Frau blickt erschrocken auf Handy

Ende 2022 führte Pro Carton eine europaweite Konsumentenbefragung durch – hier finden Sie nun die Ergebnisse. (Bild: Pro Carton)

Zwei von drei europäischen Verbrauchern (63 %) sind entschlossen, ihren Lebensstil nachhaltiger zu gestalten, und mehr als die Hälfte (58 %) der Verbraucher setzt Recycling ganz oben auf die Liste ihrer Prioritäten, um die Auswirkungen des Klimawandels zu verringern – so das Ergebnis der Konsumentenstudie, die Pro Carton im November 2022 europaweit durchführte.

Trotz der aktuellen Herausforderungen für Verbraucher sind sich die Befragten in allen fünf untersuchten Ländern – Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien – einig, dass ein nachhaltiger Lebensstil wichtiger geworden ist. Die Befragten auf dem europäischen Festland sind den Ergebnissen zufolge diesbezüglich entschiedener als die im Vereinigten Königreich, wo etwas mehr als die Hälfte (57 %) einen nachhaltigen Lebensstil für wichtiger hält, gegenüber 69 % in Italien, 67 % in Spanien, 66 % in Frankreich und 59 % in Deutschland.

Die im Auftrag von Pro Carton, des Europäischen Verbands der Karton- und Faltschachtelindustrie, durchgeführte Untersuchung befragte über 5.000 Verbraucher über ihre Einstellung zur Umwelt und ihre Wahrnehmung von Verpackungen sowie damit zusammenhängende Themen wie die Abholzung der Wälder, Verkehr und andere globale Probleme wie der Krieg in der Ukraine, Covid-19 und die Wirtschaftskrise.

2022 – Inflation, extremes Klima und Krieg

Unter den größten Herausforderungen, die von den Verbrauchern genannt werden, rangiert der Klimawandel (63 %) an zweiter Stelle nach den Lebenshaltungskosten (71 %), aber vor Krieg (59 %), Wirtschaft (55 %) und Armut (52 %). Die deutschen Verbraucher machen sich mehr Sorgen um den Krieg (74 %) als die Briten (32 %), was mit Sicherheit auf die Nähe zum aktuellen Konflikt zurückzuführen ist. Demgegenüber sind 84 % der Befragten im Vereinigten Königreich über die Lebenshaltungskosten besorgt, während es bei den deutschen Verbrauchern nur 60 % sind.

Die Untersuchung ergab auch, dass Verbraucher in ganz Europa zunehmend über die Umweltauswirkungen von Kunststoffverpackungen besorgt sind (55 %), während mehr als drei Viertel (79 %) angeben, dass die Lebenshaltungskostenkrise, der Krieg in der Ukraine und die Folgen der Pandemie die Orientierung auf einen nachhaltigeren Lebensstil behindern.
Bezüglich der Bekämpfung des Klimawandels wird verstärktem Recycling inzwischen mehr Gewicht beigemessen, das vom zweiten Platz der Rangliste bei der gleichen, von Pro Carton 2019 durchgeführten Befragung auf den ersten Platz im Jahr 2022 aufstieg. Dicht dahinter folgen Pflanzen von mehr Bäumen – dem bisherigen Spitzenreiter – und die Verwendung von mehr natürlichen, erneuerbaren Materialien, die weiter den dritten Platz der Prioritäten hält.

Ein Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft

Im Zusammenhang mit der angestrebten Kreislaufwirtschaft ist festzustellen, dass die Zahl der Verbraucher, die ihren eigenen Rat befolgen, deutlich zunimmt. So recyceln 58 % der europäischen Verbraucher mehr als noch vor 12 Monaten, während mehr als die Hälfte (54 %) angibt, dass die Umweltauswirkungen der Verpackung eines Produkts für sie in den letzten 12 Monaten wichtiger geworden sind. Entsprechende Auswirkungen spüren auch Marken, die auf dieses gestiegene Umweltbewusstsein nicht reagieren: Einer von zwei Verbrauchern steigt von Marken oder Produkten wegen der verwendeten Verpackungen auf alternative Optionen um.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Aus den Antworten bezüglich der Entscheidung zwischen zwei verschiedenen Verpackungsformaten ist die wachsende Vorliebe der Konsumenten für Kartonverpackungen zu erkennen. Die Präferenz für dieses ökonomisch und ökologisch verträgliche Verpackungsmedium stieg von 81 % im Jahr 2019 auf 86 % in der Untersuchung von 2022. Die Verbraucher in Spanien und Deutschland greifen sogar noch häufiger zu kartonverpackten Produkten, nämlich zu 90 % beziehungsweise 89 %, während die Briten mit nur 79 % dahinter liegen.
Unter Anerkennung der Bedeutung der Wiederverwertbarkeit von Verpackungen – und damit der Vorzüge von Karton – ist für 85 % der Befragten „bequemes Recycling“ wichtigstes Verpackungsmerkmal. Verpackungen aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen stehen ebenfalls hoch im Kurs, wobei 81 % der Befragten dies mit der Rolle der Verpackung zum Schutz des Produkts (81 %) gleichsetzten. Und: Verbraucher sind bereit, für diese Vorteile zu zahlen. Fast drei Viertel (72 %) würden mehr für ihr gewünschtes Produkt bezahlen, wenn dessen Verpackung weniger negative Auswirkungen auf die Umwelt hätte. Ein Viertel wäre bereit, 5 bis 10 % mehr zu bezahlen, und 8 % können sich sogar vorstellen, 10 bis 20 % mehr zu zahlen.

