Am Frühstückstisch fiel mein Blick auf den Kakao-Schlauchbeutel und mir schoss eine Frage in den Kopf: „Irgendjemand muss doch so etwas entwickeln.“ Das war der Startschuss meiner beruflichen Laufbahn und ist nun fast 20 Jahre her. Nach Recherche zur passenden Hochschule fiel meine Wahl auf die Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK), wo ich bereits vor Beginn des Studiums meinen persönlichen Draht zum dortigen Professor des Fachbereichs Verpackung knüpfte. Er nahm sich die Zeit, mich als Studiumsinteressenten ganz individuell durch das Verpackungslabor zu führen – ein Treffen, das mich inhaltlich, aber auch menschlich sehr beeindruckte.
Die gestalterischen Aspekte einer Verpackung in Kombination mit dem zugehörigen Maschinenbau begleiteten und faszinierten mich seit Beginn des Studiums. So war es kein Wunder, dass auf meine Frage an meinem Professor, wo ich denn für die Diplomarbeit am besten das Thema Verpackung und Robotik kombinieren könnte, sofort der Name Schubert ins Spiel kam. Dort empfing man mich – trotz weltweiter Wirtschaftskrise – mit offenen Armen, hatte man doch schon seit einiger Zeit die Augen nach einem Verpackungsspezialisten offengehalten. Ein solcher Posten war ausdrücklicher Wunsch unseres Firmengründers Gerhard Schubert. Er wollte damit sowohl unsere Kunden als auch die Abläufe innerhalb des Hauses mit Verpackungswissen in unserem Kerngeschäftsfeld Schachtelhandling, also Aufrichten, Beladen, Verschließen, unterstützen.
Nach Diplomarbeit und Festanstellung zeigte sich, wie schnell der neu geschaffene Posten im Haus angenommen wurde und welche Möglichkeiten mir gewährt wurden, um die Aufgabe mit Kreativität und Engagement anzugehen – freie Auswahl eines CAD-Systems, Schneidplotter sowie gut geeignete eigene Räumlichkeiten. So startete ich perfekt ausgestattet ins Berufsleben und in das auch für die Firma Schubert neue Aufgabenfeld. Seither konnte ich in nahezu 2.000 Kundenprojekten mit meiner Expertise beraten, ungezählte Zuschnitt-Designs entwerfen und diverse Schachtelmuster bauen – es müssen wohl mittlerweile über 20.000 Stück sein.
Vor dem Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Schachtel, hausintern hatte sich für mich mittlerweile der Spitzname „Mr. Carton“ etabliert, machte natürlich auch der Megatrend Nachhaltigkeit nicht Halt. Im Gegenteil, er traf ins Herz unseres Tuns und gab immer wieder Anschub zu neuen, manchmal auch gewagten Entwicklungen. Dieser Trend regte immer wieder an zum Weiterdenken, gab drängende Impulse, Vorhandenes, vielleicht schon sehr Gutes, noch besser zu machen. Und er ließ neue Blickwinkel entstehen, um Vorteile für unsere Kunden, unsere Maschinen und natürlich unsere Umwelt zu erzeugen. So entstand „Schubert Packaging Perspectives“, unsere gebündelten Aktivitäten in der Verpackungs- und Maschinenentwicklung im Sinne der Nachhaltigkeit. Und dabei geht es um mehr als nur einen griffigen Namen, nämlich darum, als Person, aber auch als Entwicklerteam immer wieder neue Perspektiven auf die Aufgabenstellungen unserer Kunden einzunehmen.
Damit das gut gelingt, besteht unser Kernteam nicht nur aus Entwicklern für Verpackungen aus unterschiedlichen Materialien, sondern auch aus Maschinenspezialisten und Consultants. Mit dieser Mischung wird für jede Aufgabenstellung die beste Lösung erarbeitet, denn ein pauschales „besser“ oder „schlechter“ gibt es bei der optimalen Verpackung nicht. Vielmehr kommt es auf das wohlüberlegte Zusammenspiel an. So zum Beispiel bei U-Boards aus Karton zur Stabilisierung und zum Schutz des Produkts, um das ein Schlauchbeutel geformt wird. Dieser hält das Produkt frisch, wobei es die Auswahl zwischen kunststoff- und papierbasierten Folien gibt, je nach Bedarf oder Vorliebe des Kunden.
Trotz der Möglichkeiten geschickter Materialkombinationen mit anschließender idealer Trennbarkeit zeigt sich ein ungebrochener Trend zur Kunststoffvermeidung. Bei vielen Projekten lohnt es sich zu prüfen, wie man Kunststoff durch Karton ersetzen kann. Und das mitunter ohne Einschränkungen der bisherigen Funktionalität. So können Gefache, produkttragende Einsätze oder Schrumpffolien meist erfolgreich durch gleichrangige Kartonlösungen ersetzt werden. Wie eine solche Transformation hin zur optimalen Verpackung aussehen kann, bei der außerdem noch die Maschinengängigkeit sichergestellt ist, ist zu Projektbeginn selten vorhersagbar, und die Anfragen landen auf meinem Schreibtisch.
In vielen Fällen ziehe ich zunächst Konstruktionen aus der Schublade, die sich in anderen Projekten bewährt haben oder auf den ersten Blick in die richtige Richtung gehen könnten. Doch diese Lösungen dienen praktisch immer nur als Basis zur Weiterentwicklung, um die projektspezifischen Anforderungen zu erfüllen. Sei es eine dekorative Flip-Top-Schachtel für Kaffee, der Ersatz eines Kunststoff-Trays für Dosen durch ein ebenbürtiges Karton-Tray oder ein Shelf-Ready-Tray, dessen Stapelbarkeit ermöglicht wurde. Ab und an landen meine Entwicklungen unverändert auf der Maschine bei unseren Kunden und schließlich im Handel. Wenn ich dann dort die Packung stehen sehe, huscht ein Lächeln über mein Gesicht. Denn ich habe dem Kunden, dem Konsumenten und hoffentlich auch der Umwelt ein kleines bisschen zum Besseren verholfen.
Und so ist und bleibt mein Job, auch nach 14 Jahren, das, was er mir von Anfang an versprochen hat: gestalterisch, technisch, und vor allem eines: jeden Tag aufs Neue spannend.