Auf dem Packaging Machinery Salon wurde das Thema Fachkräftemangel in der Verpackungsindustrie diskutiert.

Auf dem Packaging Machinery Salon wurde das Thema Fachkräftemangel in der Verpackungsindustrie diskutiert. (Bild: Lea Theweleit)

Stell dir vor, es ist Arbeit – und keiner geht hin. So oder so ähnlich das drohende Zukunftsszenario in vielen Werkshallen hierzulande. Und zwar nicht, weil Digitalisierung und Automatisierung den Menschen obsolet gemacht hätten. Sondern weil einfach keine Menschen da sind, die die zu erledigende Arbeit übernehmen.

Das war, in aller Kürze, die Motivation für den Packaging Machinery Salon „Chefsache Fachkräftemangel?“, der am 20. Februar 2024 bei Leuze in Owen stattfand.

„Leidensdruck noch nicht hoch genug“

Nach einer kurzen Begrüßung durch Geschäftsführer Salvatore Buccheri gab es vor dem Main Event des Tages eine Werksführung durch die Produktion. Hier konnten die Teilnehmer mit eigenen Augen sehen, dass Sensoren noch immer echte Handarbeit sind – trotz vorhandener Robotertechnik. Ein guter Reality-Check, der allen noch einmal zeigte, was für ein wichtiger Faktor Fachkräfte für die Wettbewerbsfähigkeit des Technologielandes Deutschland sind.

Um 17 Uhr war dann offizieller Starttermin für den hybrid veranstalteten Salon. Zur Einstimmung gab Mattias Rust, Leiter Human Resources der Weig Gruppe, einen Impulsvortrag mit dem passenden Titel „Warum der Fachkräftemangel noch keine Chefsache ist“. Mit sechs, teils provokanten Thesen („Der Leidensdruck ist noch nicht hoch genug“, „Die deutsche Industrie untergräbt ihr Image“, „Diversität ist noch ein Lippenbekenntnis“) lieferte Rust eine gute Basis für die folgende Paneldiskussion, an der er auch selbst teilnahm.

Außerdem waren auf der Bühne vertreten: Sabine Gauger-Wahl, Vorstandsvorsitzende des Packaging Valley, Prof. Dr. Michael Herrenbauer, Professor des Fachbereichs Verpackungstechnik an der Hochschule der Medien Stuttgart, André Limburg, Geschäftsführender Gesellschafter bei Insight International Management Consultants sowie Boris Wörter, SVP Global Human Resources bei Leuze.

Nicht nur die Jugend im Visier haben

In der folgenden Diskussion ging es zu Beginn erst einmal um die ganz grundsätzliche Fragestellung, wie sich die Verpackungsindustrie als solche attraktiver für potenzielle Mitarbeiter machen kann, allen voran natürlich für den Nachwuchs. Sabine Gauger-Wahl argumentierte recht pointiert, man müsse im Grunde „in die Kindergärten hinein“, um bereits den Kleinsten die Welt der Verpackung näherzubringen. Aber auch später, wenn es in Richtung Ausbildungs- beziehungsweise Berufswahl ginge, könnten Unternehmen die Bedeutung von Praktikumsplätzen gar nicht überbewerten, um die Attraktivität der Branche und ihrer Themen besser kennenzulernen.

Dabei muss es aber auch nicht immer gleich ein mehrwöchiges Praktikum sein, manchmal reichen auch zwei intensive Tage: So veranstaltet das Packaging Valley mittlerweile jährlich den sogenannten Makeathon, bei dem Studierende technischer Fachrichtungen wie Maschinenbau oder Informatik gemeinsam an Standorten der Mitglieder des Packaging Valley konkrete Aufgabenstellungen bearbeiten und im Anschluss präsentieren.

Eine weitere Zielgruppe, die noch immer viel zu wenige Arbeitgeber beim Recruiting im Visier haben, findet sich am anderen Ende des Altersspektrums: die der Best Ager. Während Unternehmen vornehmlich und immer öfter auch vergeblich nach möglichst jungen, also möglichst lange noch erwerbstätigen Menschen Ausschau halten, bleiben qualifizierte und hochmotivierte Arbeitnehmer jenseits der 50 weiterhin im Bewerbungsprozess auf der Strecke. Ein Fehler, war man sich einig: „Probieren Sie es – es tut gar nicht weh.“

Den Blick nach Innen nicht vergessen

Der beste Weg, um gegen Fachkräftemangel vorzugehen ist, Personallücken gar nicht erst entstehen zu lassen. Und so sollten Unternehmen nicht vergessen, in das Bestandspersonal zu investieren und diese beispielsweise durch kontinuierliche Weiterbildung gleichermaßen zu qualifizieren und damit zu motivieren.

Außerdem vernachlässigen global aufgestellte Unternehmen noch immer die Möglichkeit, Standorte in anderen Ländern für das Recruiting nach Deutschland zu nutzen. Denn nicht überall auf der Welt herrscht Fach- beziehungsweise Arbeitskräftemangel.

Im Anschluss waren alle Gäste und Teilnehmer der Podiumsdiskussion noch einmal zum gemütlichen Ausklang mit Fingerfood eingeladen. Nur einer musste sich beim Networking nochmal ausklinken: Boris Wörter vom Gastgeber Leuze – er musste noch einmal an den Schreibtisch und zwei neue Arbeitsverträge unterzeichnen. Der wohl einzige Nachteil einer erfolgreichen Recruiting-Strategie…

Packaging Machinery Conference

Logo der Packaging Machinery Conference
(Bild: Hüthig Medien)

Der deutsche Verpackungsmaschinenbau ist Weltklasse und konnte im Jahr 2023 wieder zweistellig beim Export zulegen. Trotzdem steht die Branche unter Druck: Auf nationaler Ebene beschäftigen die Unternehmen steigende Energiepreise und ein sich ständig verschärfender Fach- und Arbeitskräftemangel, global führen Konflikte und Protektionismus zu Investitionszurückhaltungen.

Und dies in einer Phase, in der aller Fokus auf Transformation liegen müsste: Digitalisierung und Nachhaltigkeit führen zu Veränderungen mit teils disruptivem Charakter.

Mit welchen Strategien und Geschäftsmodellen kann der Verpackungsmaschinenbau seine Spitzenposition halten und welche Rahmenbedingungen sind hierfür auf nationaler sowie europäischer Ebene nötig?

Seien Sie mit dabei, wenn Spitzenkräfte der Industrie und Experten am 11. und 12. Juni in München auf der Packaging Machinery Conference diese und weitere Fragestellungen diskutieren: https://www.packaging-machinery-conference.de/

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