Auch bezüglich ihres Wissens über die Recyclingfähigkeit von Verpackungsmaterialien zeigen Verbraucher in Europa große Zuversicht: 77 % der Verbraucher sind sich sicher zu wissen, welche Verpackungsmaterialien recycelt werden können. Spitzenreiter auf der Vertrauensskala sind Papier und Karton mit 82 %, gefolgt von Glas (80 %) und Wellpappe (78 %). Am unteren Ende der Skala glauben lediglich 48 % an die Recyclingfähigkeit von Kunststoffkaffeebechern und 47 % an jene von flexiblen Kunststoffverpackungen.

Winfried Mühling, Direktor für Marketing & Kommunikation von Pro Carton, äußerte sich zu den Ergebnissen der Untersuchung wie folgt: „Die Erkenntnisse unserer neuesten Verbraucherumfrage belegen eindeutig, dass Verbraucher entschlossen sind, ihren Beitrag für Recycling und den Schutz des Planeten zu leisten. Die Studie unterstreicht nicht nur die Auswirkungen der aktuellen globalen Krisen, sondern auch die entschlossene Haltung der Verbraucher, seit die Nachhaltigkeitsdebatte in den Vordergrund des öffentlichen Interesses gerückt ist.
Die Ergebnisse zeigen uns, dass Verbraucher bereit sind, ihren Teil beizutragen, aber sie erwarten auch, dass Marken und Hersteller auf ihren Appell mit umweltfreundlicheren Verpackungen und Hinweisen zum Recycling reagieren – beides sind wichtige Bestandteile der Stärken der Karton- und Faltschachtelindustrie. Das Vertrauen der Verbraucher in Europa in das Sammel- und Recyclingsystem für faserhaltige Verpackungsmaterialien ist besonders hervorzuheben. Die hohe Recyclingquote von 82 % für Papier- und Kartonverpackungen in Verbindung mit der hohen Widerstandsfähigkeit der für die Herstellung von Karton verwendeten Fasern macht das Material zu einem echten Champion der Kreislaufwirtschaft.“

Winfried Mühling, General Manager von Pro Carton
Winfried Mühling, General Manager von Pro Carton (Bild: Pro Carton)

Winfried Mühling im Dialog mit neue verpackung zur den Ergebnissen

Kaum fertig ausgewertet, bekam die Redaktion von neue verpackung nicht nur Einblick in die Ergebnisse der Konsumentenbefragung, sondern auch die Gelegenheit zum Interview mit Winfried Mühling, General Manager von Pro Carton.

Herr Mühling, was treibt die Gedanken der Verbraucher zum Ende des abgelaufenen Jahres an?

Das Jahr 2022 war klar geprägt von aktuellen Geschehnissen. Es wird in die Geschichts-bücher eingehen als das Jahr der Inflation, extremer Wetterlagen und natürlich des Kriegsgeschehens in der Ukraine.

Auf der Verpackungsseite bleiben die nachteiligen Auswirkungen von Plastik in den Weltmeeren bestimmendes Thema. Die Pandemie und Flüchtlingsprobleme sind dagegen in den Hintergrund getreten.

Welche Schlussfolgerungen haben sich daraus ergeben?

Fast zwei Drittel der befragten Verbraucher gaben an, dass eine nachhaltige Lebenshaltung für sie im Verlauf des Jahres an Bedeutung gewonnen hat. Nachhaltigkeit und Rücksicht auf die Umwelt stehen nach wie vor im Vordergrund.

An erster Stelle hier stand eine verstärkter Fokus auf die Recyclingtätigkeiten (58 %), gefolgt von Reduzierung des Wasserverbrauchs (56 %) und Reduzierung von Plastikverpackungen (46 %). Unmittelbar dahinter – wohl beeinflusst durch die aktuelle hohe Inflation – stand dann bereits die Auswahl preisgünstiger Produkte. Konsumenten passen ihre Konsumgewohnheiten an die aktuelle Situation an.

Spannend finde ich in diesem Kontext die Tatsache, dass die Befragten die gestiegenen Lebenserhaltungskosten als derzeit drängendstes persönliches Problem benannten, etwas mehr als die Hälfte sogar Angst vor Armut hat – gleichzeitig erklärten sich 72 % bereit, für eine nachhaltige Verpackung mehr zu zahlen. Wie erklären Sie sich das?

Der Nachhaltigkeitseffekt einer Kaufentscheidung ist bei Verbrauchern sehr hoch angesiedelt. Er ist wichtiger Teil des Produkterlebens. Der Verpackung kommt somit eine zunehmend große Wertstellung zu. Eine hochwertige Verpackung wirkt durch bis zum Produkt und lässt Rückschlüsse zu auf die Qualität des Produktes. Gleichzeitig müssen wir sicherlich auch betrachten, dass es hier um Trendaussagen geht, die Kaufentscheidung trifft der Verbraucher noch immer am POS.

