Braucht es den Begriff Industrie 5.0 – oder wäre seine Einführung ein Fehler?

Braucht es den Begriff Industrie 5.0 – oder wäre seine Einführung ein Fehler? (Bild: Dalle 3 / OpenAI)

Es ist bereits mehr als ein Jahrzehnt vergangen, seit die Bezeichnung Industrie 4.0 durch den früheren SAP-Vorstandsvorsitzenden Henning Kagermann, den ehemaligen CEO des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, Wolfgang Wahlster, und Wolf-Dieter Lukas, ehemaliger Leiter einer Abteilung und späterer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, ins Leben gerufen wurde. Die Bewegung, die ihren Ursprung in Deutschland fand, hat sich mittlerweile weltweit ausgebreitet.

Heute steht Industrie 4.0 für eine transformative Welle, die potentiell jeden gesellschaftlichen Bereich beeinflussen könnte. Diese Welle symbolisiert die vierte industrielle Revolution und wird, ähnlich wie ihre Vorgänger, sowohl tiefgreifende Veränderungen herbeiführen als auch eine beträchtliche Zeitspanne für ihre vollständige Realisierung benötigen.

Das Kürzel „4.0“ deutet dabei nicht nur auf die vierte industrielle Revolution hin, sondern unterstreicht auch die wichtige Rolle der Software in diesem Umwandlungsprozess. Dieses Konzept beinhaltet von Anfang an verschiedene Aspekte wie technologische Entwicklungen, neue Geschäftsmodelle, Fähigkeiten zur Entwicklung neuer Produkte, Nachhaltigkeit, Resilienz und vor allem Strategien zur optimalen Integration und Unterstützung der an den Industrie 4.0-Lösungen beteiligten Personen.

Überstürzte Einführung des Begriffs „Industrie 5.0“

Jede industrielle Revolution erfordert eine sequentielle Abfolge von Schritten. Zunächst müssen technische Grundlagen und internationale Normen etabliert werden, die dann die Grundlage für weiterführende Kompetenzen und die Unterstützung der Arbeitskräfte in der Produktion bilden. Eine proaktive Einbindung der Beschäftigten ist dabei unerlässlich. Es wäre aus Sicht des Forschungsbeirat 4.0 und der Plattform Industrie 4.0 ein großer Fehler, die Inhalte von Industrie 4.0 auf reine Technologie zu beschränken oder das „4.0“ als bloße Versionsnummer zu behandeln und überstürzt durch „5.0“ zu ersetzen.

In jüngerer Zeit wurde häufig der Begriff „Industrie 5.0“ verwendet, der neben Aspekten aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz insbesondere auf „Menschzentriertheit“ abzielt, also auf den Anspruch, Arbeitsprozesse möglichst menschengerecht zu gestalten und eine optimale Unterstützung in den neuen Produktionsverfahren zu ermöglichen. Diese Aspekte seien durchaus positiv, jedoch sei die Einführung eines neuen Begriffs „Industrie 5.0“ zur Beschreibung dieser Ziele nicht erforderlich, da die Orientierung am Menschen und der gesellschaftliche Nutzen bereits seit Beginn zentrale Ziele von Industrie 4.0 waren, Beirat und Plattform in einer gemeinsamen Erklärung.

Vierte industrielle Revolution noch lange nicht abgeschlossen

Die Bezeichnung „Industrie 5.0“ ist weder notwendig noch vorteilhaft, da sie keine neuen Konzepte einführt, aber suggeriert, dass die vierte industrielle Revolution abgeschlossen sei. Solche irreführenden Begriffe können zu Verunsicherungen unter Unternehmen und lang etablierten internationalen Kooperationen führen, die gerade an der Implementierung der vierten industriellen Revolution arbeiten. Sowohl die Plattform Industrie 4.0 als auch der Forschungsbeirat sprechen sich daher entschieden gegen das vorschnelle Einführen des unnötigen Begriffs „Industrie 5.0“ aus.

Ausblick und Lösungsansätze auf der Packaging Machinery Conference

4.0 oder 5.0 – auf der Packaging Machinery Conference lassen wir semantische Diskussionen hinter uns und diskutieren Digitalisierung praxisnah: Dr. Oliver Hanka von PwC referiert über Inhalte und Auswirkungen des Cyber Resilience Acts, Pascal Rübel von Smartfactory analysiert, wo die Herausforderungen liegen, aus Industrie 4.0 Geschäftsmodelle zu etablieren und Prof. Dr. Alexander Kutter von der technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe blickt in die Zukunft und spricht über Chancen, Risiken und Sinn des Industrial Metaverse.

Neben Digitalisierung umfasst die Packaging Machinery Conference noch die Themenblöcke Nachhaltigkeit, Regularien sowie Globalisierung. Weitere Infos zur Veranstaltung finden Sie im Kasten unter diesen Zeilen.

Packaging Machinery Conference

Logo der Packaging Machinery Conference
(Bild: Hüthig Medien)

Der deutsche Verpackungsmaschinenbau ist Weltklasse und konnte im Jahr 2023 wieder zweistellig beim Export zulegen. Trotzdem steht die Branche unter Druck: Auf nationaler Ebene beschäftigen die Unternehmen steigende Energiepreise und ein sich ständig verschärfender Fach- und Arbeitskräftemangel, global führen Konflikte und Protektionismus zu Investitionszurückhaltungen.

Und dies in einer Phase, in der aller Fokus auf Transformation liegen müsste: Digitalisierung und Nachhaltigkeit führen zu Veränderungen mit teils disruptivem Charakter.

Mit welchen Strategien und Geschäftsmodellen kann der Verpackungsmaschinenbau seine Spitzenposition halten und welche Rahmenbedingungen sind hierfür auf nationaler sowie europäischer Ebene nötig?

Seien Sie mit dabei, wenn Spitzenkräfte der Industrie und Experten am 11. und 12. Juni in München auf der Packaging Machinery Conference diese und weitere Fragestellungen diskutieren: https://www.packaging-machinery-conference.de/

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