Generiertes Bild mit Supermarktsituation

Nur 42 % der Befragten fühlen sich durch die Angaben auf Etiketten ausreichend informiert. (Bild: Symbolbild Ideogram)

Die Lebensmittelkennzeichnung hat sich längst zu einem entscheidenden Instrument im Spannungsfeld zwischen Verbraucherschutz, Gesundheit und Nachhaltigkeit entwickelt. Eine aktuelle unabhängige Studie mit 1.000 erwachsenen Teilnehmern in Deutschland beleuchtet nun, wie Konsumenten mit Informationen auf Verpackungen umgehen – und welche Erwartungen sie an eine moderne Kennzeichnung stellen. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Während die Etiketten ein zentrales Mittel zur Orientierung darstellen, sehen viele Verbraucher erheblichen Verbesserungsbedarf. Die kompletten Ergebnisse gibt es als Whitepaper bei NSF.

Entscheidungsgrundlage besonders für Jüngere

Drei von vier deutschen Konsumenten (75 %) lesen laut Studie Lebensmitteletiketten vor dem Kauf eines Produkts. In der Altersgruppe der 28- bis 43-Jährigen steigt dieser Anteil sogar auf 80 %. Dabei zählen vor allem das Verfallsdatum (59 %), die Zutatenliste (43 %) und das Herkunftsland (38 %) zu den am häufigsten beachteten Angaben. Insbesondere jüngere Verbraucher zwischen 18 und 34 Jahren legen zudem größeren Wert auf spezifische Informationen wie Allergenkennzeichnungen (27 %), Bio-Zertifizierungen (30 %) oder Angaben zur Verarbeitungsmethode (18 %).

Diese unterschiedlichen Informationsbedarfe über Altersgruppen hinweg unterstreichen die Notwendigkeit für Hersteller und Handel, ihre Kennzeichnungsstrategien differenziert zu gestalten. Eine einheitliche Kennzeichnung reicht heute nicht mehr aus, um allen Zielgruppen gerecht zu werden.

Vertrauen und Zahlungsbereitschaft

Die Bereitschaft, für verständlich gekennzeichnete Produkte mehr zu zahlen, ist hoch. Knapp die Hälfte der Befragten (47 %) würde für umfassend gekennzeichnete Produkte einen höheren Preis in Kauf nehmen. Bei jungen Konsumenten liegt dieser Anteil sogar bei 69 %. Ebenso zeigt sich, dass 51 % der Studienteilnehmer bereit sind, generell mehr für Produkte mit transparenter Kennzeichnung zu zahlen.

Diese Zahlen machen deutlich: Wer auf der Verpackung klar und nachvollziehbar kommuniziert, kann nicht nur Vertrauen schaffen, sondern auch die Markenbindung stärken – und letztlich einen Wettbewerbsvorteil erzielen.

Kritik an mangelnder Informationstiefe

Trotz des hohen Interesses an Kennzeichnungen ist die Zufriedenheit mit den aktuellen Angaben eher verhalten. Nur 42 % der Befragten glauben, dass Lebensmitteletiketten genügend Informationen liefern, um fundierte Entscheidungen über Ernährung und Gesundheit zu treffen. Noch kritischer fällt das Urteil in puncto Nachhaltigkeit aus: Lediglich 28 % sind der Meinung, dass Etiketten ökologische Aspekte ausreichend berücksichtigen.

Diese Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität verweist auf eine zentrale Herausforderung für Politik und Wirtschaft. Verbraucher wünschen sich klarere Aussagen zu Themen wie Umweltverträglichkeit, Produktionsbedingungen oder Ressourcenschonung – Aspekte, die in der öffentlichen Diskussion zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Verarbeitung erkennbar machen – aber wie?

Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie betrifft hochverarbeitete Lebensmittel, sogenannte Ultra-Processed Foods (UPFs). 45 % der Befragten geben an, diese anhand der Etiketten leicht identifizieren zu können. Gleichzeitig empfindet ein erheblicher Teil (40 %) die Unterscheidung weiterhin als schwierig.

Auch hier zeigen sich deutliche Altersunterschiede: Während 56 % der 18- bis 34-Jährigen angeben, UPFs anhand der Kennzeichnung einfach erkennen zu können, sind es bei den über 55-Jährigen nur 41 %. Diese Unterschiede machen deutlich, dass die Komplexität aktueller Kennzeichnungspraktiken nicht für alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen zugänglich ist – und eine barriereärmere Gestaltung dringend notwendig wäre.

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