Rauschnabel, der in personalisierter Medizin ein wichtiges Verpackungsthema der Zukunft sieht.
Bei meiner Ankunft befinden sich die Studenten am Anfang der Elaborierungsphase, zu der sie sich in fünf- bis fünfzehnköpfigen Arbeitsgruppen in verschiedenen Räumen zusammengefunden haben. Ihre Aufgabenstellung liegt in der Entwicklung von Konzepten zur Automatisierung von Transport, Handling und Sensorik für medizinische Produkte. Dafür stehen ihnen unter anderem Cobots, elektromagnetische Antriebe und Sensor-Prototypen des Syntegon-Partners Balluff zur Verfügung. Besonders interessant finde ich jedoch, dass die Studenten häufig das vermeintliche Kinderspielzeug Lego und Duplo verwenden.
Tüfteln macht hungrig. Als die Studenten gegen 13:00 Uhr aus der Werkskantine zurückkehren, komme ich mit einem aus der Gruppe ins Gespräch: Felix Gall. Nach seinem Bachelor in Mechatronik studiert er nun im dritten Mastersemester Artificial Intelligence for Smart Sensors and Actuators an der Technischen Hochschule Deggendorf. Zurzeit schreibt er seine Masterarbeit zum Thema „Überwachung des Versiegelungsprozesses von Hartkapseln“.

Ihm gefällt besonders das industrienahe Arbeiten beim Makeathon. „Da kommt man weg vom sterilen Lernen, hin zur Applikation“, befindet Gall, der in KI ein zentrales Thema der Branche sieht. „Gerade im Bereich der Prozesskontrolle und -überwachung kann man mit artifizieller Intelligenz sehr viel rausholen“, so der Student.
Dritter Halt: Zebra Engineering
Um 16:00 Uhr in Heilbronn angekommen, nimmt mich Ben Bessert, Geschäftsführer von Zebra Engineering, in Empfang. Laut ihm begrüßt sein Unternehmen heute vornehmlich Automatisierungs-, Anwendungs- und Regelungstechniker sowie Software-Entwickler als tüftelnde Teilnehmer, die sich hier auf vier Arbeitsgruppen verteilen.
Ihre Aufgabenstellung liegt in der Verbesserung der übergreifenden Kommunikation zu Maschinen, wodurch die Digitalisierung und die Analysefähigkeiten eines Anlagenstatus weiterentwickelt werden sollen.
Das ausgesprochen internationale Teilnehmerfeld, das zum Großteil aus asiatischen Studenten besteht, wird in Heilbronn von dem Engländer Joel Wright in Softwarefragen unterstützt. Der 29-jährige Brite hat an der University of Exeter Maschinenbau studiert und arbeitet nun beim Zebra-Partner Atio als IoT-Consultant. „Die Studenten hier sind sehr engagiert und entwickeln zielgerichtet Lösungen“, so sein positives Zwischenfazit.

Einer dieser Studenten ist der 19-jährige Inder Chaitanya Chaudhary. Er studiert an der Karlsruhe University of Applied Sciences Electrical Engineering and Information Technology.
„Ich möchte in Baden-Württemberg bleiben und hier bei einer großen Firma als Projektmanager arbeiten. Der Makeathon macht mir richtig Spaß, vor allem das praktische Arbeiten mit den Kommilitonen“, so Chaudhary.
Die Abschlussveranstaltung: Applaus für alle
Anlässlich der Abschlussveranstaltung am 22.11.2023 präsentieren die Teilnehmer der vier Standorte ihre Ergebnisse, im Makeathon-Jargon „Pitches“ genannt. Neben den oben beschriebenen Aufgabenstellungen in Crailsheim und Heilbronn, tüftelten die Teilnehmer in Waiblingen bei Rotzinger Pharmapack an der Konzeption eines AI-basierten Systems zur Generierung von Qualifizierungs-Dokumenten aus Input-Daten von Maschinen und deren Software. Zudem galt es, Generierungs-Regeln zu identifizieren und anhand eines Prinzipbeispiels zu präsentieren.
Bei Optima in Schwäbisch Hall standen zwei Aufgabenstellungen zur Wahl. Die Studenten sollten entweder Kindersicherungen an wiederverschließbaren Verpackungen entwickeln oder anhand des Themas "Erkennung und Sortierung von Objekten in pharmazeutischen Abfüllanlagen durch Robotik unterstützt vom digitalen Zwilling" zeigen, wie verschiedene Technologien in einer Anwendung vereint werden können.
Neben Johanna Papst und Dr. Rainer Stetter bilden Dr. Andreas Findeis, Projektmanager bei der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, Dr. Tim Gegg, CEO von Mätch VC, und Dr. Marc Funk, Geschäftsführer des Packaging Valley, die fünfköpfige Jury.
Diese kürt jedoch keinen Gewinner, sondern verweist auf den olympischen Gedanken: Dabei sein ist alles. „Es ist eine gute Entscheidung, keinen Sieger hervorzuheben“, kommentiert Stetter, der sich bei allen Teilnehmern und Partnern herzlich bedankt. Abschließend erhalten alle Studenten eine Urkunde und einen 3D-Drucker.
Partner des Makeathon 2023
Neben ITQ und den vier Standortausrichtern Optima Packaging, Syntegon, Zebra Engineering und Rotzinger agierten beim diesjährigen Makeathon der Automatisierer Balluff, der Schaltgeräte-Hersteller Schmersal und der Risikokapital-Fonds Mätch VC als Partner.
Zudem unterstützten die Software-Unternehmen Actimage und Atio, Hfcon, die Hochschule Aalen, das Steinbeis-Beratungszentrum Digitale Transformation und Prozessautomatisierung, die Wirtschaftsförderung Stuttgart sowie der Rems-Murr-Kreis den Makeathon. neue verpackung war der Medienpartner der Veranstaltung.
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