Welche Aussagen ergaben sich in der Umfrage außerdem bezüglich der Bedeutung der Verpackung auf die Kaufentscheidung?

Hier waren die Aussagen eindeutig: 47 % der Verbraucher gaben an, in den letzten 12 Monaten einen Markenwechsel allein wegen der Verpackung vorgenommen zu haben. Die Verbraucher haben klare Vorstellungen von der Verantwortung der Markeninhaber auf die Wahl umweltverträglicher Verpackungen.

Die Verpackung spielt somit eine grosse Rolle zur Bildung von nachhaltiger Markenloyalität.

Was sind die entscheidenden Eigenschaften, welche Verbraucher heute an einer Verpackung wertschätzen?

An erster Stelle genannt wurde hier die Recyclingfähigkeit der Verpackung. 85 % der Verbraucher nennen dies an allererster Stelle. 81 % der Verbraucher legen Wert auf Verpackungen bestehend aus erneuerbaren Rohstoffen.

Ebenso von Bedeutung (81 %) ist der Schutz des Produktes während des Transports und im Regal des Handels. Mit Verpackungen aus Karton treffen wir somit alle drei top genannten Eigenschaften.

Was wissen die Verbraucher über die Recyclingfähigkeit unterschiedlicher Verpackungen?

Mehr als 75 % der Verbraucher können eine klare Entscheidung über die Recyclingfähigkeit unterschiedlicher Verpackungen treffen. Das größte Vertrauen besteht bei Verpackungen aus Papier und Karton (82 %) gefolgt von Glas (80 %) und Wellpappe (79 %). Unsicherheit bestand bei flexiblen Kunststoffverpackungen (47%) und Kunststoffbechern aus Plastik (48%).

Ein deutlicher Vertrauensbeweis in ein funktionsfähiges Sammel- und Sortiersystem für Faltschachteln und Wellpappe in Europa.

Wenn auch je nach Packmittel unterschiedlich stark ausgeprägt – generell herrscht erkennbar weiterhin eine große Unsicherheit bezüglich der Recyclingfähigkeit von Verpackungen. Braucht es also vielleicht mehr/bessere Recycling-Hinweise?

Ich denke ganz sicher, dass es bessere Recyclinghinweise benötigt. Das Recycling-Logo, welches sich zwischenzeitlich auf fast allen Verpackungen befindet, reicht nicht mehr aus. Für flexible Kunststoffverpackungen fehlt das «Grundvertrauen», die Unsicherheit im Umgang nach Verbrauch ist groß. Ein Logo alleine aber wird es nicht richten. Es benötigt auch die nachweisliche Wiederverwendung von Verpackungsmaterialien nach deren Gebrauch zur Herstellung neuer Verpackungsmaterialien.

92 % der Befragten sehen die Industrie in der Verantwortung, mehr für die Umwelt zu tun. Welche Hausaufgaben leiten Sie hier für Ihren Verband ab?

Eine sehr bedeutende Aussage, besonders in Zeiten des EU-Regulierungstsunamis.

Eine zunehmend wichtige Aufgabe für Pro Carton und unsere Mitglieder ist auch die nachhaltige Forstwirtschaft. Wälder helfen im Kampf gegen den Klimawandel. Alle unsere Mitglieder haben sich der nachhaltigen Waldbewirtschaftung verschrieben zum Schutze der Umwelt und zur Sicherung nachwachsender Rohstoffe. Die Kartonindustrie in Europa ist auch sehr stark europäisch geprägt. Wir beziehen unsere Rohstoffe zu mehr als 90 % aus Europa, produzieren in Europa für überwiegend europäische Kunden. Wir engagieren uns für lokale und getrennte Sammlung faserbasierten Verpackungsmaterials, um es in unseren europäischen Werken wieder zu neuen Verpackungen zu verarbeiten. Gelebte Kreislaufwirtschaft also.

Die Karton- und Papierindustrie hat sich außerdem zum Ziel gesetzt, bis 2030 die Messlatte für unsere Recyclingtätigkeit weiter nach oben zu setzen: 90 % sind aufgerufen. Dies kann nur gelingen, wenn alle Teilnehmer der Wertschöpfungskette kooperieren. Und genau hier sehe ich auch ein der Hauptaufgaben von Pro Carton, diese Herausforderungen über Unternehmensgrenzen hinweg transparent zu machen und den Rahmen zu deren Umsetzung zu gewährleisten.

Nachhaltige Verpackungen: der große Überblick

Grafik von Lebensmitteln im Supermarktregal
(Bild: sabelskaya - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema nachhaltige Verpackungen wissen? Klar ist, dass der Bedarf an nachhaltigen Verpackungen in den kommenden Jahren stark steigen wird. Aber das Thema ist komplex: Wann gilt denn überhaupt eine Verpackung als nachhaltig und welche Kriterien müssen dabei künftig erfüllt sein? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

 

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